Ignoranz zwischen Fachbereichen

Liebe Kollegen,

wie wir alle wissen, bestehen gegenüber jedem Fachbereich einige Vorurteile. So gibt es die hauptsächlich kaffeetrinkenden Anästhesisten, die rauen Chirurgen, die jeden Patienten gleich operieren wollen, die Internisten als sog. "Pillendreher" und Psychiater, die nur Gespräche führen... Das war nur eine kleine Auswahl, die man in seinem Berufsleben zu hören bekommt. Ich selbst habe keinerlei Probleme mit kleinen Sticheleien zwischen den Fachbereichen. Ich habe jedoch innerhalb meines Wochenenddienstes eine solche Ignoranz zu spüren bekommen, die mich absolut erschüttert hat.

Ich bin Psychiaterin und im Wochenenddienst ist man in unserer Klinik als Diensthabender für drei Stationen zuständig. Ich wurde am Samstagnachmittag zu einer Patientin gerufen, die alle Symptome eines Ileus aufzeigte und ich forderte ein dringendes chirurgisches Konsil an. Jedoch wurde ich abgespeist mit dem Hinweis, dass es doch ein psychiatrischer Patient sei und ich solle doch erst mal abwarten, da "er keine Zeit habe einen Hypochonder zu untersuchen." Ich bin fast aus den Latschen gekippt! Bevor ich mich weiter über die Ignoranz des Kollegen ärgerte, ließ ich unsere Patientin in die Rettungsstelle herunterbringen und wie sich dort herausstellte hatte ich Recht und die Patientin wurde schnellstmöglich in den OP gebracht...

Natürlich habe ich sofort am Montag von diesem Zwischenfall in der Besprechung mit den Oberärzten berichtet. Diese haben sich zwar auch über das Verhalten geärgert, aber Fazit war nur ein "typisch Chirurgen". Das kann es doch aber nicht gewesen sein, oder? Würden Sie diesen Fall der Dienstaufsicht darlegen? Ich bin immer noch erschüttert, welche Ignoranz zwischen einigen Fachbereichen besteht!