Allergisch auf Bewegung?

Kasia Beaver, 33, aus England, leidet seit ungefähr 13 Jahren an Bewegungs-induziertem Angioödem, einer seltenen Form von Urtikaria. Seit der Erstbeschreibung im Jahr 1970 wurden nur circa 1000 Fälle in der Literatur beschrieben.

Die wichtigste Therapie für Kasia: Sich so wenig wie möglich bewegen. Denn wenn ihr Herz zu schnell schlägt schwellen ihre Lider an und jucken, ihr Rachen wird eng und sie bekommt Atembeschwerden und Urtikaria.

Viele von uns scherzen darüber, dass wir nicht Sport machen können, da wir darauf allergisch sind. Für diese Patientin, Mutter von vier Kindern, ist das Wirklichkeit. Sobald sie etwas ins Schwitzen kommt, riskiert sie einen potentiell fatalen anaphylaktischen Schock. Ihr EpiPen muss immer griffbereit sein. Anfangs halfen ihr Antihistaminika und kalte Umschläge, doch dieser Effekt nahm im Laufe der Zeit ab und die Attacken wurden häufiger und schlimmer. Es vergingen Jahre bis Kasia Beaver die allergischen Reaktionen mit Bewegung in Verbindung brachte und die Diagnose gestellt wurde. Doch nicht nur Bewegung, allein ein hoher Puls führte zu Attacken, was auch ihr Sexualleben drastisch einschränkte. Mittlerweile weiß Kasia Beaver, die Trigger zu vermeiden und ein neues Antihistaminikum helfe zudem.

Die genaue Ätiologie des Bewegungs-induzierten Angioödems ist noch unklar. In Hautbiopsien wurden jedoch vermehrt degranulierte Mastzellen gefunden. Die Krankheit wird auch mit bestimmten Nahrungsmitteln, Medikamenten und Hypothyreose in Verbindung gebracht. Doch nicht bei allen Patienten kann eine Verbindung gefunden werden. Die Anzahl der Patienten mit Bewegungs-induziertem Angioödem nach dem Essen bestimmter Speisen ist zwar sehr klein aber ansteigend. Bleibt die Frage, ob dies effektiv an einer Zunahme der Inzidenz liegt oder an einer vermehrten Diagnosestellung. Es wird jedoch vermutet, dass die Dunkelziffer der Personen, die an einer milderen Form leiden sehr hoch ist. Diese Geschichte vermag vielleicht Ärzte anzuregen, sich bei Unklarheiten zu belesen und vor allem wieder mehr Wert auf eine gründliche Anamnese zu legen.

Welchen Stellenwert hat die Anamnese bei Ihnen? Führen Sie sie immer vor der Untersuchung durch, oder aus Zeitgründen parallel? Wie oft haben Sie schon seltene Krankheiten diagnostiziert?