Dementielle Zustände durch Kunstfehler?

Es befindet sich derzeit eine 87jährige Patientin in meiner Sprechstunde.

Eine Pflegerin, die eine Stunde/Tag kommt, bemerkte ein mangelndes Trinkverhalten und konsultierte daraufhin den Notarzt.

Ende Mai 2007 erfolgte die stationäre Aufenthalt mit dem V.a. einen ältere (Tage alte) cerebrale Ischämie bei u.a. verwaschener Sprache und AZ- Verschlechterung.

Ein Apoplex konnte jedoch computertomografisch ausgeschlossen werden. Hierbei zeigte sich lediglich eine subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE).

Laut des Arztbriefes fiel eine rezidivierende Verwirrtheit auf, welche nach deren neurologisch/psychiatrischen Konsiliarius am ehesten auf eine Demenz zurückzuführen sei. Daraufhin 3 mg Bromazepam zur Nacht, darunter seien die Erregungszustände etwas abgemildert.

Die Patientin nimmt seit über 10 Jahren Alprazolam 1 mg.

Eine bestandene Hypovolämie sei durch Voll- Elektrolytlösung ausgeglichen worden.

Während des weiteren stationären Aufenthaltes stürzte die Patientin nachts aus dem Bett und zog sich dabei links eine Schenkelhalsfraktur zu. Die Patientin wurde zur operativen Versorgung auf die unfallchirurgische Abteilung verlegt.Medikamente (erster stationärer Aufenthalt)

Symbicort 2x2 Hub

Beloc zok mite 0,5-o-0,5

Torem 10 1-0-0

Voltaren 1-1-1

Pantozol 40 1-0-1

Vigantoletten 1000 I.E. 1-0-0

Bromazepam 3 mg 0-0-0-1

Der Vater der Patientin ist Kollege. Er hat den Fall genau beobachtet und bittet mich um Rat.

Es ist absurd, dass eine 87jährige Dame alleine aus dem Bett stürzt, wenn das Gitter davor sein sollte. Darauf ist ausdrücklich hingewiesen worden. Das wurde entweder versäumt, oder aber eine Schwester hat sie aus Versehen fallen lassen. Die Patientin ist erst einen Monat vorher operativ versorgt worden, nachdem sie sich in ihrer Wohnung einen Schenkelhalsbruch rechts zugezogen hatte.

Laut Aussage des Sohnes sei die Patientin vor dem stationären Aufenthalt gut ansprechbar gewesen, Verwirrtsheitszustände habe er nicht bemerkt. Nach dem operativen Eingriff habe sich aber der Zustand der Patientin rapide verschlechtert. Starke Verwirrtheitszustände und verwaschene Sprache.

Es wurde nach der OP kein Benzodiazin verabreicht, die Patientin befand sich im Entzug, was zur wesentlichen Verschlechterung beigetragen haben könnte. Eine bestandene Hypovolämie wurde nicht durch Voll- Elektrolylösung ausgeglichen. Die Braunüle habe sich die Patientin selbst gezogen, daraufhin sei es unterlassen worden.

Nach stetiger Verschlechterung des AZ und EZ wurde die Patientin in ein Seniorenheim verlegt. Nach Aussage des Sohnes sei sie nicht mehr ansprechbar gewesen, konnte nicht mehr sprechen und sich eigenständig ernähren. Die Patinetin sei regelrecht „aufgegeben“ worden.

Erst nach wiederholter Aufforderung des Vaters, eine sofortige stationäre Einweisung wegen bestender Hypovolämie zu bewirken, ist die Patientin verlegt worden. Die stehenden Hautfalten seien sehr prägnant gewesen, zudem konnte die Patinetin nicht ausreichend Flüssigkeit selbstständig aufnehmen. Eine Infusion im Heim sei abgelehnt worden.

Nach prompter Übernahme und raschem Ausgleich der Hypovolämie ist die Patientin zu ihrem vorherigen Gesundheitszustand zurückgekehrt. Keinen Verwirrtheitszustände, gute Artikulation, ADL alleine gut zu bewerkstelligen

Was würden sie in diesem Fall dem Sohn der Patintin raten? Sehen sie diesen Fall auch als einen „Kunstfehler“ an. Hätte dieser Zustand nicht vermeidbar sein können?

Vielen Dank und freundliche Grüße