Nierenscreening als Präventionsmaßnahme?

In den USA wird derzeit darüber diskutiert, ob ein regelmäßiges Nierenscreening für Erwachsene ohne jegliche Symptome eingeführt werden sollte. Chronische Niereninsuffizienz ist in den USA die achthäufigste Todesursache, weswegen die American Society of Nephrology (ASN) eine Notwendigkeit zur Früherkennung von den häufig asymptomatisch beginnenden Nierenerkankungen sieht. Tatsächlich ließen sich viele Krankheiten noch in ihrem schleichend progredienten Verlauf frühzeitig erkennen und weiteres Fortschreiten bis hin zur Dialysepflicht gezielt hinauszögern oder gegebenenfalls sogar verhindern.

Doch Kritiker, in diesem Falle die ACP (American College of Physicians) meinen, der Nutzen stünde nicht im Verhältnis zu den Kosten bzw. Risiken. Durch regelmäßiges Screening würden gesunde Menschen zu zahlreichen Untersuchungen gezwungen. Man befürchtet eine Überdiagnostizierung, das Risiko falsch positiver Ergebnisse und unnötige Behandlungen von eigentlich Gesunden, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen könnten. Derzeit wird das Screening von asymptomatischen Erwachsenen ohne Risikofaktoren nicht empfohlen. Auch für eine antihypertensive Therapie mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptor-Blockern liegen in den USA keine Screening-Empfehlungen vor, unbeachtet, ob Diabetiker oder nicht.

Liebe Kollegen, halten Sie diese Empfehlungen tatsächlich noch für zeitgemäß? Wie auch die ASN konstatierte, erhöhen chronische Nierenerkankungen auch in milden Stadien die Mortalitätsrate. Vor allem in der stationären Behandlung stellen nephrotoxische Medikamente, Kontrastmittel, Sepsis und OPs ein Risiko für ein akutes Nierenversagen dar. Sollte man die Screeningmethoden daher nicht auch in Deutschland ausweiten?

Weitere Quellen:

http://www.nephrologynews.com/articles/109817-asn-disagrees-with-new-guidelines-says-adults-should-be-screened-for-kidney-disease