Warum kommen keine neuen Antibiotika auf dem Markt? Alternativmodelle für die Forschung.

Medikamentenresistente Erreger sind in den modernsten Krankenhäusern verbreitet und stellen ein großes Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung dar. Die Epidemologen warnen vor der Entstehung einer neuen pandemischen Erregerart, die sich mit den vorhandenen Antibiotika nicht (mehr) behandeln lässt.

Chatham House, eine führende Thinktank in Großbritannien plädiert in für einen neuen Geschäftsmodell, das die Entwicklung neuer Antibiotikageneration kathalisieren soll.

In dem in Februar erschienen Bericht, präsentiert Kevin Outterson, ein Gesundheitspolitik Experte aus der Juristischen Fakultät der Boston University, das "Delinkage Model" (Entkopplung-Modell) als alternative zu dem aktuellen Status Quo. Das Modell besagt, dass die durch den Antibiotikaverkauf entstehenden Einnahmen von den Forschungskosten zu entkoppeln sind. Es wird tatsächlich heute nicht mehr in Antibiotika geforscht, da die Einnahmen viel niedriger sind, im Vergleich zu den Einnahmen der Therapie chronischer und über Jahre progredienten Krankheiten.

Um die Marktlücke zu schließen und eine effiziente Prävention gegen Epidemien zu garantieren, sollten neue wirtschaftliche Anreize geschaffen werden. Outterson schlägt deshalb vor, dass die Regierungen die Forschung an Antibiotika durch großzügige Zuschüsse ankurbeln, aber dafür die Patente neuer Medikamenten behalten.

Da ein dringlicher Bedarf an neuen Antibiotika besteht, plädiert der Autor für eine Reformierung des Designs klinischer Studien. Um eine schnelle Vermaktung der Antibiotika zu erreichen, fordert der Experte vier Reformen: Die Zulassung einer großen Zahl hochinnovativer Antiobiotika, die Vereinfachung der klinischen Studien für Antibiotika, die Investition von Milliarden weltweit in die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika und die Übernahme neuer und teuren Antibiotika in den Krankenkassenkatalog.

Das vorgeschlagene Modell könnte allerdings auf Widerstand stoßen. Don Ganem, der Leiter der Infektionskrankheiten Abteilung im Novartis Insitute for Biomedical Research sagt, das "Delinkage"-Modell sei eine utopische Herangehensweise an das Problem, die Bürger zahlen bereits viele Steuern für gemeinnützige Organisationen, warum sollen sie auch noch einen profitablen Industriesektor finanzieren?

Eines ist sicher: die Forschungslücke der Infektionskrankheiten muss schnellstmöglichst gedeckt werden. Welche Alternative und Anreize angeboten werden sollten, ist noch kontrovers. Liebe Kollegen, wie sehen Sie diese Frage?

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