Auf Herz und Nieren prüfen – das kardiorenale Syndrom

Herz und Nieren sind nicht nur sprichwörtlich miteinander verbunden, sie haben auch gemeinsame Pathomechanismen. So liegt einer Niereninsuffizienz oft eine kardiale Ursache zugrunde, wie auch umgekehrt. Was beim kardiorenalen Syndrom zu beachten ist.

Wissenswertes zum kardiorenalen Syndrom

Oft ist es gar nicht so einfach zu differenzieren, was „Henne“ und was „Ei“ ist. Denn die pathophysiologische Basis für Herz- und Nierenerkrankungen ist in den meisten Fällen gleich: Metabolisches Syndrom und Rauchen setzen sowohl dem Herzen als auch den Nieren zu. Daher kommt es häufig zu Überschneidungen.

Erst Herz, dann Niere: Was tun beim kardiorenalen Syndrom?

Wenn eine Herzinsuffizienz im Vordergrund steht, sind mehrere therapeutische Maßnahmen erforderlich:

  1. Kausaltherapie des akuten Ereignisses
  2. Rekompensation nach Stufenschema
  3. Optimierung der renalen und kardialen Therapie

Bei einer akuten Herzinsuffizienz wird zunächst die Ursache behandelt, sei es ein kardiogener Schock, ein hochgradiger AV-Block oder eine Elektrolytstörung. Anschließend folgt die Rekompensation. Sie startet initial mit Schleifendiuretika und kann über eine sequentielle Nephronblockade bis hin zur Ultrafiltration eskaliert werden. Schließlich muss die renale wie kardiale Therapie optimiert werden, um weitere Akutereignisse zu vermeiden.

Diurese, aber richtig!

Doch was ist die richtige diuretische Strategie bei akuter dekompensierter Herzinsuffizienz? Auch hier ist ein differenziertes Vorgehen wichtig, das sich an folgenden Fragen orientiert:

Die initiale Dosis richtet sich nach der bisherigen Behandlung. In einer Studie wurden mit dem 2,5fachen der oralen Dosis als i.v.-Medikation gute Ergebnisse erzielt. Als Anhaltspunkt kann auch die Bestimmung von Natrium im Urin dienen. Eine Natriurese von >70mmol spricht für eine ausreichende diuretische Therapie. Je nach Schwere der kardialen Dekompensation kann auch eine Hämofiltration oder Dialyse notwendig sein. Nach aktueller Empfehlung gilt dabei allerdings: erst, wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend ist.

Nicht vergessen: optimierte Langzeittherapie

Für den weiteren Verlauf entscheidend ist die anschließende Dauertherapie. Bei der Behandlung der Herzinsuffizienz hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Bei einer Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Auswurffraktion (HFrEF) gelten nach wie vor die sogenannten „Phantastic Four“ aus ACE-Inhibitoren/Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI), Betablockern, Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) und SGLT2-Inhibitoren als Standard. Neu hinzugekommen ist jedoch die Empfehlung von SGLT2-Inhibitoren auch bei erhaltener Pumpfunktion (HFpEF).

Die Indikation für SGLT2-Inhibitoren ist damit insgesamt noch breiter geworden. Beim kardiorenalen oder renokardialen Syndrom sind die Wirkstoffe mit ihrer sowohl kardio- als auch nephroprotektiven Funktion besonders wertvoll – egal, was Henne und was Ei ist. 

Fazit für die Praxis

Das kardiorenale Syndrom ist eine diagnostische und therapeutische Herausforderung. In der Praxis hat es sich bewährt, Schritt für Schritt vorzugehen und nach der akuten Stabilisierung eine Langzeittherapie zu finden, die beide schützt: Herz und Nieren.

Quelle:

Mehr Highlights von den Nephrologiekongress finden Sie in unserer Kongressberichterstattung.