Diäten und Fasten bei Krebs – Die Datenlage

Viele Patientinnen und Patienten glauben, den Tumor mithilfe spezieller Diäten oder Fastenkuren aushungern zu können. Zahlreiche Beispiele aus dem Netz bestärken sie in ihrem Glauben. Doch was ist eigentlich wissenschaftlich betrachtet dran an solchen Aussagen?

Mangelernährung und Untergewicht verschlechtern Prognose

Viele PatientInnen glauben, den Tumor mithilfe spezieller Diäten oder Fastenkuren aushungern zu können. Zahlreiche Beispiele aus dem Netz bestärken sie in ihrem Glauben. Doch was ist eigentlich wissenschaftlich betrachtet dran an solchen Aussagen?

Das sogenannte Heilfasten, die ketogene Diät und andere gleichartige Ernährungsverfahren sollen PatientInnen im Kampf gegen ihre Tumoren unterstützen, die Tumorzellen bestenfalls aushungern und so die Behandlung unterstützen. Das Konzept des Nährstoffentzuges klingt dabei eigentlich gar nicht so falsch. "Nimm dem Tumor den Brennstoff, z. B. Zucker, weg, stirbt er ab." Aber ist es wirklich so einfach und was sagen die Studien dazu?

Das Thema Diät und Krebs war beim diesjährigen Deutschen Krebskrongress in Berlin unter anderem Teil des Science Slams "Integrative Onkologie – Fakten gegen Mythen" am Nachmittag des 20.02.2020. Wie spannend Fragen rund um Ernährung und Phytomedizin letztlich sind, zeigte sich an dem gut besuchten Raum, der längst nicht mehr allen Interessierten Platz bot. Alle RednerInnen waren zudem meist junge ÄrztInnen am Anfang ihrer Karrieren, die ausnahmslos unverbrauchte und unterhaltsame Vorträge darboten und sich den Themen des Tages dennoch evidenzbasiert und umfassend näherten.

Studienlage mangelhaft

 Auffällig ist, das obgleich nahezu jeder z. B. etwas zur ketogenen Diät sagen könnte und sich dementsprechende Internetseiten in wahren Erkenntnisströmen zu ergießen scheinen, doch kaum verwertbare Studien existieren, die solch umfangreiche Schlüsse überhaupt nur im Ansatz zulassen würden. Vieles basiert einzig und allein auf in-vitro-Studien und Mausmodellen, die 1:1-Übertragbarkeit auf den Menschen daher fraglich.

Fakt ist jedoch, dass solche Diäten den Körper und seine Funktionen auch beim Menschen verändern. Krebszellen brennen regelrecht auf Zucker. Ihnen diese Energiequelle zu entziehen, ist Grundlage der  Ketogenen Diät.

Anders als beim chronischen hypokalorischen Fasten, welches den Krebs aushungern soll – aber durch die Mangelernährung vor allem die Prognose verschlechtert und das Mortalitätsrisiko erhöht – wird bei der Ketodiät der Zucker isokalorisch durch andere Makronährstoffe wie Fette oder Proteine ersetzt. Die Glukoseaufnahme sinkt und soll dem Tumor schließlich ebenfalls den Zucker entziehen. Dadurch, so der Ansatz, kommt es zur Abnahme wachstumsfördernder Faktoren, wie beispielsweise IGF-1 sowie zum Energiemangel in den Tumorzellen. So werden in den entarteten Zellen Autophagieprozesse ausgelöst und im gesmaten Körper CD8-positive T-Lymphozyten des Immunsystems zusätzlich aktiviert, so die aus den Modellen abgeleitete Theorie. Bewiesen sind diese Zusammenhänge im Menschen allerdings bisher nicht.

Fazit

Quelle: Science Slam "Integrative Onkologie – Fakten gegen Mythen"; DKK 2020; Berlin, 20.02.2020