Endlich: Die HPV-Impfung nun auch für Jungen

Am 28. Juni hat die STIKO im Epidemiologischen Bulletin des RKI erstmalig zur HPV-Impfung der Jungen aufgerufen. Damit ist jetzt die letzte große Hürde genommen, so die Einschätzung von Prof. Dr. Peter Schneede auf der Pressekonferenz der DGU in Dresden.

Kinderärzte sollten schon bei U11-Untersuchung impfen

Am 28. Juni hat die STIKO im Epidemiologischen Bulletin des RKI erstmalig zur HPV-Impfung der Jungen aufgerufen. Damit ist jetzt die letzte große Hürde genommen, so die Einschätzung von Prof. Dr. Peter Schneede, Memmingen, auf der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Dresden. "Wir sind froh, dass die STIKO die HPV-Impfung nun auch für Jungen empfiehlt", so Schneede.

Wie von der DGU seit Jahren gefordert, erfolgte damit die Änderung der STIKO-HPV-Impfempfehlung. Impfziel sind nun alle HPV-assoziierten Tumoren. Vorgesehen ist jetzt eine geschlechtsneutrale HPV-Impfung aller Kinder von 8 bis 17 Jahren, wobei idealerweise noch vor der sexuellen Aktivität und Orientierung mittels 2-Dosen-Impfung, ab 15 Jahren mit der 3-fach-HPV-Impfung geschützt werden soll.

Die HPV-Impfung für Jungen erfolgreich in Deutschland zu implementieren dürfte schwierig werden, meint Schneede. Denn schon die Impfraten bei den Mädchen bleiben hinter den Erwartungen und Erfahrungen mit HPV-Impfprogrammen in anderen Ländern zurück, nicht einmal 45% der Mädchen in Deutschland sind geimpft.

DGU veranstaltet eigene HPV-Themenwoche

Den Kinderärzten kommt impfmedizinisch weiterhin die größte Bedeutung zu. So zeitig wie möglich sollten Jungen z.B. bei einer U11-Untersuchung geimpft werden, denn die J1- oder J2-Untersuchungen im Alter von 12 bis 14 bzw. 16 bis 17 werden nur selten in Anspruch genommen. An der J2 nehmen nur von 5% der Jugendlichen teil.

Während die meisten Mädchen (90%) sich bis zu ihrer Volljährigkeit gynäkologisch untersuchen lassen, werden männliche Teenager nicht regelmäßig ärztlich vorstellig. Deshalb, so Schneede, müssen ärztlichen Berufsgruppen jede sich bietende Möglichkeit zur HPV-Impfung nutzen, um möglichst hohe Impfraten unter Jungen erzielen zu können. Urologen sehen in der Jungensprechstunde die Möglichkeit, um sich an dieser interdisziplinären, impfmedizinischen Aufgabe zu beteiligen.

Im November veranstaltet die DGU eine HPV-Themenwoche, um die Einführung der HPV-Impfung für Jungen in Deutschland nachhaltig zu unterstützen. Neben Medienangeboten für Kinder und Jugendliche sind auch Informationsmaterialien geplant, um Ärzte zu unterstützen und Eltern und Großeltern auf die Impfung aufmerksam zu machen.

Terminservice und Versorgungsgesetz

"Keine großen Effekte" erwartet der Berufsverband der Deutschen Urologen (BvDU) vom Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), wie Dr. Axel Schroeder, Präsident des BvDU, deutlich machte. Kernstücke des TSVG sind der Ausbau der Terminservicestellen (TSS) auf 24 Stunden über 7 Tage die Woche und eine Erhöhung der Sprechzeiten für gesetzlich Krankenversicherte von bislang 20 auf 25 Stunden pro Woche. Doch das Gesetz, so Schroeder, gehe an der Versorgungsrealität vorbei, denn die TSS vermittle heute nur einen Bruchteil der Termine.

Und die per Gesetz verpflichtende Mindestsprechstundenzeit wird laut Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (ÄND) schon heute von 85% der Ärzte überschritten. Hinzu kommt: "Unsere Erfahrung ist, dass der Patienten nicht von irgendeinem durch die Terminservicestelle übermittelten Arzt behandelt werden möchte, sondern von seinem Wunscharzt", erklärt Schroeder.

Junge Ärzte für das Fach Urologie gewinnen

Um 20% wird der Anteil der urologischen Patienten in den nächsten Jahren steigen – eine der Konsequenzen einer immer älter werdenden Gesellschaft. "Mit der Zukunftsoffensive 2030 will die DGU diese Versorgungsherausforderung aktiv gestalten“, so Prof. Dr. Maurice Stephan Michel, Mannheim, Generalsekretär der DGU. Um das Zukunftsfach Urologe für angehende Ärzte besonders attraktiv zu machen, wurde die AG "Junge Urologen" gegründet, die sich mit der Entwicklung und Förderung zur Nachwuchsförderung, Verbesserung der Weiterbildung, Modellen zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf und mit der Vereinbarkeit von klinischer und wissenschaftlicher Tätigkeit befasst.

Die DGU ist sehr aktiv in der Erstellung hochwertiger Leitlinien, wie Prof. Dr. Susanne Krege, Essen, erklärte. Aktuell verfügt die Urologie über 15 fachspezifische Leitlinien, sämtliche onkourologischen Leitlinien haben den höchsten Grad und sind S3-Leitlinien. Die erste S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom wurde bereits 2009 fertiggestellt und mehrfach aktualisiert. Noch 2018 soll die S3-Leitlinie Hodentumore veröffentlicht werden.

Referenzen:
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologe, DGU-Eröffnungspressekonferenz, Kongresszentrum Dresden, 26. bis 29. September 2018.