Wiederbelebung ist kinderleicht

Die Inzidenz des plötzlichen Herztodes beträgt etwa 0,84/100.000 in Europa. Jedoch erhalten beispielsweise in Deutschland nur etwa 31 % der Betroffenen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine Laienreanimation. Dabei zeigen aktuelle Studien: die Laienreanimation rettet Leben, ist eigentlich ganz einfach und bereits von Kindern zu erlernen.

Herzdruckmassage ist selbst für Kinder sehr leicht zu erlernen

Die Inzidenz des plötzlichen Herztodes beträgt etwa 0,84/100.000 in Europa. Jedoch erhalten beispielsweise in Deutschland nur etwa 31 % der Betroffenen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine Laienreanimation. Dabei zeigen aktuelle Studien: die Laienreanimation rettet Leben, ist eigentlich ganz einfach und bereits von Kindern zu erlernen.

Ein Familienangehöriger, oder auch ein Passant, fällt plötzlich um. Puls und Atmung sind nicht mehr feststellbar. Dieses Szenario kann jedem von uns zu jeder Zeit im Alltag begegnen. Ärzte und Mitarbeiter des Gesundheits- und Rettungswesens wissen in solchen Momenten schnell zu reagieren, doch die Allgemeinbevölkerung ist leider noch immer zu wenig über die lebensrettenden Sofortmaßnahmen informiert oder scheut sich, diese anzuwenden. In der Konsequenz setzt die Reanimation oft viel zu spät ein.

Bereits nach fünf Minuten drohen dem menschlichen Gehirn bekanntlich irreversible Schäden infolge des Sauerstoffmangels. Viele Laien denken noch immer, dass die Rettungskräfte innerhalb von fünf Minuten nach dem Absetzen eines Notrufes an Ort und Stelle sein werden – ein Trugschluss, der Leben kostet.

Hauptsache heftige Herzdruckmassage

Aktuelle Studien zeigen indes sehr eindrucksvoll, was eine sofort eingeleitete Laienreanimation im Akutfall bewirken kann. Zwei- bis dreimal mehr Betroffene überleben dadurch ihr kardiales Ereignis.

Häufig haben die Menschen Angst, sie könnten etwas falsch machen und führen die Reanimation zu zaghaft oder überhaupt nicht durch. Hier können Aufklärung und Schulung helfen, solche Unsicherheiten abzubauen. Nichts zu tun, ist der einzige Fehler. Denn mit steigender Drucktiefe bei der Herzmassage steigen die Chancen des Patienten, lebend ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Dies beginnt bei 8-30 mm Drucktiefe mit einer 10 %igen Chance und steigert sich bei einer Kompressionstiefe von 51-60 mm auf 50 %. Einfacher ausgedrückt: Hauptsache heftig drücken!

Prüfen, Anrufen, Drücken – es geht nicht einfacher

Da das Lernen gerade Kindern sehr viel leichter fällt, – man denke nur an den Ausspruch von Wilhelm Busch: "Was Hänschen nicht gelernt hat, lernt Hans nimmer mehr" – gab es in Deutschland seit 2006 in jährlicher Folge Programme zu Reanimationstrainings an Schulen. Mittlerweile gehört die Laienreanimation in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und NRW fest zum Lehrplan. Dies wurde eigentlich vor einigen Jahren schon in der Kultusministerkonferenz der Länder beschlossen, ist jedoch leider noch immer nicht flächendeckend in allen Bundesländern realisiert worden.

Aus einer ersten longitudinalen Studie ist bekannt, dass es lediglich einer jährlich stattfindenden 2-stündigen Auffrischung bedarf, um Kinder ab 12 Jahren optimal auf den Einsatz als "kleine und große Lebensretter" vorzubereiten. Selbst eine dreijährige Trainingsunterbrechung führte nicht zum Verlust des Wissens oder der erlernten Fähigkeiten. Diese Erkenntnisse sind aktuell auch in die europäische Leitlinie zur Reanimation eingegangen.

Gern wird zudem auf die automatischen externen Defibrillatoren verwiesen, die heute an vielen öffentlichen Plätzen im Notfall schnell erreichbar sind. Jedoch traten dabei immer wieder Fälle auf, in denen ungeschulte Laien wertvolle Minuten verstreichen ließen, um das Gerät korrekt anzubringen und in Betrieb zu nehmen – mit meist tödlichem Ausgang für den Patienten. Aus diesem Grund gilt weiterhin folgendes einfaches Schema für die Laienreanimation:

  1. Prüfen (Ansprechbarkeit, Atmung und Herzschlag)
  2. Notruf 112 (Nicht 110 wählen, denn dadurch gehen wertvolle Minuten in der Rettungskette verloren!)
  3. Reanimation nach dem 30:2-Schema durchführen (30 Thoraxkompressionen : 2 Beatmungen)

Für den Fall, dass ein automatisierter externer Defibrillator zum Einsatz kommen soll, darf die manuelle Herzdruckmassage während der Installation am Herzpatienten nicht länger als 10 Sekunden unterbrochen sein!

Fazit: Die Laienreanimation ist ein wichtiger Bestandteil der Rettungskette und sollte bereits Kindern vermittelt werden. Dank der Laienreanimation können zwei- bis dreimal mehr Patienten mit kardialem Ereignis gerettet werden als ohne diese lebensrettende Sofortmaßnahme. Das Schema ist dabei denkbar einfach: Prüfen, Notruf, Drücken!

Quelle: Sitzung des Tagungspräsidenten „Epidemiologie – plötzlicher Herztod“, Saal 5, 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 21.04.2017, Mannheim