Südafrika: Suizidalität unter jungen Frauen mit HIV

Subsahara-Afrika hat die weltweit höchste HIV-Infektionsrate unter 15 bis 24-jährigen Frauen. Suizidales Verhalten ist dabei nicht selten. Zwei südafrikanische Studien haben nun untersucht, welche Einflussfaktoren dabei eine Rolle spielen.

Suizidales Verhalten unter jungen Frauen mit HIV

Untersucht wurden junge, in Subsahara-Afrika lebende Frauen mit HIV, die von ihrem Infektions-Status Kenntnis haben. Dabei ging es um folgende Kernfragen:

  1. Was sind die Auswirkungen von schlechter HIV-Versorgung und HIV-bedingter Stigmatisierung auf Suizidalität?
  2. Wie beeinflussen psychische Probleme wie Angststörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen und Depressionen den Zusammenhang von schlechter HIV-Versorgung, Stigma und Suizidalität
  3. In welchem Maße kann soziale Unterstützung den direkten und indirekten Zusammenhang zwischen schlechter Versorgung und Stigmatisierung von Suizidalität unterbrechen?

In einem ersten Schritt wurde untersucht, wie mangelnde HIV-Versorgung und Stigmatisierung im Zusammenhang mit HIV sich auf die Suizidalität auswirken. Dabei wurden Faktoren wie Alter, Wohnen in ländlichen Gebieten, schlechte Wohnbedingungen und Armut berücksichtigt.

Im zweiten Schritt analysierte die Studie den Einfluss von psychischen Erkrankungen bei mangelnder HIV-Versorgung und Stigmatisierung auf die Steigerung der Suizidalitätsrate.

Im dritten Schritt wurde soziale Unterstützung sowohl bei HIV-Versorgung (Verbleib) als auch bei Stigmatisierung als Einflussfaktor untersucht sowie der Einfluss sozialer Unterstützung bei psychischer Erkrankung auf die Entwicklung der Suizidalitätsrate.

Mzantsi Wakho: Ergebnisse und Auswertung

Das Durchschnittsalter der Frauen, die mit HIV infiziert sind, betrug 18 Jahre. 23% lebten in ländlichen Gebieten, 20% hatten keinen festen Wohnsitz. 76% der Studienteilnehmerinnen hatten keinen Zugang zu allen notwendigen Dingen des täglichen Bedarfs, wie warme Kleidung, warme Schuhe und genug Essen für mindestens drei Mahlzeiten am Tag. 55% hatten sich erst vor Kurzem mit HIV infiziert.

7% der in die Studie inkludierten Frauen hegten Suizidgedanken oder hatten bereits einen Selbstmordversuch unternommen. 33% waren während des vorangehenden Jahres nicht in der Versorgung verblieben, hatten Termine in Kliniken versäumt und die antiretrovirale Therapie nicht befolgt. 31% der Frauen litten unter wenigstens einer Form von Stigmatisierung im Zusammenhang mit ihrer HIV-Infektion. 33% zeigten Anzeichen psychischer Erkrankungen wie Angststörungen, depressive oder posttraumatische Symptome. 85% der Frauen gaben an, soziale Unterstützung zu erhalten, entweder materieller oder emotionaler Art. Das konnten Begleitung zu Arztterminen oder auch Hilfe bei der Essenszubereitung sein sowie Beratung bei emotionalen und persönlichen Problemen.

Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass junge Frauen mit HIV mit schlechter HIV-Versorgung und HiV-bedingter Stigmatisierung einer größeren Gefahr ausgesetzt sind, suizidal zu werden. Psychische Erkrankungen und Probleme sind damit ursächlich verknüpft.

Schlechte HIV-Versorgung ist mit einer niedrigeren Rate an psychischen Erkrankungen und höherer Suizidalitätsrate assoziiert; Stigmatisierung führt zu einer höheren Rate an psychischen Erkrankungen und höherer Suizidalität.

Soziale Unterstützung fängt die direkten und indirekten Folgen von schlechter HIV-Versorgung und Stigmatisierung auf die psychische Gesundheit ab und kann auch bei bereits vorhandenen psychischen Erkrankungen zu einer Senkung der Suizidalität führen.

Zusammenfassung:

Schlussfolgerungen:

Dieser Artikel basiert auf dem Vortrag “Social support attenuates the syndemic of poor HIV care and stigma on suicidal tendencies among South African young women living with HIV” von Wylene Saal auf der diesjährigen AIDS-Konferenz. esanum hat die 24. Internationale AIDS-Konferenz in Montreal, Kanada, vom 29.07. - 02.08.22  begleitet. Hier geht es zur Konferenz-Berichterstattung.

Referenzen & Anmerkungen:

  1. https://www.mzantsiwakho.org.za/publications - Studie nur auf Anfrage verfügbar
  2. https://www.heybaby.org.za/research