Management kardiorenaler Folgeerkrankungen beim Typ-2-Diabetes

Neue Leitlinien, neues Schulungsprogramm und neue Behandlungsoptionen für Herz- und Nierenerkrankungen bei Diabetes: Darüber wurde bei der diesjährigen Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) diskutiert.

Kardiorenale Folgen bei Diabetes Typ 2

Bestimmung von eGFR und UACR muss Routine sein

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Ein routinemäßiges Screening von Herz und Nieren ist essenziell bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Die neuen Guidelines der ESC (European Society of Cardiology) empfehlen dafür regelmäßige Messungen von eGFR (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) und UACR (Albumin-Kreatinin-Quotient). 

Warum beides? Weil auch bei einer eGFR > 60 ml/min Nierenschäden auftreten können, die allein anhand der Albuminausscheidung detektierbar sind. Darüber hinaus sind beide Parameter nicht nur Marker für eine Niereninsuffizienz, sondern auch für das kardiovaskuläre Risiko beim Diabetes Typ 2.

Finerenon, ein neuer Player im Behandlungsmanagement

Neue Klasse-I-Empfehlungen gibt es auch für die Therapie. Grundlegend bleiben hier stets SGLT2-Inhibitoren. Bei Patienten mit Diabetes und einer kardiovaskulären Erkrankung kommen GLP-1-Rezeptor-Agonisten hinzu. Bei einer begleitenden Nephropathie (CKD) hingegen bekommen SGLT2-Inhibitoren einen neuen Partner: den Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA) Finerenon.

Im Gegensatz zu den bisherigen MRA ist der neuartige Wirkstoff nicht steroidal. Unangenehme Nebenwirkungen, wie etwa eine Gynäkomastie entfallen somit. Außerdem gibt es in klinischen Studien erstmals Anhaltspunkte dafür, dass Finerenon an bislang unadressierten Treibern der CKD-Progression beim T2D ansetzt: Entzündung und Fibrose.

Die bisherigen Studienergebnisse an > 13.000 Patienten sprechen für sich: 

Schulungsprogramm stärkt Awareness und Selbstkontrolle 

Allerdings nützt die beste Evidenz nichts, wenn sie nicht beim Patienten ankommt. Diesem Ziel hat sich ein Forschungsinstitut verschrieben, das ein neues Schulungsprogramm für Patienten entworfen hat. "Renal aware" ist eine strukturierte Schulung für Menschen mit Typ-2-Diabetes und Nephropathie. Das 90- bis 120-minütige Modul zielt darauf ab, ein Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen, Wissen zu vermitteln und konkrete Fertigkeiten aufzubauen. Der Patient selbst steht dabei im Mittelpunkt. Er soll zur regelmäßigen Einnahme seiner Medikation und zum fortlaufendem Screening motiviert werden.

Bleibt die Frage, wie die Behandlung mit Finerenon in der Praxis umgesetzt wird. Die Anfangsdosis hängt von der eGFR ab. Bei ≥ 25 bis < 60 ml/min wird zunächst mit 10 mg täglich gestartet. Bei einer eGFR von ≥ 60 ml/min kann gleich die Zieldosis von 20 mg verabreicht werden. Wichtig ist, vier Wochen nach Start der Therapie den Kaliumspiegel zu überprüfen, wobei die üblichen präanalytischen Fallstricke zu beachten sind: kein langes Stauen, kein Pumpen, Zentrifugieren innerhalb von 24 Stunden, Transport des Röhrchens aufrecht stehend.

Fazit für die Praxis

Mittlerweile gibt es wirksame Behandlungsoptionen für Menschen mit Diabetes und kardiorenalen Folgeerkrankungen. Wichtig ist, sie in der Praxis umzusetzen. Hier sind primär Diabetologen gefragt. Sie haben es in der Hand, ihre Patienten möglichst lange vor der Dialyse zu bewahren.
 

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