Westliche Sitzkultur bedingt viele Wohlstandserkrankungen

Sitzen - das neue Rauchen? Dieser Frage geht Sportwissenschaftlerin Dr. Birgit Sperlich nach. Sie spricht über die Auswirkungen eines überwiegend sitzenden Lebensstils und betrachtet dies aus verhaltenswissenschaftlicher Perspektive.

Interview mit Dr. Birgit Sperlich

Für mehr Bewegung im Alltag

Sitzen ist durch drei charakteristische Merkmale definiert: die Haltung, den energetischen Verbrauch und die Aktivität selbst. Besonders im Alter ist Sitzen eine allgegenwärtige Aktivität. Um mehr Bewegung im Alltag zu fördern, betrachten wir das sozial-ökologische Modell der Bewegungsförderung. Hier identifizieren wir Einflussfaktoren auf verschiedenen Ebenen. Auf individueller Ebene spielen biologische Parameter, Einstellungen und das Wissen über die Vorteile von Bewegung eine Rolle. Auf der sozialen Ebene beeinflussen die Sitzkultur, die Führungskultur und das Verhalten in der Familie unsere Bewegungsgewohnheiten. Die bauliche und physische Ebene, also die Gestaltung unserer Lebensumgebung, spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Gesundheitliche Risiken und Folgen

Längeres Sitzen kann zu gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere bei bestimmten Personengruppen wie Menschen mit Grunderkrankungen oder im höheren Alter. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Bewegung nicht nur für einen kleinen Teil unserer Zeit empfohlen wird, sondern dass die übrigen Stunden des Tages ebenfalls Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Lange Sitzzeiten erhöhen das gesundheitliche Risiko und können negative Folgen wie reduzierte Stoffwechselvorgänge mit sich bringen.

Praktische Maßnahmen für mehr Bewegung

Um Patienten zur Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen anzuregen, ist es wichtig, das Bewusstsein für die Bedeutung von Bewegung im Alltag zu schärfen. Neben regelmäßigem sportlichem Training ist es entscheidend, auch auf die restliche Tageszeit zu achten. Alltagsaktivitäten wie zu Fuß gehen, Treppensteigen und aktives Vorleben können dabei helfen, dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Zudem sollten Bewegungspausen in den Alltag integriert werden, um negative physiologische Prozesse zu stoppen.

Um mehr Bewegung in den Alltag zu bringen, bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung auf verschiedenen Ebenen. Individuelles Verhalten, soziale und bauliche Umwelt sowie gesetzliche Maßnahmen spielen alle eine Rolle dabei, Bewegungsförderung zu ermöglichen. Durch ein bewusstes Umdenken und die Integration von Bewegungssnacks in unseren Alltag können wir dazu beitragen, gesünder und aktiver zu leben.

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