- https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/109-001
- Singler, Katrin, Prof. Dr. med., Die Diagnose „Delir“, 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Wiesbaden, 8:00 Uhr, 03. Mai 2025.
Im stationären Bereich erleidet jeder 5. Patient ein nicht substanzbedingtes Delir, so Singler. Der Schweregrad sowie die Dauer des Delirs variiert von Patient zu Patient. Anders sehen die Zahlen im ambulanten Bereich aus. Hier sind bis zu 60 % der operativ behandelten Patienten von einem Delir betroffen. Ein unerkanntes Delir kann verheerende Folgen haben. So erhöht sich das Risiko für die Notwendigkeit einer häuslichen Pflege (bzw. für die Unterbringung in ein Pflegeheim) für diejenigen Personen, die ein postoperatives Delir erlitten haben um den Faktor 2,41. Zudem steigt das Risiko für die Entwicklung einer Demenz um das 12,5-fache. Besteht zusätzlich noch eine Gebrechlichkeit der Patienten, so führt das Delir eine erhöhte Mortalitätsrate mit sich – die Auswirkungen seien hier erheblich, so Singler.2
Patienten mit einer akuten Erkrankung leiden häufig unter einer akuten, globalen kognitiven Störung, die als akute Hirnfunktionsstörung, akutes Hirnversagen Delirium, Enzephalopathie, akuter Verwirrtheitszustand und veränderter mentaler Status bezeichnet wird. Im klinischen Alltag ist es wichtig sich auf eine Begrifflichkeit zu einigen. Singler brachte dem Auditorium Klarheit, indem auf die Begriffsbestimmungen einging. Das Delir ist ein klinisches Syndrom. Die akute Enzephalopathie stellt hierbei die den zugrundeliegenden pathologischen Status dar, so Singler.2
Die Kernsymptomatik des Delirs umfasst eine Störung der Aufmerksamkeit als zentrales Element sowie kognitive und verhaltens-bezogene Symptome. Diese Symptomatik kann akut bis subakut und sogar fluktuierend sein. Gemäß DSM-5 ist ein Delir eine Störung der Aufmerksamkeit und der „Bewusstheit der Umgebung“. Laut ICD-10 eine Störung des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit. Der ICD-11 definiert ein Delir als eine Störung der Aufmerksamkeit, der Orientierung und der „Bewusstheit der Umgebung“. Die letztere Definition fast es am besten zusammen, so Singler.2
Die neue S3-Leitlinie Delir im höheren Lebensalter empfiehlt ein Delir-Screening für alle Patienten mit dispositionellem und/oder expositionellem Delirrisiko. Singler machte das Auditorium darauf aufmerksam, dass in ein Delir-Screening ein strukturiertes Delir-Management integriert werden sollte. Vor jeder therapeutischen Entscheidung müssen die Ergebnisse des Delir-Screenings klinisch validiert werden. Hierbei sei es viel gravierender ein Delir zu übersehen, als einen Patienten falsch-positiv zu bewerten.2
Ein klares Ergebnis im Delir-Screening bei unklarem klinischem Bild sollte den Anreiz für weitere Nachforschungen geben. So können auch andere kausale Ursachen psychologischer und neurologischer Natur wie z.B. Desorganisiertheit bei schizophreniformen Störungen, dissoziative Zustände, Manie, epileptische Anfälle, transitorische globale Amnesie oder Manie hierfür in Frage kommen.2
Quellen