Chikungunya-Virus
Das Chikungunya-Virus gehört zu den Alphaviren (Subgruppe der Arboviren). Überträger sind Aedes-Mücken, darunter die Asiatische Tigermücke, die mittlerweile auch in Deutschland vorkommt. Bis zu 30 % aller Infektionen verlaufen asymptomatisch, Todesfälle sind sehr selten. Bei Symptomatik treten nach einer Inkubationszeit von drei bis sieben Tagen grippeähnliche Beschwerden sowie teils ausgeprägte Arthralgien, vor allem an kleinen Gelenken, auf.
Besonders relevant für die ist, dass bei 5–10 % der Patienten die Gelenkbeschwerden über Monate bis Jahre fortbestehen und dabei dem Bild einer ähneln. Als Ursache für die Gelenkschmerzen gilt eine immunologische Reaktion; ein direkter Virusnachweis aus Gelenken gelang bisher nicht.
Die Diagnostik erfolgt serologisch mittels Antikörpernachweis. Ein Vorteil ist, dass keine mit Antikörpern gegen andere verwandte Viren auftreten, sodass die Serologie eine hohe Aussagekraft besitzt.
Eine spezifische antivirale Therapie existiert bisher nicht. Behandelt wird symptomatisch mit NSAR, Kortison, Methotrexat und/oder Hydroxychloroquin. Seit Juli 2025 empfiehlt die STIKO eine Impfung für Reisende ab 12 Jahren, die in Ausbruchsgebieten unterwegs sind sowie für exponierte Berufsgruppen.
Dengue-Fieber
Das Dengue-Virus gehört zu den Flaviviren, einer weiteren Subgruppe der Arboviren, und wird ebenfalls durch Aedes-Mücken übertragen. Nach einer Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen beginnt die Erkrankung abrupt mit hohem Fieber, starken Kopf- und Gliederschmerzen sowie ausgeprägten – daher auch der Name „Knochenbrecherfieber“. Chronische Gelenkbeschwerden sind nicht typisch für diese Virusinfektion, es handelt sich eher um ein akutes Krankheitsbild. Schwere Verläufe können als hämorrhagisches Dengue-Fieber oder Dengue-Schock-Syndrom auftreten.
In Europa wurden mittlerweile auch Fälle nachgewiesen, die nicht auf Reisen in Endemiegebieten, sondern direkt vor Ort erworben wurden. In Deutschland nehmen laut aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts importierte Fälle deutlich zu. Die Diagnostik erfolgt mit einem , der sowohl das Virusantigen als auch IgM- und IgG-Antikörper erfasst und zwischen Primär- und Sekundärinfektionen unterscheidet. In der klinischen Praxis gilt jedoch die PCR in der frühen Phase und die Serologie in späteren Stadien als Goldstandard.
Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Zur Prävention steht ein Lebendimpfstoff zur Verfügung. Die STIKO empfiehlt seit 2023 die Impfung für Personen ab vier Jahren, die bereits eine Dengue-Infektion hatten und erneut exponiert sind. Für Dengue-naive Personen werden keine allgemeinen Impfempfehlungen ausgesprochen.
West-Nil-Virus
Das West-Nil-Virus, ein weiteres Flavivirus, ist weltweit verbreitet und wird durch Culex-Mücken übertragen. Rund 80 % der Infektionen verlaufen ohne Symptome. Wenn Beschwerden auftreten, sind diese unspezifisch: , Abgeschlagenheit, Übelkeit, Erbrechen, Kopf- und Muskelschmerzen. In Einzelfällen kommt es zu Meningitis und . Neben Muskelschwäche und Fatigue zählen Myalgien zu den häufigsten Symptomen, was diese Erkrankung als Differenzialdiagnose in der Rheumatologie relevant macht.
Für die Diagnostik ist der direkte Erregernachweis entscheidend. Eine PCR auf Virus-RNA aus Serum, Liquor oder Urin liefert verlässliche Ergebnisse. Antikörpertests sind durch Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren nur eingeschränkt nutzbar. Eine spezifische antivirale Therapie oder Impfung existiert nicht; behandelt wird symptomatisch.
Parasit Strongyloides stercoralis
Auch parasitäre Infektionen können rheumatologisch relevant sein – beispielsweise Strongyloides stercoralis. Der Fadenwurm kann nicht nur Gelenkschmerzen verursachen, sondern unter einer auch zu letalen Verläufen führen.
Der Parasit ist in tropischen und subtropischen Regionen weit verbreitet. Die Infektion erfolgt über Hautkontakt mit kontaminiertem Boden, etwa durch Barfußspaziergänge am Strand. Viele Infektionen bleiben asymptomatisch oder verursachen unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen oder Atemwegsprobleme (z. B. Husten). Auch können auftreten. Eine Eosinophilie – oft typisch bei parasitären Erkrankungen – kann vorliegen, hat hier aber nur eine begrenzte Aussagekraft.
Problematisch ist die Gefahr des Hyperinfektionssyndroms: Die Parasiten persistieren dauerhaft im Wirt. Unter Immunsuppression droht eine disseminierte Infektion mit massiver Parasitenvermehrung und Multiorganbefall, die mit einer hohen Letalität von über 50 % einhergeht. Die Gabe von Kortikosteroiden gilt als wichtigster Auslöser dieser schweren Komplikation, unabhängig von Dosierung oder Behandlungsdauer.
Deshalb empfehlen Fachgesellschaften ein Screening vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie bei Risikopatienten aus Endemiegebieten. Dies kann mittels serologischer Tests und Stuhldiagnostik erfolgen. Bei positivem Nachweis erfolgt die Therapie unter anderem mit Ivermectin.
Fazit: infektiologische Differenzialdiagnosen berücksichtigen
können auch durch virale oder parasitäre Infektionen bedingt sein. Arboviren wie Chikungunya, Dengue und West-Nil sowie Parasiten wie Strongyloides stercoralis sollten insbesondere bei entsprechender Reise- oder Expositionsanamnese bedacht werden. Zum Abschluss verwies die Referentin auf eine aktuelle Übersichtsarbeit von Ahmed S. und Raja J., die eine systematische Darstellung parasitärer Erkrankungen mit rheumatologischer Relevanz bietet und als kompaktes Nachschlagewerk in der klinischen Praxis dienen kann.
- Jürgens, Linda (Klinik für Infektiologie, Pneumologie und Intensivmedizin der Charité Berlin). Vortrag: Viren und Parasiten als Ursache rheumatischer Erkrankungen. Sitzung: Lyme-Borreliose, M. Whipple und Co. Kongress der Deutschen Rheumatologie-Gesellschaft (DGRh) 2025, Wiesbaden, 17.–20.09.2025.
- Robert Koch-Institut. West-Nil-Fieber im Überblick. Stand 2025. [Online] (aufgerufen am 22.09.25)
- Ahmed S, Raja J. Arthritis related to parasitic infections. Best Pract Res Clin Rheumatol. 2025 May;39(2):102062. doi: 10.1016/j.berh.2025.102062. Epub 2025 Apr 15. Erratum in: Best Pract Res Clin Rheumatol. 2025 Jul 17:102086. doi: 10.1016/j.berh.2025.102086. PMID: 40240207.