- Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), 24.-27. Oktober 2025, Messe Köln. Fortbildung: Onkopedia: Was ist neu? 26. Oktober 2025.
Die supportiven Leitlinien auf Onkopedia werden nicht durch spezielle Leitliniengruppen erstellt, vielmehr ist die jeweilige Leitlinie zu einer infektiologischen Thematik das Exzerpt einer zuvor peer-reviewten Leitlinie der AGIHO (Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der ), erklärte Sandherr. Er stellte die wichtigsten Neuerungen anhand von zwei Leitlinien und einer Stellungnahme vor:
Die aktualisierte Leitlinie zur wurde im Mai 2025 online gestellt. Grundlage der Aktualisierung waren die umfangreichen Daten zu den Nebenwirkungen der Therapie und die zwischenzeitlich gewonnenen praktischen Erfahrungen. Überarbeitet wurden insbesondere die Empfehlungen zur frühzeitigen Identifikation schwerer Verläufe sowie zur dann erforderlichen raschen und gezielten Therapie. Auch die Empfehlungen zum Management von infektiösen Komplikationen wurden aktualisiert. Daten zum Risiko von Zweitneoplasien wurden analysiert und in die Empfehlungen zur langfristigen Überwachung der mit CAR-T-Zellen behandelten Patienten integriert.
„Das Prinzip von Onkopedia sind Handlungsanweisungen auf Basis von Algorithmen für den klinischen Alltag, so dass man rasch sehen kann, was man in der aktuellen klinischen Situation braucht“, sagte Sandherr. Beim Diagnose- und Therapiealgorithmus für das Auftreten von mit Verdacht auf Zytokin-Freisetzungssyndrom nach CAR-T-Zell-Therapie geht es beispielsweise darum, ein Stadium festzulegen. Dieses Stadium bedinge dann bestimmte Handlungsmaßnahmen. „Diese Schritte sind durchdacht und für den klinischen Alltag relevant“, sagte Sandherr. Gleiches gelte für ICANS (Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom) nach CAR-T-Zell-Therapie. Auch hier wird zunächst ein Schweregrad bestimmt, der dann bestimmte Handlungsanweisungen zur Folge hat.
Ausführlich sind die klinischen Informationen im diagnostisch-therapeutischen Algorithmus bei CAR-T-Zell-assoziierter Hämatotoxizität. Das hat seinen Grund: „Es gibt zu dieser Problematik wenig randomisierte Studien und die wenigen helfen uns nicht sehr viel weiter. Deshalb brauchen wir klinische Informationen“, erklärt Sandherr. In den Therapieempfehlungen steht dann zum Beispiel: gegebenenfalls antibakterielle , gegebenenfalls antifugale Prophylaxe. „Tatsächlich ist das kaum durch Studien belegt, deswegen ist das immer eine Einzelfallentscheidung“, betonte Sandherr.
Infektionen sind der häufigste Grund für Non-Relapse-Mortalität nach CAR-T-Zell-Therapie. Entsprechend nimmt die durch Impfungen einen hohen Stellenwert ein. Bedingt durch die langanhaltende B-Zell-Depletion ist die Wirksamkeit von Impfungen, zumindest hinsichtlich des Aufbaus protektiver Impftiter, häufig eingeschränkt. Durch Induktion bzw. Verbesserung der T-Zell-vermittelten Immunität können Impfungen früh nach einer CAR-T-Zell-Therapie dennoch sinnvoll sein. In der Leitlinie ist eine Übersicht enthalten, was vor und nach CAR-T-Zell-Therapie empfohlen wird.
Die aktualisierte Leitlinie zur febrilen Neutropenie wurde im Mai online gestellt und löst die Version von Juni 2018 ab. Die febrile Neutropenie ist ein hämato-onkologischer Notfall. Umgehend muss eine empirische , die wirksam gegen Pseudomonas spp. ist, eingeleitet werden. Dabei ist das Risiko für die Inzidenz bzw. für komplizierte Verläufe nicht für alle Patienten gleich hoch. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden Neutropeniedauer und der klinischen Faktoren sind Deeskalations-Strategien möglich, erinnerte Sandherr.
Neu formuliert und stärker gewichtet wurde die resistenzspezifische Epidemiologie im Zentrum der Leitlinie. Die Beachtung der lokalen Epidemiologie gerade mit Blick auf gehäufte Resistenzen im gramnegativen Erregerspektrum spielt im Algorithmus „Empirische Therapie bei Patienten mit febriler Neutropenie in hohem Risiko“ eine wichtige Rolle. Eine anamnestisch berichtete Penicillin- soll nach den PEN-FAST-Kriterien (doi: 10.1001/jamainternmed.2020.0403) evaluiert werden. „Wir wissen, dass viele anamnestische Penicillin-Allergien tatsächlich keine wirklichen sind.“
Sandherr betonte, dass Reserveantibiotika keine Rolle in der Standardtherapie der febrilen Neutropenie spielen. Es gibt keine Indikation für einen Routine-Einsatz der Reserve-Antibiotika Ceftazidime/Avibactam, Aztreonam/Avibactam, Ceftolozan/Tazobactam, Imipenem/Relebactam, Meropenem/Vaborbactam und Cefiderocol.
Für die Risikoabschätzung im Hinblick auf den Verlauf einer Neutropenie sind vier Tabellen in der aktualisierten Leitlinie maßgeblich:
Dementsprechend gibt es in der Leitlinie zwei Algorithmen: Febrile Neutropenie mit hohem Risiko und Therapie der febrilen Neutropenie mit Standardrisiko.
Aktuell sind drei bispezifische Antikörper in Europa zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären Multiplen Myeloms zugelassen: Teclistamab und Elranatamab sind gegen BCMA gerichtet. Die Zielstruktur von Talquetamab ist das GPRC5D-Molekül. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Substanz-übergreifend das CRS, Zytopenien und . Auffallend hierbei ist, dass sowohl schwere Neutropenien als auch schwere Infektionen signifikant häufiger unter BCMA-gerichteten BiTE auftreten, als unter nicht-BCMA-gerichteten BiTE zu beobachten waren. Folgende Maßnahmen sollten im Alltag durchgeführt werden: