Mammakarzinom: Neue Standards und Behandlungsstrategien in der Frühphase

Kann eine niedrigere Dosierung von Immuntherapeutika die gleiche Wirkung bei weniger Nebenwirkungen erzielen?

Kürzere Bestrahlung und Schutz vor Taxan-Neuropathie

Die hypofraktionierte Bestrahlung ist jetzt Standard. Hintergrund ist die HypoG-01-Studie, in der gezeigt werden konnte, dass die hypofraktionierte Bestrahlung der normfraktierten Bestrahlung nicht unterlegen ist.  Empfohlen wird auch die Kompression und/oder Kühlung an Händen und Füßen bei Taxan-Gabe. In der S3-LL Supportive Therapie bei onkologischen Patienten heißt es: „Zur Reduktion der Inzidenz und/oder des Schweregrades einer Taxan-induzierten Polyneuropathie können Patientinnen und Patienten prophylaktisch mit einer Kryotherapie oder Kompressionstherapie behandelt werden.” 

In der POLAR-Studie (doi:10.1001/jamaoncol.2025.0001) wurden 122 Patientinnen mit primärem Brustkrebs (Durchschnittsalter 50 Jahre) entweder der Kühlung oder der Kompression der dominanten Hand zugewiesen. 101 Patientinnen konnten in die endgültige Analyse einbezogen werden (n=52 bzw. n=49 für Kühlung und Kompression). Beide Interventionen reduzierten die Inzidenz von CIPN Grad 2 oder höher signifikant. Die vorherrschenden Risikofaktoren waren die kumulative Taxan-Dosis und der . Die „Kann-Empfehlung“ findet Lüftner allerdings schwierig. Die Patientinnen sollten aufgeklärt und ihnen die Interventionen angeboten werden.

Frühes Mammakarzinom HR+

Der CDK4/6-Hemmer Ribociclib konnte in der NATALEE-Studie (doi: 10.1056/NEJMoa2305488) die Prognose von Patientinnen mit frühem hormonabhängigen verbessern. Der auf dem ESMO vorgestellte 5-Jahres-Datenschnitt der NATALEE-Studie (doi: 10.1016/j.esmoop.2025.105858) zeigt einen anhaltenden iDFS-, DDFS-, DRFS- und RFS-Vorteil im Zeitverlauf bei Patientinnen mit HR-positivem/HER2-negativem EBC im Stadium II/III, die mit Ribociclib plus NSAI im Vergleich zu NSAI allein behandelt wurden. Die Daten liefern einen Nachweis des Nutzens über den 3-jährigen Behandlungszeitraum hinaus und bekräftigen den Einsatz von Ribociclib bei Patientinnen mit EBC und hohem Rezidivrisiko, einschließlich Patientinnen mit hochriskantem N0-Befund. 

Es wurde ein anhaltender numerischer Trend zur Verbesserung der OS zugunsten von Ribociclib plus NSAI beobachtet. Aktuelle Daten der MonarchE-Studie (doi: 10.1016/j.annonc.2025.10.005) zur adjuvanten Therapie beim frühen, Hormonrezeptor-positiven (HR+), HER2-negativen Mammakarzinom mit erhöhtem Rezidivrisiko belegen für den CDK4/6-Inhibitor Abemaciclib einen signifikanten Überlebensvorteil in der Adjuvanz (0,84). Lüftner spricht von einem stabilen Effekt: Sowohl  für Abemaciclib als auch für Ribociclib zeigten sich im jeweiligen Verum-Arm weniger Patientinnen mit metastasierter Erkrankung.

Prämenopausale Frauen mit Kinderwunsch

Die POSITIVE-Studie ging der Frage nach, ob Hormonrezeptor-positive Frauen mit Mammakarzinom sicher Kinder bekommen können, wenn die endokrine Therapie 24 Monate pausiert wird. Eingeschlossen waren im Alter unter 43 Jahren mit HR-positivem Brustkrebs im Stadium I-III, die seit 18 bis maximal 30 Monaten eine endokrine Therapie einnahmen (Tamoxifen allein, GnRH-Analogon plus Tamoxifen oder Aromatasehemmer). Nach Aufnahme in die Studie war zunächst eine Auswaschphase von drei Monaten vorgesehen. Nach 24 Monaten sollte die endokrine Therapie wieder aufgenommen werden. 

Primäres Studienziel war es, das mit der Unterbrechung der endokrinen Therapie verbundene Risiko eines Mammakarzinom-Rezidivs zu erfassen. Weder in der 3-Jahres-Rate noch bei den Fernmetastasen zeigte sich ein Unterschied. Auch das jetzt auf dem ESMO vorgestellte Update der POSITIVE-Studie (doi: 10.1200/JCO-24-02697) mit längerem Follow-up (41 Monate) zeigt keine Unterschiede hinsichtlich Brustkrebs-bezogener Ereignisse zwischen und nicht stillenden Frauen. 

„Die Ergebnisse sind für Frauen, die nach einer Brustkrebserkrankung schwanger werden und stillen möchten, von entscheidender Bedeutung“, sagte Lüftner. Das gelte allerdings nicht für Patientinnen mit höherem Risiko und schon gar nicht für Patientinnen unter CDK4/6i: Gerade bei diesen Patientinnen mit höherem Risiko sollte immer daran gedacht werden, Keimzellen zu asservieren.

TNBC: Pembrolizumab zeigt stabilen Gesamtüberlebensvorteil

Bei Patientinnen mit triple-negativen Mammakarzinom (TNBC) zeigt Pembrolizumab im Frühstadium eine signifikante Verbesserung der Komplettremission und des Progressionsfreien Überlebens (PFS) durch die Zugabe von Pembrolizumab zur platinhaltigen Chemotherapie (doi: 10.1056/NEJMoa2409932). Nach 60 Monaten lag die Rate für das Gesamtüberleben (OS) bei 86,6% in der Pembrolizumab-Chemotherapie-Gruppe versus 81,7% in der Placebo-Chemotherapie-Gruppe (p = 0,002).

Dosierung von Checkpoint-Inhibitoren: Ist weniger mehr?

Eine auf dem EMSO vorgestellte Phase-II- aus Indien liefert dazu interessante Ergebnisse. Die TNBC-Patientinnen erhielten niedrig-dosiertes Pembrolizumab zur neoadjuvanten (NACT) oder NACT alleine (Kontrollgruppe). Die Dosis lag bei insgesamt 150 mg, aufgeteilt auf 3 x 50 mg im Abstand von 6 Wochen. „Das ist weniger als wir bei einer einzelnen Dosis geben“, erinnerte Lüftner. Im Interventionsarm lag die pCR bei 53,8% verglichen mit 40,5% im Kontrollarm. 

In der Subgruppenanalyse wurden konsistente pCR-Vorteile über alle Altersgruppen, Tumorlokalisationen, Lymphknotenstatus und HER2-Status hinweg beobachtet. Die Survival-Endpunkte wurden allerdings noch nicht dargestellt. „Wieviel Checkpoint-Inhibitor wir in der Therapie brauchen, in welchen Dosierungen und ob wir das in der  Adjuvanz bei pCR noch brauchen, ist sicherlich Gegenstand weiterer Untersuchungen und Diskussionen“, schloss Lüftner.

Quelle:
  1. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), 24.-27. Oktober 2025, Messe Köln. Fortbildung: Frühes Mammakarzinom, 26. Oktober 2025.