Shared Decision Making (SDM) beschreibt eine kollaborative Herangehensweise, bei der Ärzte und Patienten gemeinsam Entscheidungen treffen. Dr. Christen betont, dass sowohl Information als auch individuelle Präferenzen der Patienten integrale Bestandteile dieses Prozesses sind. Besonders in der Onkologie, wo Behandlungsentscheidungen weitreichende Folgen haben können, ist SDM von entscheidender Bedeutung, um die Bedürfnisse und Werte der Patienten aktiv zu berücksichtigen.
Eine häufig geäußerte Sorge von Ärzten ist, dass SDM zeitraubend sei. Studien zeigen jedoch, dass SDM-Gespräche nicht zwangsläufig länger dauern müssen. Die effektive Implementierung erfordert Unterstützung aus der Führungsebene und die Sicherstellung, dass Patienten sich im Entscheidungsprozess nicht überfordert fühlen. Dr. Christen hebt hervor, dass Ärzte Patienten das Gefühl geben sollten, unterstützt zu werden und nicht alleine bei der Entscheidungsfindung zu sein.
SDM kann die Behandlungsergebnisse positiv beeinflussen, besonders in Bezug auf die Entscheidungszufriedenheit. Beispielsweise zeigen Studien, dass Patienten, die das lokal begrenzte Prostatakarzinom behandeln lassen und dabei in den Entscheidungsprozess eingebunden werden, weniger oft ihre Entscheidungen bereuen. Dies verdeutlicht den emotionalen und psychologischen Wert von SDM in der Behandlung von Krebs.
Um SDM effektiv zu praktizieren, sollten Onkologen ihre Kommunikation gezielt gestalten. Dr. Christen empfiehlt, Patienten explizit in den Entscheidungsprozess einzuladen und ihre individuellen Präferenzen aktiv zu erfragen. Solche Einsätze können die Patientenbeteiligung verbessern und den SDM-Prozess fördern.
Spannende Entwicklungen im Bereich SDM gibt es in Deutschland, wo Projekte wie "Bayern Goes SDM" versuchen, SDM in der Onkologie flächendeckend zu implementieren. Dr. Christen erwähnt auch ein Projekt in Aachen, das SDM speziell für seltene hämatologische und onkologische Erkrankungen anpasst, um die Versorgung dieser Patienten zu verbessern. Solche Projekte könnten als Vorbild für eine verbesserte Patientenkommunikation und -autonomie dienen.