Therapie der T-Prolymphozyten-Leukämie

T-Prolymphozyten-Leukämie (T-PLL) ist eine extrem aggressive Leukämieform. Alemtuzumab bietet Hoffnung als Erstlinientherapie, doch langfristige Lösungen sind dringend nötig, um den Herausforderungen dieser Krankheit gerecht zu werden.

T-Prolymphozyten-Leukämie: Alemtuzumab in der Erstlinie

Die T-prolymphozytäre Leukämie macht etwa 2% aller reifen lymphatischen Leukämien bei Erwachsenen über 30 Jahren aus und wird von der WHO als eigene Entität innerhalb der reifen T-Zell- und NK-Zell-Neoplasien beschrieben. Die T-PLL ist klinisch aggressiv und wird nur selten in einer indolenten Frühphase diagnostiziert. Das mediane Erkrankungsalter liegt bei ca. 65 Jahren, mit einer großen Spannbreite von 30 bis 95 Jahren. Hauptpräsentationen sind eine oft rasch zunehmende Blutlymphozytose, deutliche Knochenmarkinfiltration und eine Splenomegalie. „Eine antileukämische Behandlung muss aufgrund der raschen Proliferationsdynamik, der schlechten Prognose und der hohen Tumorlast oft unmittelbar nach Diagnosestellung eingeleitet werden“, betonte Hopfinger.

Antikörper Alemtuzumab ist das effektivste Regime in der Erstlinientherapie

Als effektivstes Regime in der Erstlinie und derzeitiger Standard gilt der anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab als intravenöse Monotherapie. Die T-PLL weist eine Resistenz gegen konventionelle Chemotherapie auf, das führt zu einer schlechten Ansprechrate von nur 30 bis 45% auf Alkylierungsmittel oder CHOP. Der Anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab verbessert die Ergebnisse bei T-PLL deutlich. Bei der Anwendung als Erstlinientherapie wurde eine ORR von 91%, darunter eine CR von 81 %, beobachtet. Trotz hoher Remissionsraten nach Alemtuzumab von über 80% sind diese mit 1 bis 2 Jahren nur von limitierter Dauer.

Bei rezidivierten Patienten führte Alemtuzumab als Monotherapie zu einer Gesamtansprechrate von 76% und einer vollständigen Remission (CR) von 60%. Mit dem Ziel, die klinischen Ergebnisse weiter zu verbessern, führte die deutsche CLL-Studiengruppe eine prospektive Phase-II-Studie (doi:) durch, bei der eine Induktionstherapie mit Fludarabin, Cyclophosphamid und Mitoxantron, gefolgt von einer Konsolidierungstherapie mit Alemtuzumab, angewendet wurde.

Die ORR betrug nach FMC 68%; nach intravenöser Gabe von Alemtuzumab stieg die ORR auf 92% mit einer medianen progressionsfreien Überlebenszeit (PFS) und Gesamtüberlebenszeit von 11,9 bzw. 17,1 Monaten. Eine nachfolgende prospektive Studie mit FCM in Kombination mit subkutanem Alemtuzumab, gefolgt von einer subkutanen Alemtuzumab-Erhaltungstherapie, zeigte keine Verbesserung der Ansprechraten bei Kombination mit einer Chemotherapie. Daher, und in Verbindung mit anderen Studien, wird die intravenöse Verabreichung von Alemtuzumab bei T-PLL empfohlen.

Pentostatin ist das Purin-Analogon mit der höchsten dokumentierten klinischen Aktivität in der T-PLL. Ein direkter Vergleich mit Alemtuzumab fehlt, es ist aber von niedrigeren Ansprechraten als nach Alemtuzumab auszugehen. Aufgrund moderater klinischer Aktivität kommt Bendamustin als Option in der Rezidivsituation infrage.

Allogene Stammzelltransplantation immer möglich

Wann immer möglich, sollte eine allogene Stammzelltransplantation angestrebt werden, vorzugsweise bei einer ersten durch Knochenmark bestätigten Remission, betonte Hopfinger. Ein EBMT-Register mit 37 T-PLL-Patienten mit einer CR-Rate vor der Transplantation von 62% berichtet von einer vierjährigen rezidivfreien Überlebensrate von 30% und einer Gesamtüberlebensrate von 42%. CIBMTR-Daten von 266 Patienten mit T-PLL zeigten ein 4-Jahres-Überleben ohne Krankheitszeichen von 25,7% und ein OS von 30,0%.

Hopfinger berichtete von klinischen Pilotdaten aus Arzneimittelscreenings (30 Proben von Patienten mit T-PLL), um neue Behandlungsmöglichkeiten zu entdecken. Das Screening ergab, dass T-PLL gegenüber den meisten Arzneimittelklassen, einschließlich Chemotherapeutika, resistenter ist als andere Blutkrebsarten. Man hat aber auch herausgefunden, dass T-PLL-Zellen eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Medikamenten zeigten, die auf 

  • Autophagie (Thapsigargin und Bafilomycin A1), 
  • Kern-Export (Selinexor) 
  • und Inhibitoren von Apoptose-Proteinen (IAPs; Birinapant) abzielen.

Eine aktuelle Studie (doi:) liefert Hinweise, dass möglicherweise die doppelte STAT3/STAT5-Hemmung, insbesondere in Kombination mit hypomethylierenden und BCL2-gerichteten Wirkstoffen, ein vielversprechender interventioneller Ansatz bei T-PLL sein könnte, der weitere Untersuchungen rechtfertigt.

Insgesamt sind die Ergebnisse nach der Induktionstherapie weiterhin unbefriedigend, da die meisten Patienten selbst nach einer vollständigen Remission infolge einer Chemoimmuntherapie einen Rückfall erleiden, der nur bei einem Bruchteil der allogen transplantierten Patienten konsolidiert werden kann. Daher ist die effiziente Umsetzung neuer Konzepte in multizentrischen Studiendesigns dringend erforderlich, betonte Hopfinger.

Um weitere Erkenntnisse über diese sehr seltene Entität zu gewinnen, sollte jede neu diagnostizierte T-PLL zum Zweck der systematischen Datenerhebung in die der Deutschen CLL-Studiengruppe (DCLLSG) „Langzeit Nachbeobachtung von Patienten mit CLL, B-PLL, T-PLL, SLL, T/ NK-LGL, HCL und Richter Transformation“ an der Universität Köln eingeschlossen werden.

Quellen:
  1. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), 24.-27. Oktober 2025, Messe Köln. 
  2. Fortbildung: T-Zell-Lymphome, 26. Oktober 2025.