Neues zur primären familiären Hirnverkalkung (PFBC)

Die primäre familiäre Gehirnverkalkung (PFBC) – auch bekannt als Morbus Fahr oder familiäre idiopathische Basalganglienverkalkung (FIBGC) – war Thema der FAHR-NET-Studie.

Abnorme Kalziumablagerungen innerhalb des Gehirngewebes bei PFBC 

Die PFBC ist eine genetisch dominant vererbte neurologische Dysfunktion, die durch abnorme, bilaterale Kalziumablagerungen im Bereich des Gehirns gekennzeichnet ist. Mittels CT-Scans können diese Kalziumablagerungen als weiße Areale dargestellt werden. Diese sind mit dieser Methode im Bereich der Großhirnrinde und den Basalganglien auffindbar. Die Verkalkungen treten perikapillär auf und können im CT-Scan unabhängig vom klinischen Status als zuverlässiger diagnostischer Biomarker verwendet werden. Wichtig ist es hierbei, dass mögliche Differentialdiagnosen vorher ausgeschlossen werden. Im Vergleich zur Arteriosklerose treten die Verkalkungen im Gewebe und nicht innerhalb der Gefäße selbst auf. Symptome treten häufig bei starken Verkalkungen auf. Die verschiedenen Ausprägungsgrade der Hirnverkalkungen sind mittels CT darstellbar. Schwahn betonte in ihrem Vortrag, dass nicht jede Hirnverkalkung einen Krankheitswert besitzen würde. Mit zunehmendem Alter nimmt die Verkalkungshäufigkeit in der Bevölkerung zu, ohne jedoch immer symptomatisch zu werden. Die PFBC ließe sich demnach durch das Auftreten klinischer Symptome bei Hirnverkalkungen definieren.1-3

Differentialdiagnosen von PFBC

Genetische Ursache der PFBC

Folgende Gene können durch Mutation in der PFBC resultieren:

Störung der Blut-Hirn-Schranke bei PFBC 

Die zur PFBC führenden Genmutationen betreffen Gene, die von Zellen der Blut-Hirn-Schranke exprimiert werden. Schwahn zufolge ließe sich so die mit der PFBC assoziierten Blut-Hirn-Schrankenstörung erklären.1

Steckbrief zur PFBC

Das Manifestationsalter der PDBC liegt bei 40-50 Lebensjahren.1,3 Die Prävalenz dieser seltenen neurodegenerativen Erkrankung liegt Nicolas G. et al. zufolge bei 2 pro 1000 Einwohner.1,2 Schwahn nannte die wichtigsten Symptome des breiten Symptomspektrums der PFBC. Hierzu zählten die neurologischen Symptome Tremor und Parkinson-Syndrom, sowie psychiatrischen Symptome wie emotionale Instabilität und kognitive Beeinträchtigung.1

FAHR-NET-Registerstudie

Schwahn stellte in ihrem Vortrag die Registerstudie FAHR-NET vor. Mit der FAHR-NET-Studie war eine bessere Charakterisierung der PFBC und Sammlung von Bioproben möglich. Das FAHR-NET-Programm bestand Schwahn zufolge aus einem 3-stündigen neurologischen und neuropsychiatrischen Assessment, MRT, Biobanking und Exom-Sequenzierung. Bei 12 der 56 Probanden lagen Mutationen vor. Die Geschlechterverteilung in der FAHR-NET-Studie war gleichmäßig verteilt. Aus der FAHR-NET-Studie konnte die Symptomverteilung bei PFBC wie folgt abgeleitet werden: Der Großteil der Studienteilnehmer litt an Kopfschmerzen, kognitiven Beeinträchtigungen, Depression, Ataxie und Dysarthrie. Bei weniger als 5% der Probanden lag ein Parkinson-Syndrom, ein Tremor, Apraxie, Bradykinese und eine hyperkinetische Bewegungsstörung vor. Die Hirnverkalkungen betrafen in der FAHR-NET-Studie zum Großteil mit rund 31% die Basalganglien. Bei etwa 11% der Probanden kamen die Verkalkungen im Cerebellum und bei 5% im Thalamus vor. Die subkortikale weiße Substanz, der Cortex, die Pons und das Mesencephalon waren bei weniger als 5% der Probanden von Hirnverkalkungen betroffen.1

Fazit für die Praxis

Mehr News zu neurologischen Erkrankungen finden Sie in unserer Berichterstattung zum DGN-Kongress 2022.

Quellen:
  1. Schwahn, Janine, Cand. med., DGN 2022, Primäre Familiäre Gehirnverkalkung (PFBC) – konzeptuelle Übersicht und Einführung in das klinische Syndrom, Primäre Familiäre Gehirnverkalkung (PFBC; früher M. Fahr) als eigenständige neurogenetische Entität – Fokus auf eine wenig beachtete neuropsychiatrische Erkrankung, Webcast, CityCube Berlin + digital, Neurowoche 1-5.11.2022.
  2. Nicolas G. et al. (2018). Estimation of minimal disease prevalence from population genomic data: Application to primary familial brain calcification. Medical Genetics. Vol. 117, Issue 1, Pages 68-74.
  3. Grangeon L. et al. (2019). Biallelic MYORG mutation carriers exhibit primary brain calcification with a distinct phenotype. Brain. 2019 Jun 1;142(6):1573-1586. 
  4. https://www.orpha.net/consor/cgi-bin/Disease_Search.php?lng=EN&data_id=1923&Disease_Disease_Search_diseaseType=ORPHA&Disease_Disease_Search_diseaseGroup=1980&Disease(s)/group%20of%20diseases=Cerebrovascular-ferrocalcinosis&title=Cerebrovascular-ferrocalcinosis&search=Disease_Search_Simple