Frauen sind von Migräne dreimal häufiger betroffen als Männer. Die Attacken sind im Vergleich häufig intensiver, die Kopfschmerztagefrequenz höher und das Ansprechen auf Akutmedikation ist meist schlechter. Die Prävalenz steigt mit der Pubertät stark an und nimmt nach den Wechseljahren wieder ab.
Die Pathophysiologie ist nicht vollständig verstanden, aber Hormone (v.a. Östrogene) scheinen einen starken modulierenden Effekt zu haben:
Bei der menstruellen Migräne wird zwischen zwei Verlaufsformen unterschieden: der rein menstruellen (Attacken nur während, kurz vor und kurz nach der Menstruation im perimenstruellen Fenster von -2 bis +3 Tagen) und der menstruationsassoziierten Migräne (Attacken auch an anderen Tagen, aber gehäuft zur Menstruation) unterschieden.
Die Attacken um die Menstruation herum sind typischerweise länger, intensiver und zeigen mehr Begleitsymptome sowie ein schlechteres Ansprechen auf Akutmedikamente (häufig Wiederkehrkopfschmerz).
Zur Therapie stehen Triptane (Sumatriptan, Zolmitriptan und Eletriptan mit starker Wirkung und Naratriptan, Rizatriptan, Frovatriptan mit langer Wirkdauer) zur Verfügung. Eine frühzeitige Einnahme ist essenziell. Bei starken, langanhaltenden Attacken sind Kombinationstherapien (z.B. Sumatriptan + Naproxen) zu erwägen.
Es besteht auch die Möglichkeit der Kurzzeitprophylaxe. Der Beginn sollte zwei Tage vor der erwarteten Attacke liegen und für die Einnahme sollte für einen kurzen Zeitraum (ca. 6–7 Tage) erfolgen. Bei häufigeren Attacken ist die Gabe jedoch zu prüfen, um einen Medikamentenübergebrauch-Kopfschmerz zu vermeiden. In diesem Fall sollte eine generelle medikamentöse Prophylaxe in Erwägung gezogen werden.
In Absprache mit dem kann auch über kombinierte orale Kontrazeptiva (durchgängige Einnahme) oder Desogestrel-Pillen nachgedacht werden. Hier ist jedoch Vorsicht bei Migräne mit Aura geboten: Wegen des erhöhten -Risikos ist eine kombinierte Pille bei kardiovaskulärem Risiko oder relevanten Risikofaktoren (Übergewicht, Rauchen, Diabetes, arterielle Hypertonie) generell kontraindiziert.
Die Migräne-Behandlung muss konsequent an die jeweilige Lebensphase angepasst werden.
Patientinnen, die einen Kinderwunsch haben, machen sich häufig große Sorgen. In Studien gaben bis zu 20% der Frauen an, dass sie weniger/später oder gar keine Kinder aufgrund der Migräne bekamen. Gründe wurden mit Verschlechterungen während oder nach der (SS), Beeinträchtigungen in der SS und Erziehung sowie das Risiko der Erblichkeit angegeben. Mit entsprechender Therapie und Vorplanung sollten diese Themen jedoch weitestgehend in den Griff bekommen werden.
Bei erstmaligem Vorstellen einer schwangeren Patientin mit Kopfschmerz ist es wichtig, eine klassische Kopfschmerz-Anamnese durchzuführen sowie eine klinisch-neurologische Untersuchung (Labor, ggf. Lumbalpunktion und/oder Bildgebung). Wichtige Differenzialdiagnosen in der Schwangerschaft sind (Prä-)Eklampsie, zerebrale Sinus- und Venenthrombose, PRES, RCVS und der postpunktionelle Kopfschmerz.
Bei den meisten Patientinnen tritt eine Besserung der Migräne-Symptomatik im zweiten und dritten Trimenon auf (stabilisierte Östrogenspiegel). Bei Migräne mit Aura tritt häufiger eine Verschlechterung auf (ca. 10 % der Patientinnen). Ein erstmaliges Auftreten einer Migräne während der Schwangerschaft ist bei 1-16% der Patientinnen zu verzeichnen.
| Akuttherapie | Prophylaxe |
|---|---|
| Bei Übelkeit: Metoclopramid, Ondansetron | nicht-medikamentöse Methoden: Entspannungstechniken, Biofeedback, Akupunktur, Ausdauersport |
| Ibuprofen, ASS nur im 1. und 2. Trimenon. Sumatriptan kann erwogen werden | Prophylaxe: Metoprolol, Propranolol, Amitriptylin |
| Paracetamol (sicher, aber 2. Wahl) | Kontraindiziert: Valproat, Topiramat, CGRP-Antikörper, Gepante |
| Botox kann erwogen werden |
In der Perimenopause tritt oftmals eine Verschlechterung aufgrund des fluktuierenden Östrogenabfalls auf. Patientinnen sollten frühzeitig auf die Herausforderung vorbereitet werden. Die Aussicht auf Besserung ist gegeben und kann helfen, durch diese Phase zu navigieren.
Postmenopausal tritt im Allgemeinen eine Besserung ein. Nach dem 65. Lebensjahr sinkt die Prävalenz auf ca. 10 %. Bei etwa 10% der Patientinnen tritt die Migräne erstmals nach dem 50. Lebensjahr auf. Die Gabe von CGRP-Antikörpern ist möglich. Bei unzureichendem Ansprechen kann eine Hormonersatztherapie (in Absprache mit dem Gynäkologen) erwogen werden.