- Enax-Krumova, Elena (Bochum); Maihöfner, Christian (Fürth); Krämer-Best, Heidrun (Gießen). Vortragsreihe: Schmerz. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) 2025, Berlin, 12.11.2025.
Die Small Fiber Neuropathie (SFN) betrifft die dünn myelinisierten A𝛿-Fasern und die unmyelinisierten C-Fasern, die für Nozizeption und thermische Wahrnehmung zuständig sind. Die C-Fasern übernehmen zudem noch autonome Funktionen. Die SFN ist häufig eine längenabhängige Erkrankung, erfordert aber auch die Abklärung von nicht längenabhängigen Verteilungsmustern (z.B. bei chronischem Beckenschmerz oder ).
Ätiologisch weist die SFN ein breites Spektrum möglicher Ursachen auf, weshalb eine umfassende Abklärung dringend geboten ist. In Deutschland stehen metabolische Faktoren wie Diabetes mellitus häufig im Vordergrund. Differentialdiagnostisch sollten zudem Vitamin-B12-Mangel und immunvermittelte Erkrankungen berücksichtigt werden. Weitere relevante Auslöser umfassen Infektionen (z.B. HIV), toxische Substanzen (z.B. Alkohol), Chemotherapie-induzierte Neuropathien sowie hereditäre und genetische Erkrankungen. Nicht selten tritt eine SFN auch syndromal bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder auf. Trotz ausführlicher Diagnostik bleibt bei einem Teil der Patienten die Ursache ungeklärt (idiopathische SFN). Interessanterweise konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen idiopathischer und kausaler SFN hinsichtlich Schmerzintensität und funktionellen Einschränkungen nachgewiesen werden.
Patienten mit typischen Symptomen (z.B. brennende Füße) zeigen in der klinischen Untersuchung mittels Elektroneurographie (ENG) keine Auffälligkeiten, da die ENG nur die schnell leitenden, großen Nervenfasern erfasst und eben nicht die A𝛿- und C-Fasern.
Für die Erfassung der kleinen Nervenfasern sind alternative Methoden notwendig – Standard ist die Quantitative Sensorische Testung (QST): Für die Small Fibers die thermische Unterscheidungsschwelle, Warm- und Kaltschwelle (thermische Testungen). Darüber hinaus gibt es mechanische testungen, etwa die Druckschmerzschwelle und die dynamisch mechanische Allodynie. Nach Normdaten wird ein Funktionsgewinn (gain of function, z.B. Hyperalgesie) oder ein Funktionsverlust (loss of function, z.B. Hypästhesie) der Empfindlichkeit festgestellt.
Die Bestimmung der intraepidermalen Nervenfaserdichte über eine Hautbiopsie ist zunehmend etabliert.
Die Besta- und NEURODIAB-Kriterien definieren die Diagnosekriterien, wobei sie sich in der Regel ähneln. Bei Besta müssen mindestens zwei von drei Kriterien erfüllt sein: Hinweise auf eine SF-Schädigung sowie entweder pathologisch thermische Schwellen im QST oder Auffälligkeiten der intraepidermalen Nervenfaserdichte in der Hautbiopsie. Bei NEURODIAB ergeben sich die Kriterien wie folgt:
| Diagnosekriterien | |
|---|---|
| Mögliche SFN | Rein klinische Symptome liegen vor. |
| Wahrscheinliche SFN | Klinik + Nachweis einer SF-Schädigung in einer objektiven Testmethode. Suralis-Neurographie unauffällig. |
| Definitive SFN | Klinik + pathologische IENFD in der Hautbiopsie (der Goldstandard) oder pathologische Befunde in QST und autonomen Tests. |
Die paradoxe (Wahrnehmung von Hitze bei Kälte), die oft bei der thermischen quantitativen sensorischen Testung (QST) zutage tritt, kann als Prädiktor einer SFN verstanden werden. Eine Beobachtungsstudie bei Patienten mit diabetischer Neuropathie (doi: 10.1097/j.pain.0000000000003652) zeigte: