Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Peniskarzinoms

Ziel der neuen S3-Leitlinie war die Zusammenfassung und Bewertung der aktuellen Evidenz für den gesamten Behandlungsverlauf der Erkrankung. Die darauf basierenden Handlungsempfehlungen sollen eine qualitative Verbesserung der Behandlung und der Versorgung herbeiführen.

Die neue S3-Leitlinie im Überblick

Ziel der neuen S3-Leitlinie war die Zusammenfassung und Bewertung der aktuellen Evidenz für den gesamten Behandlungsverlauf der Erkrankung. Die darauf basierenden Handlungsempfehlungen sollen eine qualitative Verbesserung der Behandlung und der Versorgung der betroffenen Patienten herbeiführen.

Das Plattenepithelkazinom des Penis wird gemäß der WHO-Klassifikation in histologische Subtypen, den nicht-HPV-assoziierten und den HPV-assoziierten Plattenepithelkazinome, unterteilt. Differentialdiagnostisch können das verruköse, warzige und papilläre Karzinom unterschieden werden. Doch auch basaloide, klarzellige, lymphoepitheliom-ähnliche oder adenosquamäse Karzinome kommen vor. Mit 41% überwiegt aber das gewöhnliche Plattenepithelkarzinom. Die makroskopischen Wachstumsformen bestimmen zu einem großen Teil die Prognose. Der superfiziell-spreitende Typ hat beispielsweise im Gegensatz zum tief-invasiven Peniskarzinom eine eher gute Prognose.

Bedeutung des HPV-Status für das Therapiemanagement

Aktuell existieren noch keine molekularbiologischen Marker, die für die Routinediagnostik des Peniskarzinoms empfohlen werden können. Dennoch sollte der pathologische Befund eine Aussage darüber enthalten, ob die Erkrankung HPV-assoziiert ist oder nicht. Allerdings können aktuell primär die Onkogenese-Faktoren unterschieden werden. Da Peniskarzinom-Patienten mit differentem HPV-Status jedoch unterschiedlich auf Chemotherapeutika oder Checkpoint-Inhibitoren ansprechen, könnte hier eine zusätzliche Entscheidungshilfe für das Tumorboard liegen. Die Entwicklung therapeutischer HPV-Impfstoffe könnte zukünftig eine zusätzliche Therapieoption darstellen.

Organerhalt um jeden Preis?

Es ist belegt, dass verstümmelnde Eingriffe am äußeren Genial erhebliche psychologische und psycho-onkologische Probleme nach sich ziehen. Gerade bei jüngeren Patienten kann das zu deutlichen sozialen und beruflichen Einschränkungen führen. Daher sollte ein Organerhalt in Abhängigkeit vom Stadium und dem Differenzierungsgrad nach Möglichkeit im Fokus stehen. Dies ist inzwischen auch deswegen möglich, da inzwischen der Schnittrand mit einem Sicherheitsabstand von 1mm als ausreichend erkannt wurde. Denn der Schlüssel zum Organerhalt ist ein tumorfreier Schnittrand, erklärte Prof. Protzel.

Radiotherapie oder OP?

Als echte Alternative zur Operation sieht Dr. Papachristofilou die Strahlentherapie vor allem bei kleinen Tumoren. Die Leitlinie empfiehlt eine lokale Strahlentherapie bei T1 und T2 Tumoren. Gerade auch in Hinblick auf den Organerhalt stellt die Brachytherapie bei Tumoren ≤ 4cm eine adäquate Option dar. Allerdings sollte diese nur in erfahrenen Zentren und analog zu den publizierten Guidelines erfolgen. Und die Patienten sollten über die niedrige lokale Kontrolle im Vergleich zur operativen Therapie aufgeklärt werden. Der Einsatz als adjuvante Therapie ist hingegen noch nicht ausreichend in Studien untersucht worden, so dass keine generelle Empfehlung ausgesprochen werden kann. Und auch in der palliativen Anwendung können keine definitiven Aussagen getroffen werden. Die S3-Leitlinie für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung empfiehlt, dass die Indikation für eine lokale Strahlentherapie bei malignen Wunden zur Minderung des Blutungsrisikos, der Exsudation oder zur Reduktion entstellender oder schwer zu pflegender Tumormanifestationen und zur Ödemreduktion zu prüfen ist.

Quelle:
Erbersdobler, Andreas, Prof. Dr. med., Rostock, Schneede, Peter, Prof. Dr. med., Memmingen, Protzel, Chris, Prof. Dr. med., Rostock, Papachristofilou, Alexandros, Dr. med., Basel, Naumann, Carsten Maik, Prof. Dr. med., Kiel, Symposium: Die neue S3-Leitlinie Peniskarzinom, 71. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Hamburg, 19. September 2019.