Dickdarmkrebs: Neoadjuvante Therapien

Neoadjuvante Chemotherapie reduziert bei mikrosatellitenstabilen Colonkarzinomen das Rezidivrisiko um 28%, während Immuntherapie bei mikrosatelliteninstabilen Tumoren 95% Komplettremission erreicht. Prof. Roderburg stellte auf dem DGVS-Kongress die neuen Erkenntnisse vor.

Neoadjuvante Chemotherapie beim Colonkarzinom: Chancen und Risiken im Überblick

Die Behandlung des hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. Insbesondere die neoadjuvante Chemotherapie gewinnt an Bedeutung, da sie potenzielle Vorteile wie die frühzeitige Behandlung okkulter Metastasen und eine bessere Therapietreue bietet. 

Die neoadjuvante Chemotherapie bietet viele Vorteile, z.B. die schnelle Behandlung möglicher Metastasen, eine hohe Therapietreue und die Möglichkeit, die Tumorantwort in vivo zu testen. Risiken bestehen unter anderem in einem möglichen Verlust der Operationsfähigkeit, potenziellen Wundheilungsstörungen und der Gefahr einer Überbehandlung durch ungenaues CT-Staging.

Positive Ergebnisse in verschiedenen Studien

Die FOxTROT-Studie (doi: 10.1007/s00104-023-02025-2) mit über 1.000 Patienten zeigte ein Ansprechen des Tumors: 3 % bis 18 % major pathological responses und 30 % bis 50 % signifikante Tumorregression. Das Rezidivrisiko sank unter neoadjuvanter Therapie um 28 % nach fünf Jahren. Die OPTICAL-Studie (doi: 10.1200/JCO.23.01889) aus Asien erbrachte ähnliche Ergebnisse. Kleinere Studien wie PRODIGE 22 und NeoCOL bestätigten die Daten im Wesentlichen. Insgesamt gilt die neoadjuvante als sicher und führt zu einem Tumoransprechen ohne Verschlechterung des onkologischen Ergebnisses.

Leitlinienempfehlungen und Patientenselektion

Die aktuelle Onkopedia-Leitlinie empfiehlt die neoadjuvante Chemotherapie als Option ab CT-Stadium, mit schwacher Empfehlung. Die Konsultationsfassung der Leitlinie sieht sie als Kann-Empfehlung. Patienten mit fortgeschrittenem Tumorstadium profitieren offenbar stärker. konnten nicht eindeutig bestätigt werden. Molekulare Marker wie der RAS-Wildtyp könnten die Therapieentscheidung künftig verbessern.

Neoadjuvante Immuntherapie bei mikrosatelliteninstabilen Colonkarzinomen

Die NICHE-2-Studie (doi: 10.1056/NEJMoa2400634) zeigte bei mikrosatelliteninstabilen Tumoren eine pathologische Komplettremission bei 95 % der Patienten nach neoadjuvanter Immuntherapie mit Nivolumab und Ipilimumab. Das dreijährige krankheitsfreie Überleben lag bei 100 %. Die NICHE-3-Studie (doi: 10.1038/s41591-024-03250-w) ergänzte diese Ergebnisse mit einer Kombination aus Nivolumab und Relatlimab.

Real-World-Daten und laufende Studien

Erste Real-World-Daten aus Frankreich bestätigen die Wirksamkeit der neoadjuvanten Immuntherapie. Die laufende AZUR-II-Studie (doi: 10.1200/JCO.2024.42.3_suppl.TPS240) untersucht in einem randomisierten Phase-3-Design den Einsatz von Dostarlimab perioperativ und könnte die weiter präzisieren.

Leitlinienstatus und Ausblick

Die Konsultationsfassung der Leitlinie erlaubt die neoadjuvante Immuntherapie beim lokal fortgeschrittenen mikrosatelliteninstabilen Colonkarzinom nach Tumorboard-Diskussion und individueller Kostenklärung. Neue Daten deuten zudem auf eine mögliche Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren bei mikrosatellitenstabilen Tumoren hin, was zukünftige Therapieoptionen erweitern könnte.

Fazit: Neoadjuvante Therapie als vielversprechender Ansatz

Quelle:
  1. Viszeralmedizin 2025, 15. bis 20. September, Congress Center Leipzig CCL. . Sitzung: Neoadjuvante Therapie beim Kolonkarzinom – für welchen Patienten sinnvoll?, 18. September.