Ernährung und Mikrobiom: Praktische Empfehlungen für die Gesundheitsförderung

Ernährung beeinflusst das Mikrobiom erheblich. Mediterrane Diät als Schlüsselstrategie. Vorsicht bei Mikrobiomanalysen und Probiotik.

Interview mit PD Dr. Ulrike von Arnim

Dr. von Arnim rückt im Gespräch mit esanum die Ernährung in den Mittelpunkt als einen wesentlichen Faktor für die Gesundheit des Mikrobioms. Sie beschreibt das Mikrobiom als ein empfindliches Ökosystem, das durch verschiedene Einflüsse wie Ernährung, körperliche Aktivität und genetische Faktoren mitgestaltet wird. Eine gemüse- und ballaststoffreiche Ernährung, wie sie die mediterrane Diät bietet, spielt eine Schlüsselrolle. Dr. von Arnim empfiehlt, Veränderungen im Ernährungsstils schrittweise umzusetzen, um langfristige Anpassungen zu erleichtern. Beispielsweise könne man zunächst Weißbrot durch ballaststoffreiches Vollkornbrot ersetzen, um dem Mikrobiom förderliche Präbiotika zuzuführen.

Skepsis gegenüber Mikrobiomanalysen

In Bezug auf Mikrobiomanalysen äußert Dr. von Arnim deutliche Kritik. Die aktuelle Forschungslandschaft weist auf mangelnde Standardisierung und die daraus resultierende Variabilität der Ergebnisse hin. Trotz der Verfügbarkeit diverser Analysemethoden rät sie aufgrund der uneinheitlichen Datenlage und fehlender evidenzbasierter Therapieempfehlungen von deren Anwendung im klinischen Alltag ab. Patienten sollten sich mit beschönigten Eigenzahlungen solcher Tests kritisch auseinandersetzen und professionelle Beratung in Anspruch nehmen.

Abwägen von probiotischen Therapien

Das Thema Probiotika bleibt umstritten. Während einige Studien minimale Vorteile für die Prävention bestimmter Antibiotikawirkungen wie Clostridium difficile-assoziierte Diarrhoe erkennen lassen, stellen Experten den generellen Nutzen infrage. Dr. von Arnim warnt, dass Probiotika nach antibiotischen Behandlungen den natürlichen Mikrobiom-Wiederaufbau sogar verzögern könnten. Ärzte sollten daher individuell prüfen, ob eine probiotische Therapie im jeweiligen klinischen Kontext angebracht ist.

Mikrobiombasierte Therapieansätze für das Reizdarm-Syndrom

Das Reizdarm-Syndrom (RDS) stellt aufgrund seiner Heterogenität eine besondere Herausforderung dar. Dr. von Arnim betont die Wichtigkeit einer symptomorientierten Behandlung und verweist darauf, dass bestimmte Stämme wie E. coli-Nissle für eine positive Beeinflussung der RDS-Symptome eingesetzt werden können. Ein probiotischer Therapieversuch kann sinnvoll sein, sollte jedoch individuell angepasst werden.

Drei Schlüsselbotschaften für eine bessere Mikrobiomgesundheit

Dr. von Arnim fasst ihre Empfehlungen zusammen: Eine schrittweise Einführung der mediterranen Diät, der Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel, und ein kritischer Umgang mit nicht evidenzbasierten Mikrobiomanalysen sind entscheidende Maßnahmen zur Förderung der Mikrobiomgesundheit. Durch diese gezielten Ansätze kann das Mikrobiom optimal unterstützt und langfristig gefördert werden.