Guselkumab in der Therapie der CED

Bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) Colitis ulcerosa zeigt Guselkumab eine schnelle Wirkung mit nachhaltiger, steroidfreier Remission. Bei Morbus Crohn wird eine signifikante klinische und endoskopische Remission erreicht.

Guselkumab bei Colitis ulcerosa

Prof. Dr. Raya Atreya vom Universitätsklinikum Erlangen hat aktuelle Erkenntnisse zur Therapie der Colitis ulcerosa mit Guselkumab vorgestellt. Guselkumab ist ein neuer IL-23-Inhibitor, der als dritte Substanz seiner Klasse bei dieser chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) zugelassen wurde. Die Grundlage dafür bildete die QUASAR-Studie (DOI: 10.1016/S0140-6736(24)01927-5), eine randomisierte, placebokontrollierte Zulassungsstudie. Die Patienten erhielten initial drei Infusionen Guselkumab oder Placebo, gefolgt von einer Erhaltungsphase mit unterschiedlichen Dosierungen oder Placebo.

Die Probanden wiesen charakteristisch eine hohe Krankheitsaktivität sowie umfangreiche Vorbehandlungen mit Biologika oder JAK-Inhibitoren auf, was die praktische klinische Bedeutung der Studienergebnisse bekräftigt.

Klinische Wirksamkeit und Dosierungsstrategien

Die primären Endpunkte der Studie zeigten eine signifikante Verbesserung der klinischen Remission bei Guselkumab im Vergleich zu Placebo. Bereits nach einer Woche war ein symptomatisches Ansprechen erkennbar, das sich bis Woche 12 weiter verstärkte. Die Remission wurde auch nach 56 Wochen aufrechterhalten, wobei alle Patienten steroidfrei waren.

Interessant ist die Wirksamkeit sowohl bei Biologika-naiven als auch bei exponierten Patienten. Die Dosierung von 100 mg alle acht Wochen erwies sich als effektiv, während Patienten mit erhöhtem CRP-Wert von einer intensiveren Therapie mit 200 mg alle vier Wochen profitierten. 

Wirkmechanismus und Sicherheitsprofil von Guselkumab

Guselkumab unterscheidet sich von anderen IL-23-Antikörpern durch seine Fähigkeit, an CD64-Rezeptoren auf IL-23-produzierenden Monozyten/Makrophagen zu binden, was eine direkte Blockade des Zytokins ermöglicht. Diese Besonderheit könnte zur Wirksamkeit beitragen, auch wenn klinische Daten hierzu noch fehlen.

Das Sicherheitsprofil von Guselkumab war in der Studie überzeugend und vergleichbar mit Placebo, ohne auffällige Nebenwirkungen. Dies ist besonders relevant vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie, während derer die Studie durchgeführt wurde.

Fazit

Die von Atreya vorgestellten Daten auf dem DGVS Leipzig bestätigen Guselkumab als wirksame und sichere Therapieoption bei Colitis ulcerosa, auch bei Patienten mit schwerer Erkrankung und Vortherapien. Die schnelle Wirkung, die nachhaltige Remission und das günstige Sicherheitsprofil machen Guselkumab zu einer wichtigen Ergänzung im therapeutischen Arsenal. Die individuelle Dosierung, insbesondere bei erhöhtem CRP, sollte in der Praxis berücksichtigt werden.

Wichtigste Punkte:

Guselkumab bei Morbus Crohn

Prof. Dr. Elisabeth Schnoy vom Universitätsklinikum Augsburg präsentierte die Zulassungsstudien zum Morbus Crohn mit dem Wirkstoff Guselkumab. Das GALAXI-Programm umfasst zwei identische Studien, GALAXI 2 und 3 (DOI: 10.1016/S0140-6736(25)00681-6), die ein randomisiertes, doppelblindes Treat-Through-Design aufweisen. Dieses Studiendesign gilt als Goldstandard, da Patienten und Behandler verblindet sind und die Therapie kontinuierlich ohne Wechsel durchgeführt wird. Die Induktionsphase erfolgte intravenös mit drei Gaben zu den Wochen 0, 4 und 8; gefolgt von einer subkutanen Erhaltungstherapie entweder alle vier oder acht Wochen. Ein aktiver Komparator (Ustekinumab) war ebenfalls in die Studien integriert, um die Wirksamkeit von Guselkumab direkt zu vergleichen.

Ergebnisse der GALAXI-Studien

Die Studien zeigten eine signifikante klinische Remission bei 65 Prozent der Patienten (zu Woche 48). Auch das endoskopische Ansprechen war mit rund 48 Prozent unter Guselkumab deutlich besser als unter Placebo. Die Kombination aus klinischer und endoskopischer Remission lag bei 30 Prozent der Probanden vor. Besonders hervorzuheben ist die Überlegenheit von Guselkumab gegenüber Ustekinumab, sowohl in der klinischen als auch in der endoskopischen Remission. 

Im Anschluss verwies Schnoy auf die GRAVITI-Studie (DOI: 10.1053/j.gastro.2025.02.033), die eine alternative subkutane Injektion mit Guselkumab untersuchte. Die Ergebnisse waren vergleichbar mit der intravenösen Injektion. Hinsichtlich der Sicherheit zeigten die Studien keine relevanten Nebenwirkungen. 

Aus der Praxis: Guselkumab bei Morbus Crohn

Dr. Stefan Schubert, MVZ für Gastroenterologie Berlin, sprach über die Anwendung von Guselkumab bei Morbus Crohn in seiner Praxis. Als typischen Patienten nannte er einen jungen Mann mit ausgeprägter Gewichtsabnahme, Diarrhöen und Laborwerten, die auf eine Entzündung hinweisen. Die Diagnose wurde mittels Sonographie, Koloskopie und MRT-Enterographie bestätigt, wobei ein langstreckiger Dünndarmbefall ohne Komplikationen wie Stenosen oder Fisteln vorlag. Die initiale Behandlung erfolgte leitliniengerecht mit Prednisolon, jedoch traten Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen und Diarrhoe auf. Daher wurde Guselkumab als Firstline-Therapie eingesetzt, insbesondere aufgrund negativer Prognosefaktoren wie Rauchen und ausgedehntem Dünndarmbefall. Die Induktion erfolgt bevorzugt intravenös. Schuberts Erfahrungen bestätigen die Studienlage mit ihren hohen Remissionswerten.

Fazit

Die GALAXI-Studien bestätigen, dass Guselkumab eine sichere Behandlungsoption für Patienten mit Morbus Crohn darstellt. Die Wirksamkeit spiegelt sich sowohl in der klinischen als auch in der endoskopischen Remission wider. Eine Anwendung ist auch subkutan möglich, was die Akzeptanz bei Patienten erhöhen könnte. 

Wichtigste Punkte:

Referenzen
  1. Viszeralmedizin 2025, 15. bis 20. September, Congress Center Leipzig CCL
    https://www.viszeralmedizin.com/
    Sitzung: Johnson & Johnson Symposium: Therapie mit TIEFgang - Neuer IL-23-inhibitor für CED Patienten, 19. September.