Prävention von Unfällen: DKOU appelliert für mehr Achtsamkeit

Unter dem Motto "O & U - gemeinsam mehr für den Patienten erreichen", präsentierte die Auftaktpressekonferenz des diesjährigen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) die verschiedenen Aspekte rund um das Thema Alltag.

Das Zuhause bleibt der wahrscheinlichste Unfallort

Unter dem Motto "O & U - gemeinsam mehr für den Patienten erreichen", präsentierte die Auftaktpressekonferenz des diesjährigen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), die verschiedenen Aspekte rund um das Thema Alltag.

Der gefährlichste Ort ist und bleibt das eigene Heim. Ob beim Kochen, Putzen oder Handwerken, etwa drei Millionen Menschen pro Jahr erleiden Haushaltsunfälle. Im Schnitt sterben jährlich 10.000 Patienten an den Folgen besonders dramatischer Verletzungen wie Halswirbelbrüchen - Tendenz steigend. Um diese Zahlen richtig einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf die Statistik von Verkehrsopfern. Im Straßenverkehr ereignen sich jährlich 400.000 Unfälle mit bis zu dreitausend Todesopfern. Die meisten Unfälle im Haushalt könnten allerdings vermieden werden, so Professor Dr. med. Joachim Windolf (Düsseldorf), Vize-Präsident der DGOU. Ursachen für Unfälle sind oft unsachgemäße Anwendung von Haushaltsgeräten oder wackelige bzw. provisorische Leitern - ganze 80 Prozent fallen darauf zurück. Einfache Maßnahmen wie die richtige Arbeitsbekleidung beim Handwerken oder das Staubsaugerkabel immer in die nächstgelegene Steckdose zu stecken, um ein Stolpern zu vermeiden, würden schon einen großen Unterschied machen. Gerade ältere Menschen sind von Haushaltsunfällen betroffen. Sie werden dazu angehalten, sich viel Zeit für die Hausarbeit zu nehmen, denn auch kleine Unfälle können bei Patienten mit Vorerkrankungen wie Osteoporose oder bei Einnahme blutverdünnender Mittel gravierende Folgen haben.

Schutz vor Handverletzungen in Haus & Garten

Die meisten Verletzungen insgesamt, etwa ein Drittel, sind Handverletzungen. Dr. med. Walter Schäfer (Oberberg) erklärt, dass es im Privatbereich kaum eine Aufbereitung des Unfallhergangs gäbe, da diese Einschätzung im Versicherungszusammenhang unwesentlich sei. So wurde nun ein Trauma-Register für Handverletzungen eingerichtet, damit Informationen für Ursachen gesammelt und für Präventionsrichtlinien verarbeitet werden können. Grundsätzlich sind zum Beispiel die Entfernung von Sicherheitsvorrichtungen bei Kreissägen oder Rasenmähern sowie die Nutzung von falschen Schutzhandschuhen weitverbreitete Risiken für schwerwiegende Handverletzungen. Es wird daher empfohlen, dass Hobby-Handwerker sich in einem guten Baumarkt umfassend beraten lassen, bevor sie ihr Projekt starten. Schon mit dieser simplen Erstmaßnahme könnten einige der jährlich 300.0000 Heimwerkerunfälle vermieden werden. Doch was tun, wenn es für Prävention schon zu spät ist? Im Falle von Bagatellverletzungen wie Schürfwunden kann sich die betroffene Person durchaus selbst mit Hausmittelchen behandeln. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Bei Gefühlsverlust oder steigender Bewegungseinschränkung sollte ein handchirurgischer Experte aufgesucht werden. Auch bei relativ kleinen Verletzungen können die Nerven beschädigt worden sein und auch harmlos wirkende Dornenstiche können potenziell ähnliche Infektionen wie ein Tierbiss auslösen.

Ablenkung ist der Killer Nr. 1 im Straßenverkehr

Über 300.000 Menschen verletzten sich insgesamt bei einem Verkehrsunfall, davon gelten ca. 140.000 als medizinisch schwerstverletzt. Unter den Verunglückten waren 31.000 Fußgänger und 80.000 Radfahrer. Über 150 Fahrradfahrer sind 2017 im Rahmen von Rechtsabbiegerunfällen tödlich verunglückt. Gerade junge Menschen sind oft Verursacher von Verkehrsunfällen. Die große internationale Kampagne "PARTY– Prevent Alkohol and Risk related Trauma in Youth" ist eine wesentliche Bestandsaufgabe der DGOU. Der sozioökonomische Schaden aufgrund von schweren Verletzungen und jungen Unfalltoten ist beträchtlich. Der Fokus der Kampagne liegt darauf, dass Prävention bequem, praktisch und sogar attraktiv sein kann. Kleine Maßnahmen wie zum Beispiel das Tragen von Mützen mit Leuchtreflektoren in der dunklen Jahreszeit können einen großen Effekt haben. Obwohl die Helmtragerate bei Kindern mittlerweile 75 Prozent erreicht, liegt sie bei Erwachsenen weiterhin bei weniger als 10 Prozent. Hier ist mehr Aufklärungsarbeit notwendig. Wo Fahrzeuge heute bis zu 75 km/h abfangen müssen, prallen bei Fahrradunfällen ungeschützt Energien aufeinander. Gerade deshalb haben sie oft so gravierende Folgen für Unfallopfer. Als "Killer Nr. 1" bezeichnet Dr. med. Christopher Spering (Göttingen) jedoch den Faktor Ablenkung. Um Schüler und Studenten dafür zu sensibilisieren, zeigt Aufklärungsmaterial unter anderem, wie lange der Blindflug dauert, wenn bei 100 km/h das Handy entsperrt wird. Die Botschaft an Jugendliche und junge Erwachsene ist: Es ist cool schnell zu fahren und gleichzeitig zu texten, aber es ist definitiv uncool nicht zu Hause anzukommen. Die DGOU versuche nicht durch Verbote bei der Zielgruppe Aufmerksamkeit für die Thematik zu erhalten, sondern sie dazu zu motivieren, auf sich selbst achten zu wollen, so Spering.

Fazit

In einem Schlusswort der Pressekonferenz richtet Professor Windolf seinen Appell an die Presse: es ginge der DGOU nicht darum Angst zu verbreiten, indem sie auf die täglichen Gefahren hinweise, sondern darum, Menschen zur Achtsamkeit zu motivieren, um abwendbare Gefahren zu vermeiden. Denn nur ein kurzer unachtsamer Moment kann ausreichen, einen schweren Unfall zu verursachen und ein Leben für immer zu verändern.

Quelle:

Pressekonferenz, 23. Oktober, 11.00 – 12:00. Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2018. Berlin 23.  – 26. Oktober.