Orale lichenoide Läsionen: die größte Herausforderung ist die korrekte Diagnose

Orale lichenoide Läsionen sind häufig medikamentös getriggert oder ein Begleitsymptom entzündlicher Grunderkrankungen. Die Differenzierung zum oralen Lichen planus und das Finden des Auslösefaktors bedeutet oft eine große Herausforderung.

Differenzierung zwischen lichenoiden Läsionen und Lichen planus im Mundraum oft schwierig

Orale lichenoide Läsionen (OLR) ähneln in ihrer Erscheinungsform stark dem oralen Lichen planus (OLP), unterscheiden sich aber hinsichtlich der Ätiologie. OLR sind häufig medikamentös getriggert oder ein Begleitsymptom entzündlicher Grunderkrankungen. Die Differenzierung zum oralen Lichen planus und das Finden des Auslösefaktors bedeutet oft eine große Herausforderung.

Im klinischen Alltag tauchen OLR verglichen mit anderen Symptomen oder Nebenwirkungen eher selten auf, sind für die Betroffenen aber durch starke Schmerzen und Einschränkungen im Alltag oft eine große Belastung. OLR sind eine der Hauptdifferenzialdiagnosen zum häufiger beobachteten oralen Lichen planus und können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden.

In der vorgestellten Studie aus Wien wurden mehr als 300 Patienten mit entzündlichen Hauterkrankungen auf OLR hin untersucht. Die Auswertung ergab, dass Frauen im Vergleich zu Männern doppelt so häufig betroffen sind und OLR unabhängig vom Alter auftreten können. Insgesamt lagen bei dem untersuchten Patientenkollektiv 47 verschiedene Grunderkrankungen vor (Pemphigus vulgaris, bullöses Pemphigoid, systemischer oder diskoider Lupus erythematodes, u.a.).

Vielzahl an Auslösern erschwert die korrekte Diagnose

Die Diagnosestellung bedeutet aus mehreren Gründen eine große Herausforderung. Zum einen ähneln sich viele der entzündlichen Hauterkrankungen in ihrem Erscheinungsbild, vor allem zu Beginn der Erkrankung. Zusätzlich erschwert der vergleichsweise schlecht einsehbare Mundraum die Beurteilung der oralen Läsionen, und außerdem die Durchführung entsprechender Untersuchungen, wie Biopsien. Oftmals sind auch histologisch nur geringe Unterschiede zu finden.

Dennoch ist die Biopsie das Mittel der Wahl zur genaueren Diagnostik in Kombination mit einer ausführlichen Anamnese – idealerweise in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Kollegen der Dermatologie, Pathohistologie und Zahnmedizin. Weiterführend können je nach Verdacht eine direkte (indirekt weniger effektiv) Immunfluoreszenz, ELISA oder andere histologische Untersuchungen weitere Hinweise geben.

NSAR, Antihypertensiva & Co. als Triggerfaktoren

Neben den genannten Erkrankungen sind oftmals auch Medikamente die Ursache für ORL. Häufigster Auslösefaktor sind folgende drei Wirkstoffgruppen:

Aber auch unter der Einnahme von Biologika, Statinen und anderen Medikamenten wurden derartige Veränderungen der Mundschleimhaut beobachtet. Die große Schwierigkeit in der Detektion des auslösenden Arzneimittels besteht darin, dass die OLR zeitlich sehr variabel nach Beginn der Einnahme auftreten – von Wochen bis hin zu mehreren Monaten.

Außerdem nehmen gerade in diesem Patientenkollektiv viele der Betroffenen mehrere Wirkstoffe gleichzeitig ein. Ein wichtiger Anhaltspunkt kann das Auftreten von einseitigen, singulären Läsionen sein, diese Morphologie wurde typischerweise bei medikamenteninduzierten OLR beobachtet.

Neben Medikamenten können auch Fremdmaterialien im Mundbereich wie Zahnersatz oder Amalgam-Füllungen OLR auslösen. Hier ist in der Regel die Entfernung des Triggerfaktors als Behandlung ausreichend.

Fazit für den klinischen oder Praxisalltag

Referenz:
Dr. med. Igor Vujic – Klinikum Wien Ordinationsgemeinschaft, „Mucosal lichenoid lesions“, EADVirtual 2020, 30.10.2020