Dr. Delphine Kerob präsentierte auf dem diesjährigen EADV Kongress in Paris bemerkenswerte Ergebnisse ihrer internationalen Studie "Scars of Life". Diese Forschung untersucht die langfristigen Auswirkungen einer atopischen Dermatitis auf die psychische Gesundheit, insbesondere das Risiko von Suizidgedanken. Die Studie, an der über 30.000 Teilnehmer aus 27 Ländern teilnahmen, widmet sich der Frage, ob körperliche Beschwerden der Kindheit unsichtbare Spuren im späteren Leben hinterlassen.
Eine der auffälligsten Entdeckungen der Studie ist die erhöhte Prävalenz von Suizidgedanken bei Patienten mit atopischer Dermatitis. Bei Erwachsenen, deren Erkrankung in der Kindheit begann, berichten 29% von Suizidgedanken im Jugendalter, gegenüber nur 9,5% in der Kontrollgruppe ohne Dermatitis. Diese Diskrepanz zeigt nicht nur die unmittelbaren psychologischen Belastungen dieser Patienten auf, sondern verweist auch auf andauernde psychische Gesundheitsrisiken im Erwachsenenalter.
Die Studie identifiziert Faktoren wie den Schweregrad der Erkrankung, Pruritus, Schlafstörungen und Stigmatisierung als Risikofaktoren. Dr. Kerob betont die Notwendigkeit, diese Aspekte in der ärztlichen Praxis zu erkennen, indem Dermatologen gezielte Fragen zu psychischen Belastungen, Schlafproblemen und sozialer Stigmatisierung stellen.
Angesichts der Studienergebnisse empfiehlt Dr. Kerob einen ganzheitlichen Ansatz bei der Behandlung atopischer Dermatitis. Dies erfordert nicht nur die Anwendung von Medikamenten, sondern auch die Berücksichtigung der psychischen Gesundheit und die Einbeziehung von Patienten und ihren Familien in Gespräche über ihre Gefühle und Ängste. Bildung und Aufklärung über die Krankheit und die Notwendigkeit der Therapietreue sind hierbei von entscheidender Bedeutung.
Unterschiede in den Suizidgedanken und Erfahrungen mit Mobbing zwischen verschiedenen Ländern deuten auf kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse hin, die es weiter zu erforschen gilt. Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial für weitere Analysen, um globale Unterschiede in der Wahrnehmung und Behandlung atopischer Dermatitis aufzudecken.