Weltweit sind 2–3 % der Bevölkerung von Psoriasis betroffen. Als chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit Komorbiditäten kann sie das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen – vor allem bei Beteiligung von ‘High-Impact-Areas’. Herkömmliche systemische Therapeutika wie Cyclosporin, Methotrexat, Acitretin sowie Fumarsäureester haben nur eine begrenzte Wirksamkeit. Zudem sind sie mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Die potentiell langfristige Toxizität dieser Präparate macht eine regelmäßige Überwachung notwendig. Fortschritte in der Forschung brachten uns in den letzten Jahrzehnten neue biologische Arzneimittel mit einem verbesserten Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil.
Ein Nachteil bestimmter Biologika ist jedoch die parenterale Verabreichung sowie teilweise hohe Kosten. Hier kommen neue zielgerichtete orale Medikamente ins Spiel. Small Molecules wie Phosphodiesterase-4-Hemmer (z. B. Apremilast) und TYK2-Hemmer (z. B. Deucravacitinib) konnten vielversprechende Ergebnisse mit günstigen Sicherheitsprofilen zeigen.2
Neuartiger Wirkmechanismus bei Psoriasis durch Hemmung des TYK2-Enzyms
Im März 2023 wurde der TYK2-Inhibitor Deucravacitinib von der Europäischen Kommission zur Behandlung von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen zugelassen, die für eine systemische Therapie nicht geeignet sind.2,3 Es handelt sich hierbei um eine vielversprechende orale Therapie. Deucravacitinib zielt spezifisch auf das TYK2-Enzym ab, das am IL-23–IL-17-Signalweg beteiligt ist. Die Tyrosinkinase 2 (TYK2) besitzt eine Schlüsselrolle bei Entzündungsprozessen der Psoriasis. Der TYK2-Inhibitor bietet so einen neuartigen Wirkmechanismus mit verbesserter Wirksamkeit und Sicherheit.2
Update aus der prospektiven DELPHIN-Studie
Auf dem diesjährigen EADV-Kongress berichtete der renommierte Redner Dr. med. Ralph von Kiedrowski von den Interimsdaten der aktuell noch laufenden prospektiven DELPHIN-Studie. Die Real-World-Daten zur Therapie von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis (über den Zeitraum von 5 Jahre an rund 100 Behandlungszentren in Deutschland; Studienbeginn: April 2023) mittels Deucravacitinib waren überzeugend: Die Ergebnisse dieser nicht-interventionellen Beobachtungsstudie konnten zeigen, dass der oral verabreichte TYK2-Inhibitor Deucravacitinib die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern konnte. Insgesamt wurden bisher die Daten von 560 Patienten ausgewertet. Die Endpunkte der DELPHIN-Studie umfassten die Beurteilung von:
- Krankheitsschwere anhand des PASI-Scores
- Wirksamkeit mittels PGA-Score oder target-NAPSI-Score
- Vorhandensein von Pruritus durch den Pruritus-NRS-Score
- Lebensqualität (DLQI)1
Deucravacitinib hilft bei Nagelpsoriasis
In dem von Dr. med. Ralph von Kiedrowski vorgestellten e-Poster wurden die 52-Wochendaten für Bereiche mit hoher Krankheitslast vorgestellt. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf der Beteiligung der Nägel, die mittels Nagelpsoriasis-Schweregrad-Index beurteilt wurden. Bereits 4 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Deucravacitinib konnte der durchschnittliche target-NAPSI-Score von 4,1 auf 3,2 reduziert werden. Nach 16 bzw. 24 Wochen wurde ein Wert von 2,5 bzw. 2,0 erreicht. Die 1-Jahresdaten zeigten sogar eine Reduktion des durchschnittlichen target-NAPSI-Score von 4,1 auf 1,5, so von Kiedrowski.1
Besserung der „High-Impact Areas“durch Deucravacitinib
Zu den "High-Impact Areas" bei Psoriasis zählen neben der Kopfhaut, der Genitalbereich, Nägel sowie der Palmar- und Plantarbereich. Diese Stellen können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Deucravacitinib konnte in der Interimsanalyse der DELPHIN-Studie durch Effektivität in all diesen Bereichen punkten. Bei der Behandlung der genitalen Psoriasis zeigte sich die stärkste Wirksamkeit. Die Wirkung in den "High-Impact Areas" trat bereits in Woche 4 ein und nahm stetig zu.1
Fazit für die Praxis
- Es gibt oral verfügbare Medikamente zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis.
- Der TYK2-Hemmer Deucravacitinib ist ein zielgerichtetes orales Medikament zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis.
- Deucravacitinib überzeugt unter realen Bedingungen in der prospektiven DELPHIN-Studie (1-Jahresdaten):
- Deucravacitinib verbessert die Lebensqualität
- Starke Reduktion des durchschnittlichen target-NAPSI-Score durch Deucravacitinib
- Deucravacitinib wirkt in "High-Impact Areas"
- Bei der genitalen Psoriasis zeigte Deucravacitinib die stärkste Wirksamkeit
- Die Wirkung in den "High-Impact Areas" trat bereits in Woche 4 ein und nahm stetig zu.
- von Kiedrowski, Ralph, Dr. med., ePoster: Real-world use of deucravacitinib in high-impact areas: interim data from a 5-year, multicenter, prospective study in patients with moderate to severe plaque psoriasis in Germany (DELPHIN), E-Poster showcase 6, EADV-Kongress Paris, 18.09.2025, 11:25 - 11:32 Uhr.
- https://www.ema.europa.eu/de/documents/product-information/sotyktu-epar-product-information_de.pdf
- Yilmaz O, Pinto JP, Torres T. New and emerging oral therapies for psoriasis. Drugs Context. 2024 Aug 1;13:2024-5-6.