Hauterkrankungen in der Schwangerschaft
Schwangerschaftsspezifische Dermatosen erfordern eine sorgfältige Diagnose und eine maßgeschneiderte Therapie. Aktuelles zur Behandlung, Therapie und zum Management vom EADV-Kongress 2025.
Polymorphe Schwangerschaftsausschläge
Prof. Dr. Robert Muellegger (Wiener Neustadt, Österreich) eröffnete die Sitzung mit einem Blick auf polymorphe Schwangerschaftsausschläge (PUPPP), eine der vier spezifischen Hauterkrankungen während der Schwangerschaft. Obwohl gutartig und selbstlimitierend, beeinträchtigt die PPUPPP aufgrund des starken Juckreizes die Lebensqualität der Mutter erheblich. Sie tritt typischerweise im dritten Trimester oder kurz nach der Entbindung auf, häufiger bei Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften, übermäßiger Gewichtszunahme, IVF-Empfängnis oder männlichen Föten.
Klinisch manifestiert sich die PUPPP durch urtikarielle Papeln und Plaques, die in den Dehnungsstreifen beginnen und die Region um den Nabel aussparen (ein wichtiger Unterschied zum Pemphigoid gestationis). Es besteht kein Risiko für den Fötus, aber die Beschwerden für die Mutter sind groß.
Die Pathogenese ist nach wie vor umstritten. Hormonelle Veränderungen und die mechanische Dehnung der Haut am Bauch scheinen ebenso dazu beizutragen wie die für die späte Schwangerschaft typische Immunmodulation.
Die Therapie konzentriert sich auf die Symptomkontrolle: topische Kortikosteroide mit geringer bis mittlerer Wirkstärke, Antihistaminika der zweiten Generation wie Loratadin oder Cetirizin und die großzügige Anwendung von Emollientien. Systemische Kortikosteroide sind schweren Fällen vorbehalten. Muellegger betonte, dass eine angemessene Beratung der Patientin entscheidend ist, da die Erkrankung nach der Entbindung immer abklingt.
Pustulöse Psoriasis in der Schwangerschaft
Dr. med. Brigitte Stephan (Hamburg, Deutschland) befasste sich mit der pustulösen Psoriasis in der Schwangerschaft (GPPP), einer seltenen, aber potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung. GPPP ist mit systemischen Entzündungen, Stoffwechselstörungen und Komplikationen für die Mutter verbunden, darunter Sepsis, Herzinsuffizienz und akutes Atemnotsyndrom. Zu den Risiken für das Kind zählen intrauterine Wachstumsverzögerung, Frühgeburt und Totgeburt.
Die Diagnose erfordert eine sorgfältige Abgrenzung von infektiösen Pustelosen oder Arzneimittelexanthemen. GPPP weist Ähnlichkeiten mit der generalisierten pustulösen Psoriasis (GPP) auf, klingt jedoch häufig nach der Entbindung ab, was auf einen schwangerschaftsspezifischen Auslöser hindeutet, der möglicherweise mit einer Dysregulation des IL-36-Signalwegs zusammenhängt.
Die Behandlung muss schnell und multidisziplinär erfolgen. Systemische Kortikosteroide (Prednisolon) bleiben die erste Wahl. Cyclosporin ist eine valide Alternative mit umfangreichen Sicherheitsdaten in der Schwangerschaft. Neuartige Wirkstoffe wie der IL-36-Rezeptorantagonist Spesolimab, der für GPP zugelassen ist, könnten vielversprechend sein, befinden sich jedoch in der Schwangerschaft noch im Versuchsstadium.
Dr. Stephan betonte, dass die Ergebnisse für Neugeborene unvorhersehbar sein können und eine Nachsorge durch Neonatologen entscheidend ist, wenn eine intrauterine Exposition gegenüber schweren Entzündungen oder einer systemischen Therapie stattgefunden hat.
Biologika in der Schwangerschaft
Dr. Jenny Murase (San Francisco, USA) hat die Evidenz zu systemischen Immunmodulatoren in der Schwangerschaft überprüft. Das wichtigste Prinzip ist, dass der Plazenta-Transfer von Biologika nach dem zweiten Trimester zunimmt und im dritten Trimester seinen Höhepunkt erreicht, was Auswirkungen auf die Exposition des Neugeborenen hat.
- TNF-Hemmer: insgesamt ein sicheres Profil. Certolizumab, dem ein Fc-Anteil fehlt, passiert die Plazenta nicht und wird bevorzugt, wenn Biologika unverzichtbar sind.
- IL-12/23- und IL-17-Hemmer: Zunehmende Sicherheitsdaten, obwohl die Erfahrungen noch begrenzt sind.
- Dupilumab: Die Registerdaten (>50 Schwangerschaften) sind ermutigend, bisher ohne Hinweis auf Sicherheitsmängel.
- JAK-Hemmer und Apremilast: In präklinischen Studien mit Teratogenität oder Fehlgeburten in Verbindung gebracht, kontraindiziert.
- Cyclosporin: Jahrzehntelange Erfahrungen zeigen keine Zunahme von Fehlbildungen; es kann zu einem niedrigen Geburtsgewicht kommen.
- Pemphigus-Therapie: Mütterliche Antikörper können das Neugeborene beeinträchtigen; IVIG ist eine sichere Option.
Dr. Murase betonte, dass der Zeitpunkt entscheidend ist: Das Absetzen von Biologika vor dem dritten Trimester kann die Exposition des Neugeborenen verringern, aber bei Frauen mit schwerer Erkrankung, bei denen die Gesundheit der Mutter gefährdet ist, kann eine Fortsetzung gerechtfertigt sein.
Sie hob auch die Bedeutung der Impfplanung hervor: Säuglinge, die im Mutterleib Biologika ausgesetzt waren, sollten in den ersten sechs Lebensmonaten keine Lebendimpfstoffe (z. B. BCG) erhalten.
Behandlung von Pruritus in der Schwangerschaft: Häufiges Auftreten, aber nicht immer harmlos
Dr. Sara Pruneddu (London, Großbritannien) schloss die Sitzung mit der Behandlung von Pruritus in der Schwangerschaft, einem häufigen Symptom mit vielfältigen Ursachen. Eine strukturierte Beurteilung ist unerlässlich: Der Zeitpunkt des Auftretens, die Verteilung auf dem Körper. Begleitende Befunde und Labortests dienen als Orientierung für die Differentialdiagnose.
Zu den wichtigsten Überlegungen gehören die Unterscheidung zwischen PUPPP und Pemphigoid gestationis, das Erkennen einer Schwangerschaftscholestase und die Identifizierung von Verschlimmerungen bereits bestehender Dermatosen wie Ekzemen. Fallbesprechungen veranschaulichten die erfolgreiche Behandlung schwerer Ekzemschübe mit Cyclosporin und die Bedeutung der Unterscheidung zwischen pruritischen Eruptionen und Infektionen wie Varizellen.
Dr. Pruneddu hob auch Eisenmangel als einen häufig unterschätzten Faktor für Pruritus hervor, der nach einer Supplementierung zu einer deutlichen Besserung führt.
Abschließend betonte sie, dass die Behandlung von Pruritus oft eine enge Zusammenarbeit zwischen Dermatologen, Geburtshelfern und Hepatologen erfordert, um sichere Ergebnisse für Mutter und Kind zu gewährleisten.
Schwangerschaft und Hauterkrankungen: Erkenntnisse aus der EADV 2025
Die Sitzung unterstrich, dass schwangerschaftsspezifische Dermatosen von gutartigen, aber belastenden (PUPPP) bis zu potenziell tödlichen (GPPP) Erkrankungen reichen. Die therapeutischen Möglichkeiten für systemische Wirkstoffe nehmen zu, aber es gibt nach wie vor nur begrenzt belastbare Sicherheitsdaten. Ärzte müssen ein Gleichgewicht zwischen einer wirksamen Versorgung der Mutter und der Sicherheit des Fötus finden, die Behandlung individuell anpassen und die Patientinnen realistisch beraten.
Eine multidisziplinäre Zusammenarbeit (Dermatologie, Geburtshilfe, Rheumatologie und Neonatologie) ist unerlässlich. Wie die Referenten betonten, ist eine Schwangerschaft keine Kontraindikation für eine wirksame Therapie, sondern erfordert eine maßgeschneiderte, evidenzbasierte Behandlung.
- Muellegger R. Polymorphic eruption of pregnancy. Session “Pregnancy and skin disease” (Session ID D1T05.2A), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 17 Sept 2025, 16:00–16:20 CEST.
- Stephan B. Pustular eruptions in pregnancy. Session “Pregnancy and skin disease” (Session ID D1T05.2B), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 17 Sept 2025, 16:20–16:40 CEST.
- Murase J. Biologics in pregnancy. Session “Pregnancy and skin disease” (Session ID D1T05.2C), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 17 Sept 2025, 16:40–17:00 CEST.
- Pruneddu S. Management of pruritus in pregnancy. Session “Pregnancy and skin disease” (Session ID D1T05.2D), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 17 Sept 2025, 17:00–17:20 CEST.