Melanom-Management im Jahr 2025: Von Präventionskampagnen bis hin zur Überwachung von Hochrisikopatienten

Präventionskampagnen, bildgebende Verfahren und Sentinel-Lymphknoten-Biopsie: Die EADV 2025 beleuchtete, wie sich das Melanom-Management über den gesamten Behandlungsverlauf hinweg weiterentwickelt.

Screening- und Präventionskampagnen: Sind sie erfolgreich?

Die Daten von GLOBOCAN 2022 zeigen, dass die 17. häufigste Krebsart sind. Weltweit wurden schätzungsweise 331.722 Menschen mit Melanomen diagnostiziert, und etwa 58.667 starben an dieser Krankheit. Während des diesjährigen EADV-Kongresses reflektierte Prof. Veronique del Marmol (Brüssel, Belgien) über die Auswirkungen von zwei Jahrzehnten Melanomaufklärungs- und Vorsorgeinitiativen, darunter die EuroMelanoma-Kampagne. Das Fazit war differenziert: Die Kampagnen haben zweifellos das Wissen der Öffentlichkeit verbessert, frühere Diagnosen erleichtert und wertvolle epidemiologische Daten in ganz Europa gesammelt. Dennoch ist ihre Reichweite ungleichmäßig verteilt.

Die Beteiligung variiert erheblich zwischen den Ländern, mit Versorgungslücken in ländlichen Gebieten sowie bei älteren Männern (Gruppen, die paradoxerweise das höchste Risiko tragen). Die hat die Beteiligung weiter verringert, und es hat sich als schwierig erwiesen, das Engagement vor der wieder zu erreichen.

Das australische Beispiel bleibt lehrreich: Die langjährige „Slip-Slop-Slap”-Kampagne hat die Melanomhäufigkeit bei jüngeren Kohorten erfolgreich reduziert und damit gezeigt, dass nachhaltige Investitionen in die Aufklärung die Epidemiologie verändern können.

In Europa besteht die Herausforderung darin, Botschaften an kulturell vielfältige Bevölkerungsgruppen anzupassen und Verhaltensänderungen langfristig aufrechtzuerhalten. Wie Del Marmol betonte, sind zwar wirksam, aber bei weitem nicht ausreichend: Dermatologen müssen sich für gezielte Kommunikationsstrategien, die Integration von Selbstuntersuchungsinstrumenten und Partnerschaften mit der Primärversorgung einsetzen, um unterversorgte Gruppen zu erreichen. Kampagnen müssen sich von einzelnen Veranstaltungen zu einer kontinuierlichen, auf den modernen Lebensstil abgestimmten Kommunikation über mehrere Kanäle entwickeln.

Ganzkörper- und läsionsgerichtete Bildgebung

Prof. Danica Tiodorovic (Niš, Serbien) sprach darüber, wie die Bildgebung die Melanomerkennung in der klinischen Praxis verbessern kann. Die Dermatoskopie gilt heute als Standardverfahren und erhöht die Sensitivität und Spezifität im Vergleich zur Untersuchung mit bloßem Auge erheblich.

Bei Personen mit hohem Risiko – Patienten mit multiplen oder atypischen Nävi oder mit starker familiärer Vorbelastung – können durch Ganzkörperfotografie in Kombination mit sequenzieller subtile Veränderungen im Laufe der Zeit erfasst werden, was bei stabilem Befund Beruhigung schafft und bei neuen oder sich entwickelnden Läsionen zum Handeln veranlasst. Ausgefeiltere Instrumente wie die reflektierende konfokale Mikroskopie (RCM) und die optische Kohärenztomographie (OCT) ermöglichen eine quasi-histologische Bewertung in vivo und tragen dazu bei, unnötige Biopsien zu vermeiden.

Diese Technologien erfordern jedoch spezielles Fachwissen, sind zeitaufwendig und mit erheblichen Kosten verbunden. Tiodorovic kam zu dem Schluss, dass die Dermatoskopie zwar universell eingesetzt werden sollte, die fortgeschrittene Bildgebung jedoch auf Überweisungszentren und sorgfältig ausgewählte Patienten konzentriert werden sollte, wo ihre Auswirkungen auf die Früherkennung und die Reduzierung unnötiger Exzisionen die Investition rechtfertigen. Für Dermatologen ist es ebenso wichtig zu wissen, wann sie einen Patienten für eine High-End-Bildgebung überweisen müssen, wie die Dermatoskopie selbst zu beherrschen.

Sentinel-Lymphknoten-Biopsie: Ist sie noch sinnvoll?

Anschließend wandte sich die Sitzung dem chirurgischen Bereich zu. Prof. Eduardo Nagore (Valencia, Spanien) untersuchte die umstrittene Rolle der Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB) bei der Stadieneinteilung und Behandlung von Melanomen.

Die SLNB ist nach wie vor die genaueste Methode zur Beurteilung des regionalen Lymphknotenstatus und behält ihren prognostischen Wert, insbesondere bei Erkrankungen im Stadium IB–IIA. Sie hilft bei der Identifizierung von Patienten mit schlechterer Prognose und gewährleistet die Eignung für klinische Studien. Allerdings zeigen die Erkenntnisse immer wieder, dass die SLNB die Gesamtüberlebensrate nicht verbessert, was Fragen hinsichtlich ihrer therapeutischen Rolle aufwirft.

Mit dem Aufkommen wirksamer adjuvanter Therapien verändert sich die Landschaft. Im Stadium IIB–IIC wird nun unabhängig vom Status der Sentinel-Lymphknoten eine adjuvante mit Wirkstoffen wie Pembrolizumab oder Nivolumab empfohlen. In diesen Fällen hat die SLNB in erster Linie prognostischen Wert und weniger therapeutischen oder entscheidungsrelevanten Wert für die systemische Therapie.

Nagore betonte die Notwendigkeit, den Nutzen (genaue Stadieneinteilung und Stratifizierung) gegen mögliche Schäden wie chirurgische Komplikationen, Lymphödeme und Kosten abzuwägen.Wichtig sei, dass Dermatologen mit ihren Patienten offen darüber sprechen, dass ein positiver Sentinel-Lymphknoten nicht unbedingt den Zugang zu einer systemischen Therapie verändert, aber dennoch Aufschluss über die Prognose geben kann. Zukünftige Ansätze könnten in prädiktiven Nomogrammen und molekularen Biomarkern zur Stratifizierung des Lymphknotenrisikos liegen, diese befinden sich jedoch noch im Forschungsstadium. Derzeit ist die SLNB weiterhin Teil der Leitlinien, erfordert jedoch eine individuelle Abwägung.

Identifizierung von Hochrisikogruppen

Im letzten Vortrag präsentierte Prof. Ana-Maria Forsea (Bukarest, Rumänien), wie Patienten mit dem höchsten Melanomrisiko definiert und erkannt werden können. Die traditionellen Risikofaktoren sind gut bekannt: heller Hauttyp, in der Vorgeschichte, >100 Nävi, atypische Nävi, familiäre Vorbelastung und Immunsuppression. Forsea argumentierte jedoch, dass die Risikostratifizierung über einfache Checklisten hinausgehen muss.

Die genetische Veranlagung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Varianten des MC1R, des sogenannten „Rothaar-Gens”, verdoppeln das Melanomrisiko in etwa. Neue polygene Risikoscores und digitale Risikorechner könnten in Zukunft dabei helfen, Überwachungsstrategien individuell anzupassen, auch wenn ihre klinische Nützlichkeit noch nicht validiert ist. Wichtig ist, dass nicht alle Risiken gleich sind: Die Wahrscheinlichkeit, an einem Melanom zu erkranken, unterscheidet sich von der Wahrscheinlichkeit, an einem aggressiven Subtyp wie dem knotigen Melanom zu erkranken.

Digitale Tools – Apps, Patientenfragebögen, KI-gestützte Bildanalyse – befinden sich in der Entwicklung, um sowohl die Selbstuntersuchung als auch die Risikobewertung durch den Arzt zu unterstützen. Bis zur Validierung betonte Forsea jedoch, dass die Aufklärung der Patienten und die Wachsamkeit der Ärzte nach wie vor die Eckpfeiler sind, um sicherzustellen, dass Hochrisikogruppen eine engmaschigere Nachsorge und frühzeitigere Intervention erhalten.

Ein umfassenderer Blick: Die Behandlung von Melanomen im Wandel

Insgesamt zeichnete die Sitzung ein Bild der Melanombehandlung als einen Bereich im Wandel. Präventionskampagnen und Selbstuntersuchungen bleiben grundlegend, müssen jedoch modernisiert werden, um unterversorgte Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Bildgebende Verfahren versprechen eine genauere und weniger invasive Diagnose, doch Kosten und Fachwissen schränken ihre allgemeine Einführung ein. Die Sentinel-Lymphknoten-Biopsie behält ihre prognostische Bedeutung, verliert jedoch im Zeitalter der adjuvanten Immuntherapie an therapeutischer Bedeutung. Die Identifizierung von Hochrisikogruppen mit verfeinerten Instrumenten könnte bald zu personalisierteren Überwachungsstrategien führen.

Für Dermatologen ist die Botschaft klar: Die wandelt sich von einem einheitlichen Ansatz hin zu einer mehrschichtigen Strategie aus Prävention, Präzisionsdiagnostik und maßgeschneiderter Überwachung. In der klinischen Praxis geht es nicht mehr nur um die Entfernung verdächtiger Läsionen, sondern um die Koordinierung eines Kontinuums aus Aufklärung, Technologie und multidisziplinärer Versorgung. Die Sitzung erinnerte das Publikum daran, dass Dermatologen in einer einzigartigen Position sind, um eine Brücke zwischen Prävention auf Bevölkerungsebene, individueller Risikobewertung und der Integration systemischer Therapien zu schlagen, sobald diese erforderlich sind.

Quellen und weiterführende Literatur:
  1. Del Marmol V. Screening and prevention campaigns: are they delivering? Melanoma session (Session ID D2T05.1A), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 18 Sept 2025, 08:30–08:50 CEST.
  2. Tiodorovic D. Total body and lesion-directed imaging. Melanoma session (Session ID D2T05.1B), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 18 Sept 2025, 08:50–09:10 CEST.
  3. Nagore E. Sentinel lymph node biopsy: is it still useful? Melanoma session (Session ID D2T05.1C), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 18 Sept 2025, 09:10–09:30 CEST.
  4. Forsea AM. Identifying high risk groups. Melanoma session (Session ID D2T05.1D), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 18 Sept 2025, 09:30–09:50 CEST.
  5. Del Marmol V, Suppa M, Stratigos AJ, Forsea AM. Prevention and screening of melanoma in Europe: 20 years of the Euromelanoma campaign. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2022;36(Suppl 6):5–11. doi:10.1111/jdv.18195.
  6. Allard-Coutu A, Dobson V, Schmitz E, Shah H, Nessim C. The evolution of the sentinel node biopsy in melanoma. Life (Basel). 2023;13(2):489. doi:10.3390/life13020489.