Psoriasis erhöht AMD-Risiko signifikant : Neue Studie

Eine großangelegte retrospektive Kohortenstudie zeigt eine signifikante Assoziation zwischen Psoriasis und der Entwicklung einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD).

Neue Daten vom EADV: Psoriasis als Risikofaktor für AMD identifiziert

(Paris) – Psoriasis ist als chronisch-entzündliche Systemerkrankung mit einer Reihe von Komorbiditäten, insbesondere im kardiovaskulären Bereich, fest im klinischen Bewusstsein verankert. Eine neue, umfassende Studie erweitert dieses Spektrum nun um eine bedeutsame okuläre Komponente: das Risiko für die Entwicklung einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD), einer der häufigsten Ursachen für einen schweren Sehverlust im Alter.

Studienaufbau: 22.000 Patienten über 10 Jahre

Die von Dr. Alison Treichel und ihrem Team präsentierte Untersuchung ist eine der bislang größten zu diesem Thema. Es handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie über 15 Jahre, die auf Daten des US-amerikanischen TriNetX-Netzwerks basiert. Die Forscher analysierten die Daten von 22.901 Psoriasis-Patienten über 55 Jahren, bei denen eine vorbestehende AMD ausgeschlossen wurde.

Um die Ergebnisse zu validieren, wurden die Psoriasis-Patienten mit drei ausgewählten, Propensity-Score-gematchten Kontrollgruppen verglichen:

  1. Patienten mit melanozytären Nävi (MN): Zur Repräsentation anderer dermatologischer Patienten.
  2. Patienten mit Major Depression (MDD): Um den Einfluss einer chronischen Erkrankung und der damit verbundenen Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zu kontrollieren.
  3. Patienten mit erfolgter ophthalmologischer Untersuchung: Um eine vergleichbare Diagnoserate für AMD sicherzustellen.

Zusätzlich wurde der Einfluss der Therapie untersucht, indem mit Biologikabehandelte Psoriasis-Patienten mit einer Biologika-naiven Gruppe verglichen wurden, die ausschließlich topische Kortikosteroide erhielt.

Signifikant erhöhtes Risiko für beide AMD-Formen

Über den zehnjährigen Nachbeobachtungszeitraum zeigte sich ein klares Bild: Psoriasis-Patienten hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, eine AMD zu entwickeln, als die Kontrollgruppen. Das Risiko war um 56 % höher als in der MDD-Kohorte und um 21 % höher als in der MN-Kohorte.

Die Analyse differenzierte auch zwischen den beiden Hauptformen der AMD:

Pathophysiologische Verbindung und klinische Interpretation

Die Ergebnisse legen eine gemeinsame pathophysiologische Grundlage nahe, die über eine reine Koinzidenz hinausgeht. Die Lipid-Dysregulation, die bei Psoriasis-Patienten zur erhöhten kardiovaskulären Morbidität beiträgt, könnte hier der entscheidende Link sein.

„Unsere Ergebnisse stützen eine Verbindung zwischen Psoriasis und AMD, sowohl der exsudativen als auch der nicht-exsudativen Form, die durch eine gemeinsame Lipid-Dysregulation vermittelt werden könnte“,

erklärte Dr. Treichel.

Besonders bemerkenswert ist die Beobachtung, dass Psoriasis-Patienten unter Biologika-Therapie ein um 27 % geringeres Risiko hatten, eine AMD zu entwickeln, als die Vergleichsgruppe mit reiner topischer Steroidtherapie. Dies deutet darauf hin, dass die systemische anti-inflammatorische Wirkung der Biologika auch einen protektiven Effekt auf die Retina haben könnte.

Implikationen für den klinischen Alltag und Ausblick

Was bedeuten diese Ergebnisse für die tägliche Praxis? Dr. Treichel betont, dass es für spezifische Screening-Empfehlungen noch zu früh ist. Die aktuelle Leitlinie für augenärztliche Kontrolluntersuchungen behält ihre Gültigkeit. Dennoch sollten Ärzte und Patienten eine erhöhte Wachsamkeit an den Tag legen. Patienten mit Psoriasis sollten dazu angehalten werden, jegliche Veränderungen ihres Sehvermögens, wie verschwommenes Sehen oder Verzerrungen, umgehend ihrem behandelnden Arzt zu melden.

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, Psoriasis als eine Erkrankung zu betrachten, deren Auswirkungen weit über die Haut hinausgehen. Die Ergebnisse deuten an, dass eine effektive systemische Kontrolle der Inflammation potenziell auch das Risiko für schwerwiegende Komorbiditäten wie die AMD reduzieren könnte.

Zukünftige Forschungsvorhaben des Teams umfassen die Analyse retinaler Bildgebungsdaten von Psoriasis-Patienten. Ziel ist es, okuläre Abnormalitäten besser zu charakterisieren, die genaue Prävalenz der AMD in dieser Patientengruppe zu definieren und die Langzeiteffekte von Biologika auf die Progression der Augenerkrankung zu evaluieren.

Quellen: 
  1. Treichel, A., Thomas, K., McCormick, T. et al. (2025). Psoriasis is associated with an increased risk of age-related macular degeneration: results from a retrospective observational cohort study. Presented at the EADV Congress 2025.
  2. Boehncke, W-H. (2018). Systemic Inflammation and Cardiovascular Comorbidity in Psoriasis Patients: Causes and Consequences. Frontiers in Immunology. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5895645/
  3. GBD 2021 Global AMD Collaborators (2025). Global burden of vision impairment due to age-related macular degeneration, 1990-2021, with forecasts to 2050: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2021. The Lancet. Global health, 13(7), e1175–e1190. https://doi.org/10.1016/S2214-109X(25)00143-3