Syphilis: Atypische Formen und neue Behandlungsansätze

Neue Forschungsergebnisse zu atypischen Syphilis-Formen und innovative Behandlungsstrategien bieten wertvolle Einblicke für die Praxis.

Interview mit Prof. Henry de Vries

Neuartige Ansätze in der Diagnose und Behandlung von Syphilis

Professor Henry De Vries, ein führender Dermatologe aus Amsterdam, beleuchtet in seiner Session die atypischen Erscheinungsformen von Syphilis. Eine besonders aggressive Form, bekannt als "maligne Syphilis" oder "Lues maligna", kann außer der Haut auch Gehirn und Herz betreffen. Besondere Aufmerksamkeit sollten Ärzte Patienten widmen, die mit HIV leben, denn bei ihnen kann vermehrt diese Form auftreten, die eine umfangreichere diagnostische Abklärung erfordert.

Aktuelle Entwicklungen bei STI-Prävention und -Behandlung

Im Bereich der STI-Vorsorge hebt Prof. De Vries die Wirksamkeit von Doxypep bei der Prävention von Syphilis und Chlamydien hervor, warnt jedoch vor der breiten Anwendung wegen steigender Antibiotikaresistenzen. Innovativ ist die Einführung von Lenacapafir, einem injizierbaren Präparat zur HIV-Prävention für bis zu sechs Monate, obwohl dessen hoher Preis limitierende Faktoren darstellt.

Fortschritte in der STI-Impfstoffforschung

Effektive Impfstoffe gegen Hepatitis B und HPV existieren, doch auf dem Gebiet von Gonorrhoe und anderen STIs besteht noch Bedarf. Ein herrschendes Interesse liegt auf der laufenden Untersuchung des Einsatzes der Meningokokken-Impfung gegen Gonorrhoe in Großbritannien, die bislang eine Schutzwirkung von rund 30% zeigt.

Therapie von resistenten Pathogenen

Für die Behandlung von resistenten Pathogenen, insbesondere bei Gonorrhoe-verursachter Urethritis, stehen zwei neue vielversprechende Medikamente, Zoliflodacin und Gepotidacin, kurz vor der Markteinführung. Diese Medikamente stellen Alternativen zu den bisherigen Therapien dar und zeigen nicht unterlegene Effektivität.

Praktische Implikationen für Dermatologen

Ein kritischer Punkt für die dermatologische Praxis ist die Beurteilung von Neurosyphilis, insbesondere bei Augen- und Gehörbeteiligung. Die typischerweise angewandte Lumbalpunktion zeigt hier eine geringe Sensitivität, weshalb diese Patienten wie mit Neurosyphilis behandelt werden sollten, auch ohne diese Bestätigung.