Phase-II-Studie belegt die Wirksamkeit des dualen PPARα/δ-Agonisten Elafibranor als Zusatztherapie zu Ursodeoxycholsäure in der Behandlung der primär biliären Cholangitis (PBC).
Die primär biliäre Cholangitis (PCB) ist eine Autoimmunerkrankung, in deren Verlauf eine Entzündung der Gallenwege inklusive der intrahepatischen Gallengänge und -kanäle auftritt, die zur Zirrhose und schließlich zum Leberversagen führen kann. Die Erkrankung kann zunächst Symptome wie Pruritus, Fatigue und bisweilen Ikterus verursachen, bleibt aber oft auch asymptomatisch und wird zufällig durch auffällige Transaminasen entdeckt.1, 2 Standardtherapie ist Ursodeoxycholsäure (UDCA), die jedoch nicht bei allen Patienten die gewünschten Erfolge bringt. Als einzige Zweitlinientherapie ist derzeit Obeticholsäure, eine halbsynthetische Gallensäure, zugelassen.3
Im Rahmen des ILC 2019 wurden nun Daten aus einer Phase-II-Studie mit dem dualen PPARα/δ-Agonisten Elafibranor in dieser Indikation präsentiert. Elafibranor ist gegenwärtig in keiner Indikation zugelassen, hat antiinflammatorische Eigenschaften und reduziert die Synthese und Toxizität von Gallensäuren. Untersucht wird die Substanz beispielsweise in der Behandlung des Typ-2-Diabetes oder der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung. "Die Entwicklung neuer Therapien für die PBC ist wichtig, da viele Patienten mit den verfügbaren Therapien nicht die gewünschte Wirkung erreichen oder die Therapien nicht vertragen", sagt Dr. Velimir Luketic von der Virginia Commonwealth University School of Medicine in Richmond, USA, der am ILC die aktuellen Daten zu Elafibranor vorstellte.
In die Phase-II-Studie waren 45 Patienten mit PBC ohne Zirrhose eingeschlossen, die nicht adäquat auf UDCA angesprochen hatten. Die Patienten wurden in drei Gruppen randomisiert, nahmen weiterhin UDCA ein und erhielten zusätzlich Elafibranor in den Dosierungen von 80mg/d oder 120mg/d oder Placebo. Primärer Endpunkt war die ALP-Veränderung über 12 Wochen im Vergleich zu Placebo. Beide Dosierungen von Elafibranor erwiesen sich als signifikant wirksam im Vergleich zu Placebo (p<0,001). Konkret lag die ALP-Reduktion in der 80mg-Gruppe bei 48% und in der 120mg-Gruppe bei 41% im Vergleich zum Ausgangswert. In der Placebogruppe stieg ALP hingegen um 3% an. Zu Woche 12 hatten 67% der Probanden in der Elafibranor-80mg/d-Gruppe und 79% der Patienten unter Elafibranor 120mg/d eine ALP <1,67 x ULN, eine ALP-Reduktion >15% sowie einen normalen Bilirubin-Wert erreicht. Dies gelang in der Placebogruppe bei 6,7% der Patienten. Darüber hinaus kam es zu signifikanten Verbesserungen von Lipid- und Entzündungsmarkern sowie zu einem Trend zur Abnahme von Pruritus. Elafibranor wurde gut vertragen. "Diese Ergebnisse legen einen substanziellen anticholestatischen Effekt von Elafibranor nahe, von dem wir hoffen, dass er sich in langfristige Therapieerfolge für unsere Patienten übersetzen lässt", kommentierte Luketic.4
Quelle: International Liver Congress (ILC) der European Association for the Study of the Liver (EASL), 13. April 2019, Wien
Literatur:
1. Fricker ZP, Lichtenstein DR.: Primary sclerosing cholangitis: a concise review of diagnosis and management. Dig Dis Sci 2019; 64(3): 632-42
2. European Association for the Study of the Liver. EASL Clinical Practice Guidelines: The diagnosis and management of patients with primary biliary cholangitis. J Hepatol 2017; 67(1): 145-72
3. Khanna A, Jones DE.: Novel strategies and therapeutic options for the management of primary biliary cholangitis. Therap Adv Gastroenterol 2017; 10(10): 791-803
4. Luketic V et al: Elafibranor, a peroxisome proliferator-activted receptor alpha and delta agonist demonstrates favourable efficacy and safety in patients with primary biliary cholangitis and inadequate response to ursodeoxycholic acid treatment. ILC 2019, LB-02