Forschung immer mit globaler Perspektive

Videointerview mit Prof. Maria Chiara Bonini über ihre Forschungsprojekte, ihre Rolle im EHA-Vorstand und die Aussichten für junge Hämatologen, die sich in der Forschung engagieren wollen.

Translationale Forschungsausbildung in der Hämatologie

Prof. Maria Chiara Bonini ist seit 2021 Mitglied des EHA-Vorstands und hat ihren Schwerpunkt auf Thema Translational Research Training in der Hämatologie (TRTH) gelegt. Mit dem TRTH bekommen Nachwuchsforscher eine einzigartige, einjährige Ausbildungs- und Mentoring-Erfahrung. Der TRTH-Kurs wurde vor 10 Jahren gegründet mit dem Ziel, translationale Forscher auszubilden, die mit Klinikern zusammenarbeiten und deren Probleme kennen. Und um das Feld mit laborgestützter Forschung voranzubringen, die mit dem klinischen Bild der Patienten übereinstimmt. Heute ist TRTH eine gemeinsame Anstrengung der European Hematology Association (EHA) und der American Society of Hematology (ASH) und konzentriert sich darauf, Nachwuchswissenschaftler in der Hämatologie beim Aufbau einer erfolgreichen Karriere in der hämatologischen translationalen Forschung zu unterstützen.

EHA während der Pandemie

"Die Pandemie hat in den letzten zwei Jahren jeden Bereich unseres Lebens beeinflusst, so auch die Aktivitäten der EHA", sagt Prof. Bonini im Interview. Sie betrachtet die positiven Aspekte dieser Erfahrung, insbesondere die Tatsache, dass die Nutzung von Telefonkonferenzen erheblich zugenommen hat. Dies hat innerhalb der EHA zu häufigeren Sitzungen und Diskussionen geführt, wenn auch nicht persönlich. Nach Ansicht von Professor Bonini ist dies ein positiver Aspekt, der auch nach der Pandemie beibehalten werden soll.

Gentherapie gegen Lebermetastasen

Derzeit leitet sie ein auf 7 Jahre angelegtes Projekt aus 17 Gruppen des San Raffaele Hospital. Das Projekt wird von der AIRC (Italian Association for Cancer Research) unterstützt. Sie und ihr Team versuchen, ein entscheidendes und immer noch ungelöstes Problem zu lösen, das Patienten mit Darmkrebs und duktalem Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse betrifft: eine Lösung zu finden, um die Lebermetastasen zu beseitigen, die von diesen Tumoren ausgehen und die Haupttodesursache darstellen. Dafür wollen Bonini und Kollegen neue Gen- und Zelltherapien entwickeln, die direkt auf das Immunsystem einwirken, indem sie krebsspezifische T-Lymphozyten mithilfe eines viralen Vektors direkt in die Leber bringen.

Globale Perspektive ist in der Wissenschaft unerlässlich

Junge Ärzte in der Hämatologie sind ein wertvolles Kapital für die EHA. YoungEHA sieht Bonini darum als wichtige Gemeinschaft. Als Raum, in dem junge Ärzte und Forscher in der Hämatologie einander kennenlernen, austauschen, vergleichen und wachsen können. Während des Kongresses wurden Seminare und Diskussionen nur von YoungEHA organisiert.

Der Umgang mit der Forschung ist heute eine große Herausforderung. Dort und in der klinischen Praxis werden viele Fähigkeiten benötigt. Um gute Forscher zu werden, müssen junge Menschen viel studieren und sich so viel wie möglich mit Wissenschaftlern anderer Nationalitäten, Herkunft, Kulturen und Disziplinen vergleichen können. Ältere Forscher müssen ihnen die nötige Zeit geben, um sich dieser Aufgabe zu widmen, und zwar sowohl für die Forschung als auch für die klinische Tätigkeit, die parallel zueinander erfolgen muss.

Kurzbiographie von Maria Chiara Bonini 

Maria Chiara Bonini ist ordentliche Professorin für Hämatologie an der Universität Vita-Salute San Raffaele, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Immunologie, Transplantation und Infektionskrankheiten sowie Leiterin der Abteilung für experimentelle Hämatologie am IRCCS Scientific Institute San Raffaele Hospital (Mailand, Italien). Sie war Mitglied des Vorstands mehrerer europäischer und amerikanischer wissenschaftlicher Gesellschaften für Zell- und Gentherapie. Derzeit ist sie Mitglied des EHA-Vorstands. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung, präklinischen und klinischen Validierung von Zell- und Gentherapieansätzen zur Behandlung von Krebs.