Ein digitales Tool, das HERB-System, erwies sich bei Patient:innen mit Bluthochdruck im Frühstadium als erfolgreich. Die Teilnehmer:innen waren in der Lage, ihren Blutdruck zu senken und positive Lebensstilmaßnahmen zu ergreifen.1
Die Internationale Gesellschaft für Bluthochdruck (International Society of Hypertension) hat auf die Notwendigkeit von Initiativen auf Bevölkerungsebene hingewiesen, um die globale Belastung durch erhöhten Blutdruck zu verringern, einschließlich Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung sowie zur Reduzierung der Salzaufnahme. Digitale Therapeutika sind ein aufstrebender Zweig der Medizin, der technologiebasierte Softwarealgorithmen oder -anwendungen einsetzt. Diese digitalen Therapeutika könnten dazu beitragen, den Blutdruck zu senken und zu kontrollieren.
Um dies zu testen, wurde das HERB-System entwickelt, eine neue interaktive Smartphone-App, die den Nutzenden helfen soll, ihren Lebensstil intensiv und konsequent zu ändern, um den Blutdruck zu senken. Die HERB-App enthielt sechs nicht-pharmakologische Interventionen: Schlafbedingungen, Salzkonsum, Alkoholreduktion, Bewegung, Gewichtskontrolle und Stressbewältigung. Die Patient:innen in der Interventionsgruppe maßen ihren Blutdruck zu Hause und die Ärzt:innen konnten die Daten der Patient:innen im Internet überwachen und bei Bedarf mit ihnen interagieren.
An der prospektiven, randomisierten und kontrollierten HERB-DH1-Studie nahmen Teilnehmer:innen im Alter von 20 bis <65 Jahren teil, bei denen eine essenzielle Hypertonie diagnostiziert wurde (d. h. SBP 140-179 mmHg im Büro und/oder DBP 90-109 mmHg). Ihr 24-Stunden-SBP (SBP - systolic blood pressure) musste bei der ambulanten Blutdruckmessung zum Zeitpunkt des Screenings ≥130 mmHg sein. Alle Teilnehmer:innen hatten seit mehr als 3 Monaten keine blutdrucksenkenden Medikamente eingenommen. Die Gruppe der digitalen Therapeuten (n=199), die die App und eine Standard-Lebensstiländerung verwendeten, wurde mit einer Kontrollgruppe (n=191) verglichen, die nur eine Standard-Lebensstiländerung erhielt. In beiden Gruppen standen bei Bedarf blutdrucksenkende Medikamente gemäß den Leitlinien zur Verfügung. Das primäre Ergebnis war die Veränderung des systolischen 24-Stunden-Blutdrucks mittels ABPM (Ambulatory Blood Pressure Monitoring) nach 12 Wochen.
"Nach 12 Wochen war der morgendliche Blutdruck zu Hause in der Interventionsgruppe um 10,6 und in der Kontrollgruppe um 6,2 gesunken, was statistisch hoch signifikant war", betonte Prof. Kazuomi Kario (Jichi Medical University, Japan). Obwohl es bei der Reaktion der Patient:innen nach 12 Wochen deutliche individuelle Unterschiede gab, ging es den Patient:innen, die die App nutzten, im Allgemeinen besser als den Patient:innen der Kontrollgruppe.
Eine Untergruppenanalyse ergab, dass die Patient:innen unabhängig von Alter, Geschlecht und BMI von der App profitierten. Diejenigen, die bei Studienbeginn einen 24-Stunden-SBP von ≥145 mmHg aufwiesen, profitierten deutlich mehr von der Intervention als die anderen (P<0,001). Die App-Adhärenz lag stets bei >95%. Die Patient:innen in der App-Gruppe nahmen auch signifikant mehr Körpergewicht ab und ein geringerer Prozentsatz benötigte blutdrucksenkende Medikamente im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Prof. Kario kam zu dem Schluss, dass die HERB-DH1-Studie gezeigt hat, dass digitale Hilfsmittel wie das HERB-System das Potenzial haben, zu Initiativen auf individueller Ebene für Patient:innen mit Bluthochdruck im Frühstadium beizutragen, indem sie die Umsetzung und Wirksamkeit von Botschaften und Verhaltensweisen zur Änderung des Lebensstils erleichtern.
Referenz:
1. Kazuomi K. Efficacy of digital therapeutics for essential hypertension (HERB-DH1 pivotal study). Late-breaking trials in hypertension, ESC Congress 2021, 27–30 August.