Laienhelfer:innen können bei außerklinischem Herzstillstand Leben retten

Die Entsendung von Laienhelfer:innen über eine App geht nachweislich mit einer 28% höheren Überlebensrate bei Patient:innen mit außerklinischem Herzstillstand einher.

Wenn sich Laienhelfer:innen in der Nähe eines Herzstillstandes befinden, gibt die App Anweisungen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung oder zum Einsatz eines AED.

Die Entsendung von Laienhelfer:innen über eine App ist nachweislich mit einer um 28 % höheren Überlebensrate bei Patient:innen mit außerklinischem Herzstillstand verbunden. Dieser Überlebensvorteil lässt sich durch einen höheren Einsatz von Herz-Lungen-Wiederbelebung und Defibrillatoren erklären.1,2

Laien-Ersthelfer-Systeme (z. B. Entsendungen von normalen Bürger:innen zu einem Herzstillstand) werden in ganz Europa immer häufiger eingesetzt, insbesondere bei Indikationen, bei denen Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Bisherige Studien haben einen Zusammenhang zwischen diesen Systemen und der Überlebensrate nach einem außerklinischen Herzstillstand festgestellt. Eine schwedische Studie mit 8.513 Herzstillständen an vier verschiedenen Studienorten (zwei in Schweden, einer in den Niederlanden und einer in der Schweiz) untermauert den Nutzen dieses Ansatzes. "Unsere Studie deutet darauf hin, dass die Überlebenschancen von Opfern eines Herzstillstands höher sind, wenn die Rettungsdienste die Öffentlichkeit in ihr System einbeziehen", sagte Studienautor Dr. Martin Jonsson (Karolinska Institut, Schweden).

Die Studie umfasste alle außerklinischen Herzstillstände, die zwischen 2016 und 2019 in 4 Regionen auftraten. Daten aus den beiden bevölkerungsreichsten Regionen Schwedens (Stockholm und Västra Götaland) wurden aus dem schwedischen Register für kardiopulmonale Reanimation (CPR) gesammelt. Informationen aus Nordholland (Niederlande) wurden der ARREST-Datenbank entnommen und für das Tessin (Schweiz) wurde das Ticino Cardiac Arrest Registry verwendet.

Das System zur Entsendung von Laienhelfer:innen funktionierte wie folgt: Die Öffentlichkeit konnte sich über eine Handy-App/Internet als Laienhelfer:innen anmelden. Sie wurden dann in einer Datenbank registriert und das System verfolgt ihren Standort. Wenn die Leitstelle einen Anruf über einen Herzstillstand erhält, kann der Disponent das System aktivieren. Wenn sich Laienhelfer:innen in der Nähe des Ortes befinden, an dem der Herzstillstand eingetreten ist, erhalten sie über die App eine Benachrichtigung mit der Anweisung loszulaufen und eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen oder einen automatischen externen Defibrillator (AED) zu suchen.

Wenn Laienhelfer:innen entsandt wurden, war die Wahrscheinlichkeit einer Wiederbelebung um 28% höher

Die Aktivierung von Laienhelfer:innen wurde mit einer Kontrollgruppe hinsichtlich der Anwendung von Herz-Lungen-Wiederbelebung, der Verwendung von AEDs und der 30-Tage-Überlebensrate nach einem Herzstillstand in der Gemeinde verglichen. Die Analysen wurden nach Alter, Geschlecht, Ort, Zeugenstatus, Reaktionszeit des Rettungsdienstes und Tageszeit angeglichen.

In 3.410 von insgesamt 8.513 Fällen wurden Laienhelfer:innen über eine Smartphone-Anwendung zum Opfer geschickt, während in 5.103 Fällen keine Laienhelfer:in entsandt wurde. Wenn Laienhelfer:innen entsandt wurden, war die Wahrscheinlichkeit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung um 28% höher (Risikoverhältnis [RR] 1,28; 95% CI 1,12-1,45; P=0,0002) und die Wahrscheinlichkeit eines AED-Einsatzes um 56% höher (RR 1,56; 95 % CI 1,02-2,39; P=0,0390). "Am wichtigsten ist, dass die Wahrscheinlichkeit, nach 30 Tagen noch am Leben zu sein, um 28% höher war", sagte Dr. Jonsson bei der Präsentation (95% CI 1,10-1,48; P=0,0012).

"Unsere Studie zeigt, dass es von Vorteil ist, die Öffentlichkeit in die Notfallmaßnahmen bei einem vermuteten Herzstillstand einzubeziehen. In solchen Situationen zählt jede Sekunde und der rasche Einsatz von AEDs und Herz-Lungen-Wiederbelebung kann Leben retten", schloss Dr. Jonsson.

Referenzen:
1. Jonsson M. Dispatch of lay-responders is associated with bystander cardiopulmonary resuscitation, bystander defibrillation and 30-day survival following an out-of-hospital cardiac arrest. ESC Congress 2021, 27–30 August.
2. Jonsson M. Dispatch of lay-responders is associated with bystander cardiopulmonary resuscitation, bystander defibrillation and 30-day survival following an out-of-hospital cardiac arrest. Press conference, ESC Congress 2021, 27–30 August.