Aus der Traum: Fischölpräparate haben keinen Effekt

Die Ergebnisse der auf dem ESC-Kongress 2018 und im New England Journal der Medizin veröffentlichte ASCEND-Studie zeigen, was viele schon immer vermuteten: Fischölpräparate haben absolut keinen Effekt bei Patienten mit Diabetes. Es gäbe laut Professor Louise Bowman, keine Rechtfertigung dafür, Fischölpräparate zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Ereignissen zu empfehlen.

Nahrungsergänzungsmittel basierend auf Omega-3-Fettsäuren verhindern weder Herzinfarkte noch Schlaganfälle bei Menschen mit Diabetes 

Die Ergebnisse der auf dem ESC-Kongress 2018 und im New England Journal der Medizin veröffentlichte ASCEND-Studie zeigen, was viele schon immer vermuteten: Fischölpräparate haben absolut keinen Effekt bei Patienten mit Diabetes. Es gäbe laut Professor Louise Bowman, keine Rechtfertigung dafür, Fischölpräparate zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Ereignissen zu empfehlen. Eine Überdenkung der European Guidelines diesbezüglich sollte demnach in Erwägung gezogen werden.

In Beobachtungsstudien ist ein höherer Fischkonsum mit einem geringeren Risiko für koronare Herzkrankheit und Schlaganfall verbunden. Gerade in den USA haben diese Studien zu einem Überangebot an Fischöl-Präparaten geführt. Allerdings haben frühere randomisierte Studien nicht zeigen können, dass die Einnahme von Fischölpräparaten mit Omega-3-Fettsäuren das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse senkt. Die ASCEND-Studie (eine Studie zu kardiovaskulären Ereignissen bei Diabetes) untersuchte, ob Fischölpräparate das Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses bei Patienten mit Diabetes reduzieren.

Zwischen 2005 und 2011 wurden 15.480 Patienten mit Diabetes, aber ohne Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, randomisiert einer Fischöl-Ergänzung (1g täglich) oder einem entsprechenden Placebo zugeordnet. Als Placebo wurde eine 1g Olivenöl Kapsel gewählt. Man ging davon aus, dass die britische Population mittlerweile so viel Olivenöl konsumiere, das 1 Gramm davon täglich das Ergebnis nicht verfälschen konnte, so Bowman. Das gewählte Fischölpräparat war kein OTC-Produkt, sondern verschreibungspflichtig, mit demnach erwiesener Qualität.

Das primäre Wirksamkeitsresultat war zunächst ein schwerwiegendes vaskuläres Ereignis, wie nicht-tödliche Herzinfarkte, nicht-tödliche Schlaganfälle oder transitorische ischämische Attacken (manchmal als "Mini-Schlaganfälle" bezeichnet) oder wie Todesfälle aufgrund einer kardiovaskulären Ursache (jedoch ohne intrakranielle Blutungen im Kopf oder dem Gehirn). 

Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 7,4 Jahren trat das erste Ereignis bei 689 Fischölpräparat konsumierenden Teilnehmern (8,9%) und bei 712 (9,2%) Placebo -Teilnehmern auf. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen: das Ratenverhältnis betrug 0,97 (95% Konfidenzintervall 0,87-1,08, p = 0,55). Die langfristige randomisierte Studie zeigt also, dass Fischölpräparate das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten mit Diabetes nicht verringern

Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass Fischöl alleine keine positiven Auswirkungen auf die Gesundheit von Diabetes Patienten hat. In den Worten von Frau Bowman: "Eine Fischölkapsel ist kein Fisch". Die positiven Resultate aus früheren Beobachtungsstudien, sind ggf. auch darauf zurückzuführen, dass Personen die Fisch essen, auch andere gesunde Lebensmittel zum Beispiel in Form von Gemüsebeilagen konsumieren. Bisher gäbe es laut Bowman, nicht eine wissenschaftliche Studie, die belegen könne, dass überhaupt ein Nahrungsergänzungsmittel eine medizinisch belegbare Wirkung hat. Der globale 31 Milliarden Dollar Markt beschäftige demzufolge einfach sehr gute Marketingkräfte.

Quellen:
European Cardiology Congress 2018: Hot Line Session 2, Sonntag, 26.8.2018, 16:45 to 17:45, Auditorium München.
Bowman et al. (2018). ASCEND Study Collaborative Group. ASCEND: Characteristics of a randomized trial of aspirin and of omega-3 fatty acid supplementation in 15,480 people with diabetes. Am Heart J. 2018;198:135–144.