Mortalität bei HIV/HCV-Koinfektion unter DAA

Die Koinfektion mit HIV ist bei HCV-Patienten recht häufig zu finden. Welchen Einfluss solche Koinfektionen jedoch auf Morbidität und Mortalität der Betroffenen haben, ist noch wenig untersucht.

HIV-Koinfektion erhöht nicht-Leber-assoziierte Mortalität bei HCV

Die Koinfektion mit HIV ist bei HCV-Patienten recht häufig zu finden. Welchen Einfluss solche Koinfektionen jedoch auf Morbidität und Mortalität der Betroffenen haben, ist noch wenig untersucht.

Generell galt bisher immer, dass eine HIV-Koinfektion bei HCV-PatientInnen eher zu einem kürzer anhaltenden virologischen Ansprechen (SVR), zu einer schnelleren Fibrosierung der Leber sowie zu einem höheren Risiko für Leber-assoziierte und nicht-Leber-assoziierte Ereignisse führe. Dennoch: Dank neuer, hoch-wirksamer antiretroviraler Medikamente (direkt-wirkende antivirale Medikamente; DAA) haben die HCV-vermittelten Komplikationen zuletzt spürbar abgenommen. 

Unter DAA erreichen mehr als 90% ein langanhaltendes virologisches Ansprechen (SVR) und dies gilt sowohl für HCV-monoinfizierte PatientInnen als auch für solche mit HIV/HCV-Koinfektion. Obgleich sich ebenso in der Praxis zeigte, dass sich ein langes virologisches Ansprechen positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkte, ist bisher nur sehr wenig bekannt, inwieweit sich eine HIV-Koinfektion nach DAA-Behandlung auswirkt.

Erste Studie zum Einfluss einer HIV/HCV-Koinfektion

Insgesamt nahmen an der Studie 592 Menschen mit HIV/HCV-Koinfektion teil sowie 2.049 mit HCV-Monoinfektion. Das mediane Alter der PatientInnen lag bei 52,9 Jahren bzw. 53,3 Jahren. Nahezu drei Viertel der Betroffenen waren Männer (73%). Behandelt wurden die PatientInnen in der Mehrzahl mit Sofosbuvir und Ledipasvir oder Sofusbuvir und Daclatasvir. Ein langanhaltendes virologisches Ansprechen trat bei über 90% der PatientInnen auf.

Nach rund 3 Jahren Nachverfolgung ergaben sich im Hinblick auf Leber-assoziierte Ereignisse und Leber-assoziierte Mortalität keine Unterschiede zwischen Betroffenen mit HCV-Monoinfektion oder HIV/HCV-Koinfektion.Die nicht-Leber-assoziierte Mortalität war jedoch bei den HIV/HCV-Koinfizierten gegenüber der Monoinfektion signifikant erhöht (12,5 pro 1000 Personenjahre vs. 4,9 pro 1000 Personenjahre).

Was bedeutet das für die Praxis?

Eine HIV-Koinfektion ist bei bestehender Hepatitis C nicht mit einem höheren Risiko für Leber-assoziierte Ereignisse (HR = 0,67; 95%-KI: 0,271,67) oder Leber-assoziierte Mortalität (HR = 0,94; 95%-KI: 0,194,67) assoziiert. Sehr wohl beeinflusst die Koinfektion jedoch die nicht-Leber-assoziierte Sterblichkeit der betroffenen PatientInnen (HR = 2,67; 95%-KI: 0,977,37).

Quelle: Chalouni M et al., AS153: "HIV co-infection and risk of morbidity and mortality in HCV-patients treated by DAA", ILC 2020 (digital)