Posttraumatische Kopfschmerzen: Warum die Diagnose so schwierig ist

Nach einer Kopfverletzung treten häufig posttraumatische Kopfschmerzen auf. Eine rechtzeitige, präzise Diagnose ist essentiell, da sich Schmerzen sonst chronifizieren können.

Posttraumatischer Kopfschmerz: Epidemiologie 

Jährlich erleiden rund 69 Millionen Menschen ein Schädel-Hirn-Trauma, also rund 1% der Weltbevölkerung. Ein Drittel derer, die von akutem posttraumatischen Kopfschmerz berichten, entwickeln im Anschluss einen chronischen posttraumatischen Kopfschmerz. Damit gehört das Syndrom (engl.: post-traumatic-headache; PTH) zu den häufigsten sekundären Kopfschmerzerkrankungen. 

Die Wahrscheinlichkeit, einen PTH zu erleiden, ist bei Frauen, Personen mit Kopfschmerzvorgeschichte und Menschen mit komorbiden psychiatrischen Störungen erhöht. 

Schwierige Diagnose des posttraumatischen Kopfschmerzes 

Erfolgt die Diagnose des posttraumatischen Kopfschmerzes zu spät, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die Schmerzen chronifizieren. Die International Classification of Headache Disorders (ICHD-3) definiert posttraumatischen Kopfschmerz folgendermaßen: 

Außerdem sind posttraumatische Kopfschmerzen dadurch klassifiziert, 

Schytz hinterfragt diese Klassifizierung allerdings, da beispielsweise nach den meisten Gehirnerschütterungen kurzzeitig Kopfschmerzen, Orientierungslosigkeit und Übelkeit auftreten. Nach ICHD-3-Kriterien wären diese Kopfschmerzen auch als posttraumatischer Kopfschmerz zu klassifizieren, was in Schytz’ Augen eine zu voreilige Diagnose wäre. Deswegen erscheint seiner Meinung nach eine strengere Symptomabgrenzung sinnvoll. 

Zudem kann es insbesondere bei Betroffenen, die ebenso unter primären Kopfschmerzen leiden, schwierig sein, diese von sekundären Kopfschmerzen zu differenzieren. Denn posttraumatische Kopfschmerzen ähneln sich in ihrer Art dem Kopfschmerz vom Spannungstyp und der Migräne. Das Fortbestehen der Kopfschmerzen kann durch posttraumatische Schlafstörungen, Stimmungsstörungen und psychosoziale Stressoren bedingt werden. 

Posttraumatischer Kopfschmerz: Wie therapieren? 

Obwohl die Gruppe der Betroffenen mit posttraumatischem Kopfschmerz groß ist, ist die Therapie schwierig, denn: Die pharmakologische Datenlage zu posttraumatischem Kopfschmerz ist laut Schytz sehr dünn. Generell sollte die Akut- und Präventivmedikation basierend auf individuellen Parametern ausgewählt werden, in Abhängigkeit vom Phänotypen des Kopfschmerzes, anderen Symptomen sowie Komorbiditäten. Voormolen et al. konnten zeigen, dass Symptome inkl. Kopfschmerzen, die im Anschluss an eine Gehirnerschütterung aufgetreten sind und 3 Monate nach der Verletzung noch spürbar sind, auch nach 6 Monaten noch präsent sind. Lediglich 1-3% dieser Betroffenen berichteten von einer Besserung, die zwischen Monat 3 und 6 aufgetreten ist.  

Nicht nur beim posttraumatischen, sondern bei jeglichen Arten von Kopfschmerz, ist unbedingt darauf zu achten, Betroffene vor einem Übergebrauch an Medikamenten zu bewahren, so Schytz. Denn dies kann bekanntermaßen  zu weiteren Komplikationen führen. 

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