Orale Eisensubstitution bei IBD-PatientInnen

Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (inflammatory bowel disease; IBD) entwickeln häufig auch eine manifeste Eisenmangelanämie. Bisherige orale Therapieregime waren mit starken Nebenwirkungen verbunden. Betroffenen PatientInnen blieb dann oft nur die i.v.-Eisensubstitution. Dank Eisenmaltol gibt es nun aber eine der i.v.-Gabe nicht-unterlegene orale Behandlungsoption, wie die AEGIS-H2H-Studie zeigte.

Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (inflammatory bowel disease; IBD) entwickeln häufig auch eine manifeste Eisenmangelanämie. Bisherige orale Therapieregime waren mit starken Nebenwirkungen verbunden. Betroffenen PatientInnen blieb dann oft nur die i.v.-Eisensubstitution. Dank Eisenmaltol gibt es nun aber eine der i.v.-Gabe nicht-unterlegene orale Behandlungsoption, wie die AEGIS-H2H-Studie zeigte.

Zwischen 36% und 76% der IBD-PatientInnen entwickeln in ihrem Krankheitsverlauf eine manifeste Eisenmangelanämie. Bei ihnen kommt es infolge der Entzündungsreaktionen im Darm unter anderem zu einem chronischen Blutverlust an der Darmschleimhaut. Gleichzeitig ist das geschädigte Darmepithel nicht mehr so gut in der Lage, natürliches Eisen aus der Nahrung zu resorbieren. Ein Eisenmangel ist die Folge, der sich im weiteren Verlauf in Form eines Hämoglobinmangels, einer Eisenmangelanämie, manifestiert. 

Die Eisenmangelanämie äußert sich jedoch vor allem durch unspezifische Symptome, wie z. B. Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Leistungsverlust und wird oft übersehen. Behandelnde ÄrztInnen sollten ihre IBD-PatientInnen daher bei einer solchen Symptomlage stets auf einen Eisenmangel testen. Dies empfehlen beispielsweise die ECCO-Leitlinien bereits seit 2015.

Für die Betroffenen wird aufgrund der Symptomatik die Lebensqualität ganz entscheidend gemindert. Zur allgemein beeinträchtigten physischen Verfassung tritt schließlich noch ein erhöhtes Mortalitätsrisiko bei Eisenmangel. Bisheriger Behandlungsstandard war für diese PatientInnen oft eine intravenöse Eisensubstitution mithilfe von Eisencarboxymaltose.

AEGIS-H2H-Studie zeigt Nichtunterlegenheit oraler Eisensubstitution

Auf der UEG Week 2019 in Barcelona wurden jetzt erstmals Ergebnisse einer aktuellen prospektiven, multizentrischen Phase-IIIb-Vergleichsstudie zwischen der i. v. verabreichten Eisencarboxymaltose und dem oralen Therapeutikum Eisenmaltol bei IBD-PatientInnen veröffentlicht.

Hier zeigte sich, dass das über 12 Wochen oral verabreichte Eisenmaltol (30 mg/2x täglich) der i.v.-Therapie in der Ansprechrate (74% vs. 83%) nicht unterlegen war. Als primärer Studienendpunkt galt ein Anstieg des Hämoglobinwertes um 2 g/dl oder die Normalisierung des Hb-Wertes (Frauen: > 12 g/dl; Männer: > 13 g/dl) in Woche 12 der Behandlung.

Weniger Nebenwirkungen durch Maltol-Coating

Anders als bei früheren oralen Eisenpräparaten treten mit Eisenmaltol zudem weniger Nebenwirkungen auf. Möglich macht dies der Maltol-Anteil. Dabei wird ein Eisenion von je drei Maltol-Molekülen umschlossen, so das Wirkmodell. Der Zucker ermöglicht schließlich die Aufnahme in die Zellen des Darmepithels, durch welche das Eisen hindurch ins Blut gelangen kann.

Vorteile für die PatientInnen

Neben einer geringeren Nebenwirkungsrate als bei anderen oralen Eisenpräparaten bieten sich den PatientInnen weitere Vorteile. Als besonders wesentlich gilt dabei, dass die PatientInnen die Tabletten zuhause einnehmen können und somit längere, wiederkehrende Fahrten in ein IBD-Zentrum entfallen. Aus Sicht des Gesundheitswesens ist die orale Eisensubstitution zudem oft günstiger als eine i.v.-Therapie.

Was bedeutet das für die Praxis?

Mit Eisenmaltol steht erstmals ein orales Eisenpräparat zur Verfügung, welches alternativ zur intravenösen Behandlung gegeben werden kann. Allerdings wird es auch damit nicht zum vollständigen Ersatz der i.v.-Gabe kommen.

Insbesondere bei schweren Eisenmangelanämien führt die intravenöse Therapie zu einem meist schnelleren Erreichen des Zielwertes und damit zum Anstieg des Hämoglobins. Für die Erhaltungstherapie bei weniger schwerer Anämie sowie bei IBD-PatientInnen, die eine i.v.-Therapie ablehnen oder nicht vertragen, ist die orale Eisensubstitution mit Eisenmaltol jedoch eine effektive und gut tolerierbare Alternative.

Quelle: "Head-to-head study shows oral ferric maltol may be an alternative treatment to i.v. ferric iron, offering a real alternative option to hospital administration for patients with iron deficiency anaemia and IBD", Corporate Media Release, 22.10.2019 (NORGINE); UEG Week 2019, Barcelona

Veranstaltung: Industrie-Symposium "Lightening the load of iron deficiency anaemia in IBD" (Veranstalter: NORGINE), UEG Week 2019, Barcelona