Herpes Zoster-Impfung hochwirksam, langanhaltend und gut mit anderen Impfungen kombinierbar

Der 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin vom 16. bis 19. Juni 2021 fand Corona-bedingt virtuell statt. Dabei wurden unter anderem Daten zu Immunoseneszenz und Impfen bei älteren Menschen vorgestellt.

Daten zu Immunoseneszenz und Impfen bei älteren Menschen vorgestellt

Der 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin vom 16. bis 19. Juni 2021 fand Corona-bedingt virtuell statt. Dabei wurden unter anderem Daten zu Immunoseneszenz und Impfen bei älteren Menschen vorgestellt. Außerdem wurden aktuelle Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten zur Impfung gegen Herpes Zoster bei sehr schwachen Patient:innen und Personen mit verminderter Immunkompetenz präsentiert sowie die STIKO-Empfehlungen zur Herpes Zoster-Impfung und wie sich diese mit der COVID-19-Impfung vereinbaren lässt. 

"Beobachtungen aus dem Pandemiejahr 2020 haben gezeigt, dass verstärkte Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Abstand halten und Maske dazu beigetragen haben, die Erkrankungszahlen vieler Infektionskrankheiten deutlich zu verringern", so Dr. Michael Saeftel, Medical Advisor im Fachbereich Impfstoffe bei GSK. "Aber ‚weg‘ sind sie dennoch nicht!" (siehe Tabelle)

Tabelle: Fallzahlen von Infektionskrankheiten 2020 und 2019 im Vergleich (Beispiele) 

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Saeftel betonte zudem, dass die Zahlen vermutlich mit Verringerung der AHA-L-Regeln wieder deutlich ansteigen werden, umso wichtiger sei eine gute Durchimpfung der Bevölkerung für den kommenden Herbst.

AHA-L Regeln bieten keinen Schutz vor Gürtelrose

Eine Besonderheit unter den genannten Krankheiten stellt die Infektion mit dem Herpes Zoster Virus dar: Dieses Virus verbleibt nach der Primär-Erkrankung (Windpocken) im Körper und kann vor allem aufgrund der nachlassenden Immunkompetenz im Alter in Form einer Gürtelrose reaktiviert werden. Abstand halten und Hygienemaßnahmen böten daher keinen Schutz vor Herpes Zoster, so Saeftel. Aufgrund der Altersstruktur der Gesellschaft in Deutschland gebe es sehr viele ältere und alte Menschen, die zu 99,5% in der Kindheit eine Windpockenerkrankung durchgemacht haben und daher an Gürtelrose erkranken könnten. Als Gründe für das Wiedererstarken des Varizella-Zoster-Virus nannte Saeftel insbesondere das Nachlassen der Immunkompetenz mit zunehmendem Alter. Während Kinder eine große Anzahl an naiven B-Zellen haben, die noch keinen Kontakt zu Krankheitserregern hatten, und eine geringe Zahl an B-Gedächtniszellen, verfügen Ältere nur noch über wenige naive B-Zellen und eine große Zahl von B-Gedächtnis- und B-Plasmazellen. "Zudem lässt mit dem Alter die Spezifität und die Flexibilität der bestehenden Zellen nach. Ähnliches gilt für T-Zellen, die Antigene weniger gut erkennen als in jungen Jahren", so Saeftel weiter. 

Immunantwort persistiert über zehn Jahre

Die Wirksamkeit des adjuvantierten Totimpfstoffs (Shingrix) läge anfangs bei über 90%, Langzeitdaten zeigten nach sieben Jahren noch eine Wirksamkeit von über 80%, wie Saeftel auf dem KIT erläuterte. "Neuere Daten zeigen, dass die Immunantwort über zehn Jahre persistiert." Ebenso zeigten Studien, dass der Impfstoff auch bei sehr schwachen Personen hochwirksam ist. Kombinationen mit anderen Standardimpfungen (TdaP, Influenza, Pneumokokken) sind untersucht, mit Daten belegt und daher gut möglich. Ebenso könne die Herpes Zoster-Impfung gemäß STIKO Empfehlung mit zweiwöchigem Abstand vor oder nach der COVID-19-Impfung sowie zwischen beiden COVID-19-Impfungen gegeben werden. Derzeit sei der zeitliche Abstand vor allem nötig, da das Paul-Ehrlich-Institut Daten zu potenziellen Nebenwirkungen der COVID-19-Impfung erhebt. In den USA ist bereits seit Mai eine Impfung gleichzeitig mit der COVID-19-Impfung möglich.

Herpes Zoster-Impfung: wirksam und mit gutem Sicherheitsprofil bei Patient:innen mit verminderter Immunkompetenz

Laut Saeftel zeigen neuere Daten auch, dass der adjuvantierte Herpes Zoster-Impfstoff auch bei immunsupprimierten Patient:innen gut wirksam sei und sicher eingesetzt werden könne. Beispielsweise bei Patient:innen nach autologer Stammzelltransplantation oder bei Patienten mit hämatologischen Malignomen lag die Wirksamkeit bei 68,2% bzw. 87,2%, was für solch vulnerable Gruppen sehr hoch sei. Ebenso liegen gute Erfahrungen bei HIV-Patient:innen, nach Organtransplantation und bei Erkrankungen mit soliden Tumoren vor.