Diabetes mellitus: Bewegung ist die beste Medizin

Körperliche Aktivität sollte eigentlich ganz selbstverständlich zum Management des Diabetes mellitus gehören. Woran hapert es dann noch?

Körperliche Aktivität bei Diabetes

Wie viel körperliche Aktivität wird Diabetikern empfohlen?

Schon kleine Maßnahmen können viel bewirken: Wer etwa längeres Sitzen regelmäßig alle 30 Minuten unterbricht, reguliert automatisch seinen Blutzuckerspiegel. Überhaupt zahlen sich sämtliche nichtsitzende Aktivitäten aus. Dazu gehört schon Haus- und Gartenarbeit oder der Gang zum Einkaufen.

Die offiziellen Empfehlungen der ADA (American Diabetes Association) schreiben vor:

Jüngere und körperlich fittere Personen können auch kürzere, intensivere Trainingseinheiten von mindestens 75 min/Woche absolvieren. Dazu 2- bis 3-mal pro Woche Krafttraining. 

Was bewirkt das Training bei Diabetes?

Während die Effekte von Bewegung auf den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System und den Bewegungsapparat bekannt sind, gibt es noch zahlreiche offene Fragen, z.B. hinsichtlich der Unterschiede verschiedener Belastungs- und Trainingsformen. Auch der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Inflammation liegt noch weitgehend im Dunkeln. Doch die molekularbiologischen Mechanismen im Kontext von Sport und Training treten zunehmend in den Fokus der Forschung. 

Ein Beispiel: Sogenannte Exerkine (der Begriff wurde im Jahr 2016 erstmals eingeführt) spielen vermutlich eine entscheidende Rolle bei körperlicher Aktivität. Gemeint ist eine ganze Reihe an Molekülen wie Zytokine, Proteine, Peptide und Metaboliten, die infolge einer akuten Belastung von sämtlichen Organen freigesetzt werden. Sie sorgen für eine verbesserte Bereitstellung von Energie und führen langfristig zu Anpassungsreaktionen auf struktureller und metabolischer Ebene. Über diese globalen Wirkungen wird auch die Blutzuckereinstellung beim Diabetes gefördert, der ja nicht weniger als eine Systemerkrankung ist, die den gesamten Organismus betrifft.

Wie lassen sich Diabetiker zu mehr Bewegung motivieren?

Doch die besten Erkenntnisse nützen nichts, wenn sie nicht bei den Betroffenen ankommen. Tatsächlich erreichen viele Menschen, vor allem mit Typ-2-Diabetes, die empfohlenen Bewegungs- und Trainingszeiten nicht. Dafür gibt es mehrere Gründe, wie z.B. eine eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, die bereits bei geringer Intensität zu großer Anstrengung führt. Aber auch eine depressive Stimmungslage oder ein vermindertes Selbstvertrauen können an der Motivation nagen. Bei Typ-1-Diabetikern kommt oft die Sorge vor einer Hypoglykämie hinzu.

Wichtig sind daher Aufklärungsmaßnahmen, Schulungen und auch die Unterstützung durch neue Technologien wie die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) und innovative Insulinpumpensysteme. Befragungen zeigen, dass Betroffene, die sich von ihrem Arzt gut beraten und unterstützt fühlen, eher trainieren als diejenigen, die keine Unterstützung erhalten.

Eine gute Möglichkeit zur Förderung von Lebensstiländerungen bieten auch Gesundheitscoachings. Erste Untersuchungen zeigen, dass sie den HbA1c-Wert senken und Auswirkungen auf das Gewicht und die Psyche haben können. Allerdings ist auch hier noch vieles unklar, etwa, wie ein optimales Coaching ablaufen sollte. 

Gesundheitswesen muss aktiver werden

Bewegung als Medizin zu sehen und entsprechend zu fördern, ist seit vielen Jahren ein Anliegen der Sportwissenschaft. Die Vorzüge liegen auf der Hand, gerade für Diabetiker. Es ist Aufgabe sämtlicher Akteure des Gesundheitswesens, sie zu mehr Aktivität und einem gesunden Lebensstil zu motivieren.

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