Diabetes Screening - Was bringts?

Könnte angesichts der hohen Diabetes-Inzidenz ein populationsbasiertes Diabetes-Screening Sinn machen? Dieser Frage ging ein Symposium auf dem DDG-Kongress 2021 nach. Prof. Dr. Oliver Kuß vom Institut für Biometrie und Epidemiologie erläuterte die Kriterien zur Durchführbarkeit, Wirksamkeit und Angemessenheit von populationsbasierten Diabetes-Screenings und fasste die Evidenz zusammen, die vor allem aus großen skandinavischen Registern stammt.

Durchführbarkeit, Wirksamkeit und Angemessenheit im Überblick

Könnte angesichts der hohen Diabetes-Inzidenz ein populationsbasiertes Diabetes-Screening Sinn machen? Dieser Frage ging ein Symposium auf dem DDG-Kongress 2021 nach. Prof. Dr. Oliver Kuß vom Institut für Biometrie und Epidemiologie erläuterte die Kriterien zur Durchführbarkeit, Wirksamkeit und Angemessenheit von populationsbasierten Diabetes-Screenings und fasste die Evidenz zusammen, die vor allem aus großen skandinavischen Registern stammt.

Prof. Oliver Kuß grenzte das Thema zu Beginn mit Definitionen ein.

Was ist überhaupt ein Screening?

Kriterien für ein Screening

Das Screening-Programm

Die Studienlage

Was Diabetes-Typ-2 angeht, wird über diese Punkte seit längerem international gestritten. Es gibt etliche pro- und contra-Reviews, vor allem in England und den USA. 

Zu den randomisierten Studien führte Prof. Kuß zwei Beispiele aus. 

Die ADDITION-Cambridge-Studie: sie wurde in drei Ländern durchgeführt: in UK, Dänemark und den Niederlanden. Verglichen wurde, ob Personen zu einem einmaligen Screening eingeladen wurden oder eben nicht. Im Ergebnis zeigte das Outcome (Allgemeine Sterblichkeit, kardiovaskuläre und Krebssterblichkeit) keine relevante Verbesserung nach dem Screening. Die Screening-Gruppe lag hinsichtlich der Mortalität sogar leicht vor der Vergleichsgruppe, die nicht zum Screening geladen war. Das einmalige Screening auf Diabetes hatte keine Reduktion der Sterblichkeit zur Folge.

Die Ely-Studie: Ely ist eine Kleinstadt bei Cambridge. Hier hat man eine randomisierte Studie unter rund 15.000 EinwohnerInnen mit zwei Screening-Runden vorgenommen. Auswertung: wieder war das Screening ohne Effekt auf die Sterblichkeit. 

Eine weitere, nicht randomisierte Studie aus Dänemark fragte: Haben Menschen, die zu einem Screening eingeladen werden ein besseres Outcome als Menschen ohne Einladung? Auch hier sah man ein perfektes Null-Ergebnis - mit 2 Millionen Beobachtungen. Es gab keine Vorteile für die Screening-Gruppe.

Ein Nettoeffekt?

Man kann die Frage aber auch anders stellen: Gibt es vielleicht eine Art Netto-Effekt? Nutzt ein Screening also jenen, deren Erkrankung dabei entdeckt wird? Das wurde wiederum in Dänemark untersucht. Hier sind diejenigen zu unterscheiden, die beim Screening entdeckt wurden von denen, die erst später mit Diabetes-Symptomen auffielen. 150.000 Menschen wurden eingeladen. Die Gruppe, bei denen Diabetes diagnostiziert wurde, wurde entsprechend behandelt. Die Vergleichsgruppe wurde erst behandelt, nachdem sie klinisch auffällig geworden war. Hier zeigten sich klare Unterschiede. Es gab einen signifikanten Überlebensvorteil für die Menschen, die beim Screening entdeckt worden sind, bevor sie klinisch auffällig wurden. Eine schwedische Studie kommt zum gleichen Ergebnis.

Fazit

Quelle: DDG-Kongress 13.5.2021, O. Kuß, "Populationsbasiertes Screening für Typ-2-Diabetes: Evidenz aus Beobachtungsstudien"