DiGAs: Digitale Helfer in der Diabetologie

Im Praxisalltag können DiGAs die Diabetesversorgung sinnvoll ergänzen – wenn Patientenauswahl, Indikation und Therapieziele stimmen.

Das Wichtigste auf einen Blick – DiGAs in der Diabetologie

DiGAs sind digitale Medizinprodukte mit klar definierter Zweckbestimmung. Sie sollen Patienten in der Behandlung und im Alltag unterstützen – etwa durch Symptomlinderung, Verbesserung des Selbstmanagements, Erhöhung der Adhärenz oder Wissensvermittlung. Voraussetzung ist stets die Bereitschaft zur Verhaltensänderung.

Wer bekommt wie eine DiGA?

Patienten können auf zwei Wegen erhalten: per ärztlicher Verordnung (z. B. durch Hausarzt oder Diabetologen) oder direkt über ihre Krankenkasse. Letzteres ist möglich, wenn die Diagnose bereits dokumentiert ist – in diesem Fall kann der Patient selbst einen DiGA-Code anfordern und die App eigenständig herunterladen.

Fünf DiGAs für Typ-2-Diabetes – ein Überblick

Aktuell sind fünf DiGAs für die Indikation Diabetes im Verzeichnis des BfArM gelistet – alle für Typ-2-Diabetes, lediglich eine zusätzlich auch für Typ-1-Diabetes (HelloBetter):

Erfolgsfaktor Patient: Wer profitiert von DiGAs?

DiGAs eignen sich für Patienten, die motiviert sind, ihr Verhalten zu ändern, mitarbeiten und über eine gewisse technische Kompetenz verfügen. Zudem sind realistische Erwartungen wichtig.

Nicht nur Personen mit neudiagnostiziertem Diabetes mellitus können profitieren, auch erfahrene Patienten mit langer Diabetesdauer: Sie erkennen die Inhalte aus Schulungen wieder und können diese vertiefen.

Technische und emotionale Herausforderungen

Die praktische Umsetzung kann jedoch eine Hürde sein: Laut Schlüter scheitert ein Teil der Patienten bereits an der Anforderung des Zugangscodes, an der Installation oder an der Nutzung. Nur etwa ein Drittel der DiGA-Verordnungen werden tatsächlich genutzt.

Neben der komplexen Handhabung gibt es auch psychologische Barrieren: Manche Patienten empfinden die permanente Datenrückmeldung als belastend, Angehörige reagieren mit Sorge auf niedrige oder schnell fallende Werte (z. B. Hypoglykämieangst), und nicht alle Patienten kommen mit der „Gamification“ der Apps zurecht – also der spielerischen Gestaltung mit Belohnungssystemen, Symbolen oder Rankings zur Motivation. Auch technischer Support durch die Praxis sei häufig nötig – besonders bei der Initialisierung der Anwendung.

Gemeinsam nutzen – nicht nur der Patient allein

Ein zentraler Aspekt laut der Referentin: DiGAs sollen nicht nur vom Patienten genutzt, sondern auch aktiv in die ärztliche Betreuung eingebunden werden. Nur wenn Rückmeldungen aus der App in der Praxis besprochen und in die Therapie integriert werden, kann ein Mehrwert entstehen. Dafür ist es wichtig, dass DiGAs Datenexporte oder Berichte ermöglichen – was nicht bei allen der Fall ist.

Fazit: DiGAs sinnvoll einsetzen – mit Augenmaß

DiGAs können die diabetologische Versorgung ergänzen – vorausgesetzt, Patienten sind motiviert, die Anwendung ist passend zur Indikation gewählt und die Daten lassen sich in die ärztliche Betreuung integrieren. Dabei bleibt es essenziell, realistische Erwartungen zu kommunizieren, Begleitung zu gewährleisten und technische Hürden frühzeitig zu adressieren.

Quelle:
  1. Schlüter, Sandra (Northeim). Vortrag: DiGAs in der Diabetologie. Sitzung: DiGAs und Stoffwechselerkrankungen. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2025, Wiesbaden, 03.05.2025.