Erektile Dysfunktion bei Diabetes: Ursachen verstehen, Therapie gezielt einsetzen

Erektile Dysfunktion ist bei Männern mit Diabetes keine Seltenheit. Eine Übersichtsarbeit beleuchtet die zugrunde liegenden Mechanismen und stellt aktuelle sowie künftige Therapieoptionen vor.

Diabetische Potenzstörung im Überblick:

Pathophysiologie: Mehr als nur vaskuläre Schäden

Die diabetische erektile Dysfunktion entsteht durch ein Zusammenspiel aus vaskulären, neurogenen, hormonellen und strukturellen Veränderungen. Zentral ist die Gefäßschädigung durch chronisch erhöhte Blutzuckerwerte: Eine verringerte Stickstoffmonoxid (NO)-Verfügbarkeit, erhöhte Blutviskosität und endotheliale Dysfunktion beeinflussen die Durchblutung des Penis. Gleichzeitig verändert sich das Gewebe der Schwellkörper: Glatte Muskelzellen gehen zugrunde, fibrotisches Gewebe nimmt zu – die Erektionsfähigkeit sinkt. Darüber hinaus schädigt eine diabetische Neuropathie die nervale Steuerung der Erektion. 

Außerdem kann ein funktioneller Hypogonadismus vorliegen: Ein erniedrigter Testosteronspiegel kann sich sowohl negativ auf die Libido und die Erektion als auch auf die Regulation der glatten Muskelrelaxation auswirken. Schließlich verstärken psychische Faktoren wie oder Ängste die Beschwerden: Sie beeinflussen die Sexualfunktion direkt und können durch die Belastung der chronischen Grunderkrankung weiter verstärkt werden.

Die diabetische Erektionsstörung ist somit eine multifaktorielle Erkrankung, die ein entsprechend differenziertes therapeutisches Vorgehen erfordert.

Therapeutische Strategien: Von Hormonersatz bis Prothese

Ein international einheitliches Behandlungsschema für die Begleiterkrankung des existiert bislang nicht, betonen die Autoren. Empfohlen wird ein individueller, multimodaler Ansatz. Grundlage bilden Lebensstilmaßnahmen wie Gewichtsreduktion, Bewegung und eine optimierte Blutzuckereinstellung. Des Weiteren kommen therapeutische Optionen in Frage, die allgemein bei erektiler Dysfunktion Anwendung finden:

Ergänzend erwähnt die Forschergruppe auch Verfahren der traditionellen chinesischen Medizin, etwa Akupunktur oder Moxibustion.

Regenerative Ansätze in der Erprobung

Innovative Behandlungsstrategien wie Stammzell- und befinden sich aktuell noch im experimentellen Stadium. In Tiermodellen zeigen sie vielversprechende Effekte. Die Kombination mit Trägersystemen wie Nanopartikeln oder Hydrogelen soll ihre Wirksamkeit gezielter und länger verfügbar machen. Klinische Evidenz steht bislang jedoch aus.

Fazit: Frühzeitig handeln – individuell behandeln

Die diabetische Potenzstörung ist eine häufige und komplexe Komplikation des Diabetes mellitus. Die aktuelle Übersichtsarbeit unterstreicht, wie wichtig ein frühzeitiger und individueller Therapieansatz ist – unter Berücksichtigung vaskulärer, neurogener, hormoneller und psychosozialer Faktoren. 

Entscheidend bleibt eine gute Diabeteseinstellung – denn je früher und konsequenter die metabolische Kontrolle erfolgt, desto besser lässt sich der Entwicklung einer erektilen Dysfunktion entgegenwirken.

Quelle:
  1. Ma J, Chen Y, Si Y, et al. The multifaceted nature of diabetic erectile dysfunction: uncovering the intricate mechanisms and treatment strategies. Front Endocrinol. 2024;15:1460033.