Klinische Relevanz von Diabetes-Subgruppen
Wie behandeln Sie SIRD? Oder MARD? Künftig könnte die Unterteilung des Typ-2-Diabetes in solche Subgruppen wichtiger werden, denn Diabetes ist kein einheitliches Krankheitsbild.
Subgruppen des Typ-2-Diabetes:
- Gruppe 1: schwerer autoimmuner Diabetes (severe autoimmune diabetes, SAID) mit frühem Krankheitsausbruch, relativ niedrigem BMI, schlechter metabolischer Kontrolle, Insulinmangel und Vorliegen von GADA
- Gruppe 2: schwerer Insulinmangel-Diabetes (severe insulin-deficient diabetes, SIDD) ohne GADA, ansonsten entsprechend Gruppe 1
- Gruppe 3: schwerer insulinresistenter Diabetes (severe insulin-resistant diabetes, SIRD) mit Insulinresistenz und einem hohen BMI
- Gruppe 4: leichter, Diabetes (mild obesity-related diabetes, MOD) mit Adipositas, nur milde Insulinresistenz
- Gruppe 5: leichter, altersbedingter Diabetes (mild age-related diabetes, MARD) bei älteren Patienten mit milden Stoffwechselstörungen
Diese Klassifikation des Typ-2-Diabetes hat ein schwedisches Forscherteam anhand von sechs Variablen (Glutamatdecarboxylaseantikörper [GADA], Alter bei Diagnose, BMI, HbA1c, Betazellfunktion und Insulinresistenz) bereits im Jahr 2018 vorgestellt (doi: 10.1016/S2213-8587(25)00283-9). Seither ist sie mehrfach repliziert worden.
Nun wurde in einer prospektiven Studie mit knapp 20.000 Teilnehmern derselben Kohorte das Risiko für Komorbiditäten und Mortalität in den verschiedenen Diabetes-Subgruppen untersucht. Die Nachbeobachtungszeit betrug bis zu 14 Jahre.
Schwerer insulinresistenter Diabetes mit zahlreichen Komorbiditäten verbunden
Bei Diagnosestellung wiesen Patienten mit SIRD die höchste Prävalenz von (69,8 %), Dyslipidämie (44,4 %), (10,9 %), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (30,6 %) und steatotischen Lebererkrankungen (1,1 %) auf. Im weiteren Verlauf wurden folgende Beobachtungen gemacht:
- Das Risiko für eine steatotische Lebererkrankung und war bei SIRD am höchsten (HR 3,29 und 1,55).
- Trotz großer Unterschiede beim HbA1c-Wert waren sowohl SIDD als auch SIRD mit einem erhöhten Risiko für Nierenerkrankungen, einschließlich Nierenversagen (SIDD: HR 2,94; SIRD: HR 3,41) und Myokardinfarkt (SIDD: HR 1,44; SIRD: HR 1,51) verbunden.
- Die Untergruppen SAID und SIDD wiesen das höchste Risiko für Retinopathie (SAID: HR 1,35; SIDD: HR 2,11) und auf (SAID: HR 2,58; SIDD: HR 2,13), während das Risiko für Vorhofflimmern bei SIRD und MOD am höchsten war (SIRD: HR 1,32; MOD: HR 1,58).
- SIDD, SIRD und MOD wiesen das höchste Risiko für die Gesamtmortalität auf (HR 1,44–1,52), was hauptsächlich auf die kardiovaskuläre Mortalität zurückzuführen war.
Frühzeitige Identifizierung und Therapie der Subgruppen erforderlich
Die Autoren heben besonders SIRD als Hochrisikogruppe hervor, die durch herkömmliche glykämiebasierte Risikofaktoren nicht identifiziert werde, aber das Risiko einer frühzeitigen Schädigung diverser Endorgane berge. Sie vermuten, dass die hohe Prävalenz von Komorbiditäten in der SIRD-Gruppe hauptsächlich auf die Insulinresistenz zurückzuführen ist und fordern daher, sie bei der Diagnostik mehr zu berücksichtigen. Denn zwischen Hyperglykämie und dem Risiko für Komorbiditäten bei bestehe oft eine Diskrepanz, so dass der HbA1c als alleiniger Marker nicht ausreiche.
Darüber hinaus fordern sie eine frühzeitige Identifizierung und Therapie der einzelnen Subtypen je nach Risikoprofil. Nur so könnten Komorbiditäten adäquat behandelt und Komplikationen vermieden werden.
- Asplund O et al., Comorbidities and mortality in subgroups of adults with diabetes with up to 14 years follow-up: a prospective cohort study in Sweden. Lancet Diabetes Endocrinol 2025, online 14 November.