Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig erkennen

Üblicherweise wird Schwangerschaftsdiabetes zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche diagnostiziert. Doch genügen bereits neun Parameter, um ein Erkrankungsrisiko sehr viel früher zu erkennen.

Neun Parameter genügen Computeralgorithmus

Üblicherweise wird Schwangerschaftsdiabetes zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche diagnostiziert. Ein israelisches Forschungsteam stellte fest, das bereits neun Parameter genügen, um ein Erkrankungsrisiko zu Beginn oder sogar vor der Schwangerschaft zu erkennen.

Schwangerschaftsdiabetes kann sowohl kurz- als auch langfristig mit gesundheitlichen Komplikationen bei Mutter und Kind einhergehen. Bei frühzeitiger Erkennung könnte der Krankheit durch Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und des Lebensstils zielführend entgegengewirkt werden. Israelische ForscherInnen konnten einen Algorithmus entwickeln, mit dessen Hilfe sich das Erkrankungsrisiko bereits vor der Schwangerschaft anhand von 9 aus über 2.000 Parametern genau erkennen lässt.

Dafür griffen, die WissenschaftlerInnen auf Daten der Clalit Health Services, Israels größter Gesundheitsorganisation, zurück. Auf diesem Weg konnte das Team Informationen von nahezu 600.000 Schwangerschaften auswerten. Stichwort bei der Erstellung des Algorithmus war "Big Data": Über 2.000 Parameter, darunter die familiäre Gesundheitsgeschichte und die Blutwerte, wurden in den Computer eingespeist.

BMI, Alter, familiäre Diabetes-Vorgeschichte und Glukosewerte besonders relevant

Bei der Analyse konnte das Forschungsteam allerdings feststellen, dass bereits neun der Parameter ausreichend sind, um einen klaren Ausblick auf das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes zu erlangen. Hier waren unter anderem besonders BMI, Alter, die familiäre Diabetes-Vorgeschichte und Glukosewerte von Relevanz.

Um die Ergebnisse zu validieren, übertrugen die ForscherInnen die Parameter auf 140.000 weitere Schwangerschaften aus einer vorangegangen Studie, die nicht zur Erstellung des neuen Algorithmus genutzt wurden. Die Auswertung der Untersuchung lieferte eindeutige Ergebnisse: Es ließ sich genau erkennen, bei welchen Frauen Schwangerschaftsdiabetes in Erscheinung trat.

Mehreren Krankheitsaspekten entgegenwirken

Die ForscherInnen sind sicher, dass mit dieser Methodik fortan vor allem zwei Aspekten bei Schwangerschaftsdiabetes gut entgegengewirkt werden kann. Zum einen ließen sich so bei Frauen mit hohem Risikofaktor frühzeitig Ernährungsgewohnheiten und Lebensstil umstellen. Zum anderen könnten durch die Identifizierung von Frauen mit niedrigem Erkrankungsrisiko teure Tests auf Glukosetoleranz vermieden werden.

Prof. Eran Segal, der leitende Studienautor, resümierte: "Unser großes Ziel war es, das Gesundheitssystem dabei zu unterstützen, das Auftreten von Diabetes in der Schwangerschaft zu verhindern." Zukünftige Studien sollen dazu beitragen, die Daten auch bei weiteren Bevölkerungsgruppen zu nutzen und somit den klinischen Gebrauch des Computeralgorithmus zu validieren.

Quelle:
Artzi  NS et al., Prediction of gestational diabetes based on nationwide electronic health records. Nature Medicine 2020; 26: 71-76; 
doi.org/10.1038/s41591-019-0724-8