Stresshormone begünstigen Diabetes

Neue Daten legen nahe, dass Stresshormone (und nicht nur gestörte Insulinsignale) für den Zusammenhang zwischen Diabetes und Adipositas verantwortlich sein könnten.

Ohne Stresshormone keine Insulinresistenz?

Woran liegt es, dass viele Übergewichtige einen entwickeln, andere wiederum nicht? Ein Forschungsteam der Rutgers Universität, USA, liefert einen neuen Erklärungsansatz hierfür. Sie stellten fest, dass übermäßige Nahrungsaufnahme bei gesunden Mäusen zu einem raschen Anstieg der Katecholaminspiegel und somit der Sympathikusaktivität führt.

Mäuse, die genetisch so verändert wurden, dass sie außerhalb ihres Zentralnervensystems keine Stresshormone produzieren konnten, entwickelten trotz Übergewicht keinen Diabetes.
Diese Versuchstiere hatten eine zucker- und fettreiche Fütterung erhalten und zeigten keine Anzeichen für ein metabolisches Syndrom, obwohl sie ebenso viele Kalorien aufnahmen und ebenso übergewichtig waren wie die normalen (Kontroll-)Mäuse.

Stresssignale überwiegen gegenüber Insulinwirkung

Mechanistisch ist dieser Antagonismus eigentlich länger bekannt, denn Stresshormone erhöhen den Glukose- und Lipidspiegel im Blut, während diese senkt. „Einige Kollegen sind zunächst überrascht, dass es trotz intakter Insulinsignalwege in der Zelle zu Insulinresistenz kommen kann“, so die Autoren.2 Wenn der bremsende Effekt des Insulinspiegels etwa auf gleichem Niveau bleibt, aber erhöhte Stresshormone hinzukommen, überwiegt deren Effekt und führt zu einer relativ verminderten Insulinwirkung.

„[Dies]könnte auch erklären, warum keines der derzeit zur Therapie der Insulinresistenz verwendeten Medikamente, mit Ausnahme von Insulin selbst, die zelluläre Insulinsignalgebung direkt erhöht”, erklärt Prof. Christoph Büttner, Leiter der Abteilung für Endokrinologie, Stoffwechsel und Ernährung an der Rutgers Medical School und Leiter der Forschungsgruppe.

Fazit für die Praxis

Eine erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems zeichnet sich als zentraler Treiber für den Zusammenhang zwischen Überernährung und Insulinresistenz bzw. metabolischem Syndrom ab, und zwar unabhängig von der zellulären Insulinwirkung. Dies steht auch im Einklang mit der Tatsache, dass sich ein Diabetes bei selbst unter geringer Gewichtszunahme verschlimmert.2

Humanstudien zu akuten Stressreaktionen und Überernährung laufen derzeit, ebenso zu den Zusammenhängen zwischen dem sympathischen Nervensystem und Diabetes Typ 1. Die Ergebnisse könnten letztendlich zu neuen therapeutischen Ansätzen für Insulinresistenz, Diabetes und metabolischem Syndrom führen, bei denen der Fokus auf der Reduktion von Stresshormonen liegt, anstatt auf den Insulinsignalen, resümiert Büttner.2

Quellen:
  1. Sakamoto, K. et al. Overnutrition causes insulin resistance and metabolic disorder through increased sympathetic nervous system activity. Cell Metabolism 37, 121-137.e6 (2025).
  2. Researchers Suggest Stress Hormones Explain How Obesity Causes Diabetes. https://www.rutgers.edu/news/researchers-suggest-stress-hormones-explain-how-obesity-causes-diabetes.