Wenn Süßes bitter wird: Aspartam und die Folgen für unser Gehirn

Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und künstlichen Süßstoffen wie Aspartam verdient mehr Aufmerksamkeit, da diese zahlreichen Lebensmitteln, Getränken und sogar Medikamenten zugesetzt werden.

Wie wirkt Aspartam auf Neurotransmitter?

Studien und Fallberichte haben über viele Jahre eine Korrelation von Migräne oder Kopfschmerzen mit dem Verzehr süßstoffhaltiger Produkte beschrieben, wobei Aspartam und Sucralose in diesem Kontext am besten untersucht sind.1–5 Nach derzeitigem Verständnis ist dies neurophysiologisch wie folgt zu erklären: Aspartam erhöht die zerebrale Erregbarkeit und beeinflusst das Gleichgewicht von Neurotransmittern, insbesondere von Serotonin und Dopamin.2 Deren Spiegel sind bei Migränekranken oft verändert.

Hierzu muss man bedenken, dass sich Aspartam von Asparaginsäure und Phenylalanin ableitet. Bei seiner Metabolisierung wird es in Methanol, Asparaginsäure und Phenylalanin gespalten. Durch die Zufuhr von Aspartam steigt daher der Gehalt dieser beiden Aminosäuren im , was die Synthese und Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, Noradrenalin und Serotonin hemmen kann, welche die neurophysiologische Aktivität regulieren.7,8

Bestimmte Abbauprodukte wirken neurotoxisch: Das Methanol, wenn auch in geringer Menge, wird weiter zu Formaldehyd abgebaut, einem bekannten Zellgift.6 Ein Nebenprodukt des Abbaus der Asparaginsäure ist Glutamat, das als exzitatorischer Neurotransmitter zu einer Überreizung führen kann (Exzitotoxizität).Daneben hemmen erhöhte Phenylalaninwerte kompetitiv den Tryptophan-Einstrom. Da Tryptophan ein Serotonin-Vorläufer ist, sinkt somit der Serotoninspiegel und niedrigere Serotoninkonzentrationen lösen im Gehirn eine Vasodilatation aus, ebenfalls ein bekanntes pathophysiologisches Charakteristikum bei .9

Aspartam wirkt außerdem proentzündlich oder als chemischer Stressor. Es kann die Kortisolspiegel erhöhen, was mit einer vermehrten Bildung freier Radikale einhergeht. Dies erhöht die Anfälligkeit des Gehirns für oxidativen Stress, was sich nachteilig auf die neurologische Gesundheit auswirken kann.8

Weitere neuropsychiatrische Auffälligkeiten mit Süßstoffen assoziiert

Daneben gibt es auch Signale für einen Zusammenhang von wie Aspartam mit weiteren neurologischen und psychischen Störungen. Beschrieben sind schädliche Effekte auf die kognitive Funktion, Lernprobleme, Krampfanfälle, Reizbarkeit, Angstzustände, Depressionen und Schlaflosigkeit.7,8 Ein Beispiel: Laut prospektiven Daten von 31,7 Tsd. Frauen aus der '' aus dem Jahr 2023 erhöht der Verzehr von neun Portionen künstlich gesüßter, hoch verarbeiteter Lebensmittel und Getränke pro Tag das Risiko für eine um bis zu 50 %.10,11

Migränetrigger sind individuell unterschiedlich und eine gute Anamnese und ein Kopfschmerz-Tagebuch können helfen, diese zu identifizieren. Ernährungsbedingte Auslöser werden jedoch von Patienten mit einer Vielzahl verschiedener Kopfschmerzformen, insbesondere mit Migräne, häufig genannt.5 Einige Betroffene berichten, dass der Verzehr aspartamhaltiger Produkte innerhalb weniger Stunden zum Einsetzen einer Migräneattacke führen kann, weiß auch einer der führenden Kopfschmerzspezialisten in den USA, Dr. Fred Cohen.2 Eine Reduzierung oder ein Verzicht auf Süßstoffe kann bei diesen Menschen dazu beitragen, die Häufigkeit und Schwere der Migräneanfälle zu verringern.

Auch Medikamentenhersteller setzen leider zuweilen solche Süßstoffe ein. Die Einnahme eines aspartamhaltigen Akutmedikaments (Maxalt-MLT, Wirkstoff Rizatriptan) verschlimmerte in Fallberichten bereits laufende Migräneattacken.4

Fazit für die Praxis

Trägt ein Produkt die Bezeichnung „zuckerfrei“, enthält es häufig Süßstoffe. Letztere wurden bereits mit Gewichtszunahme, Störungen des Lipidstoffwechsels und des Darmmikrobioms sowie einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2 und in Verbindung gebracht.10,12,13

Ein Artikel von T. H. Chan der medizinischen Universität Harvard hebt hervor, dass insbesondere Kinder süßstoffhaltige Getränke nicht auf Dauer konsumieren sollten, da die Auswirkungen unbekannt sind.12
„Schwangere und stillende Frauen, Kinder, Diabetiker, Migräne- und Epilepsiepatienten sind besonders anfällig für die unerwünschten Nebenwirkungen von süßstoffhaltigen Produkten und sollten diese Produkte mit äußerster Vorsicht konsumieren“, schließt auch ein Review zu ihrer Sicherheit bzw. Toxizität.1

Da aber auch ansonsten viele Menschen sensibel auf Lebensmittelzusatzstoffe reagieren und diese oft in mehrerlei Hinsicht nicht gesundheitsförderlich sind, wäre die Wahl von vollwertigen Lebensmitteln ein sinnvoller Schritt (das heißt: hoch verarbeitete Produkte meiden und Lebensmittel wählen, die möglichst wenige Zusatzstoffe enthalten).6

Quellen:
  1. Sharma, A., Amarnath, S., Thulasimani, M. & Ramaswamy, S. Artificial sweeteners as a sugar substitute: Are they really safe? Indian J Pharmacol 48, 237–240 (2016).
  2. Artificial sweeteners and migraine — Fred Cohen, MD Headache Specialist. Fred Cohen, MD https://www.headache123.com/blog/artificial-sweeteners-and-migraine.
  3. Patel, R. M., Sarma, R. & Grimsley, E. Popular sweetner sucralose as a migraine trigger. Headache 46, 1303–1304 (2006).
  4. Newman, L. C. & Lipton, R. B. Migraine MLT-down: an unusual presentation of migraine in patients with aspartame-triggered headaches. Headache 41, 899–901 (2001).
  5. Zaeem, Z., Zhou, L. & Dilli, E. Headaches: a Review of the Role of Dietary Factors. Curr Neurol Neurosci Rep 16, 101 (2016).
  6. Aspartame, a Potential Trigger for Migraines. Migraine.com https://migraine.com/blog/aspartame-a-potential-trigger-for-migraines.
  7. Dar, W. Aspartame-induced cognitive dysfunction: Unveiling role of microglia-mediated neuroinflammation and molecular remediation. International Immunopharmacology 135, 112295 (2024).
  8. Choudhary, A. K. & and Lee, Y. Y. Neurophysiological symptoms and aspartame: What is the connection? Nutritional Neuroscience 21, 306–316 (2018).
  9. Review, I. J. of R. and. Various Trigger Factors of Migraine: A Review of Pathophysiology and Mechanism. International Journal of Research and Review 11, (2024).
  10. Joshua, A., MS, & RDN. Are Artificial Sweeteners Bad for You? Verywell Health https://www.verywellhealth.com/artificial-sweeteners-5184450.
  11. Samuthpongtorn, C. et al. Consumption of Ultraprocessed Food and Risk of Depression. JAMA Network Open 6, e2334770 (2023).